Bericht über den 35. Berlin-Marathon am 28.09.2008

 

Eigentlich sollte dieser Lauf mein 200. Marathon mit einer neuen Bestzeit von 2:59 h werden. Leider verhinderten eine Operation in der rechten Leistengegend und die Teilnahme am Transalpine-Run dieses Vorhaben. Ich fühlte mich einfach nicht fit genug um eine Zeit unter 3 h zu laufen. Deshalb wollte ich eigentlich nur etwas Spaß haben und strebte eine Zeit unter 3:30 h an. Ich wollte einfach nur wissen, wo ich leistungsmäßig stehe, um danach gezielt an den 3 h zu basteln, und zwar ohne dazwischen an irgendwelchen Ultraläufen teilzunehmen. Diese machen einen einfach zu langsam.

 

So flogen mein Laufkumpel Sascha und ich am Samstagmorgen vom Flughafen Hahn in die Hauptstadt. Auch er wollte ursprünglich unter 3 h laufen, aber eine Erkältung machte auch sein Vorhaben zunichte. Er hatte zwar kein Fieber, aber sein Husten, besonders am frühen Morgen, war schon bedenklich.

 

Nachdem wir im Hotel eingecheckt hatten, führte uns unser erster Weg zur Marathonmesse ins Kabelwerk, Richtung Flughafen Tegel. Das Gelände ist großzügig angelegt, aber es kann etwas dauern bis man seine Startnummer in Händen hält.

Man sollte auch seinen Chip mitnehmen. Die Angaben werden nämlich hier überprüft.

 

Danach war etwas Sightseeing angesagt. Am Abend wurde noch gut gegessen, zum Abschluss noch gemeinsam eine Flasche Rotwein geköpft. Das macht locker… J

 

Am nächsten Morgen wurde noch ordentlich gefrühstückt, dazu 3 Tassen Kaffee; wir hatten ja beide nichts Besonderes vor. Mit der U-Bahn gelangten wir problemlos zum Potsdamer Platz, von dort aus ging es zu Fuß über die Ebertstraße zum Startgelände.

Dort wurde es dann allerdings eng: Um unseren Kleiderbeutel abzugeben mussten wir Schlange stehen, nur ganz langsam ging es vorwärts und auch nur langsam wieder zurück. Dadurch hatten wir es plötzlich eilig zum Start zu gelangen. Gerade mal 3 min hatten wir noch Zeit bevor der Startschuss fiel. Wir wollten aus Startblock C starten; der war aber bereits so gefüllt, dass wir erst nach dem Startschuss die Straße betreten konnten.

 

Dennoch kamen wir gut ins Rollen: in 4:45 min war der 1. km absolviert, in 4:35 min der zweite. Danach wurde mir Sascha zu schnell: Er verschwand im Pulk der 3:15 h – Läufer. Ich ließ ihn ziehen. Ich war mir einfach zu unsicher, was meine derzeitige Leistungsfähigkeit anging.

 

Die ersten Stadtteile wie Tiergarten mit der Siegessäule und Moabit sind schnell durchquert, und nach 10 km auf Höhe des Fernsehturms sind 47 min und 13 sec verstrichen. Weiter geht’ s durch Friedrichshain nach Neukölln und Kreuzberg. Im Stadtteil Schöneberg ist der Halbmarathon erreicht, nach einer Zeit von 1:39:05 h.

 

Es läuft alles viel besser als ich dachte, und überlege mir, ob ich nicht noch etwas zulegen soll, bleibe aber zunächst doch noch vorsichtig. Die Zuschauer feuern einen aber immer wieder frenetisch an, die Musikkapellen tun ihr Übriges.

Haile Gebrselassie formulierte es nach seinem erneuten Weltrekord sehr treffend: „Man fühlt sich wie in einem Stadion.“ Aber 1 Million Zuschauer machen nun mal einen ganz schönen Lärm…

 

Durch Steglitz führt die Strecke nun zum „Wilden Eber“ im Stadtteil Zehlendorf. Hier ist wie immer die Hölle los. Tolle Musik und der Applaus lassen vergessen, dass man bereits 28 km in den Knochen hat.

 

Bei mir läuft es immer noch sehr gut, und ich erledige hier einen km in 4:28 min.

Eine große Euphorie macht sich bei mir breit. Es bereitet mir tierischen Spaß noch schneller zu laufen. Viel kann ja nicht mehr passieren….

Trotzdem werde ich wieder vorsichtiger. Bei km  33 befinden wir uns auf dem Kurfürstendamm und laufen Richtung Gedächtniskirche: Immer wieder jede Menge Zuschauer, Musikkapellen, Ramba Zamba!!!! Dieser Marathon ist ein großes Fest!

 

Für mich gibt es jetzt kein Halten mehr: Ich bin in einer anderen Welt, in meiner Welt. Hier gehöre ich hin, nicht in die Berge – ich brauche auch den sportlichen Aspekt – mag es im Gebirge auch noch so schön sein.

So brause ich über die Leipziger Straße Richtung „Unter den Linden“ und damit Richtung Brandenburger Tor.

Und hier erlebe ich den gigantischsten Zieleinlauf der Welt: Zigtausende von Zuschauern bescheren einem einen Zieleinlauf, der durch nichts zu überbieten ist – dagegen ist der Zieleinlauf in New York ein Ort der Besinnung. Während man in New York von den Weiten des Central Parks verschluckt wird, kann man hier auch nach der Ziellinie noch genießen.

 

Wenn es hier etwas zu bemängeln gibt, dann vielleicht die Tatsache, dass es unterwegs keine Cola und auch zu wenige Tische gibt, auf denen die Getränke stehen, und das auch immer nur auf einer Seite, meistens rechts. Da kann es schon mal vorkommen, dass man an einem Verpflegungspunkt vorbei läuft…   ;-)

 

Übrigens: Meine Zeit im Ziel betrug: 3:17:25 h, Sascha benötigte 3:09 h – beachtlich!

Am Abend trafen sich die saarländischen Läufer in der saarländischen Vertretung zu Lyoner und Urpils – Prost!!!

 

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