Bericht über den 9.
Frauenfelder Marathon am 16.11.2008
Frauenfeld, das in der Nähe von Winterthur liegt, richtet
den Marathon im Rahmen des traditionellen „Waffenlaufes“ aus. Diese Waffenläufe
sind militärischer Natur, wobei die Soldaten tatsächlich mit ihrem Gewehr –
teilweise liebevoll geschmückt – die Strecke, auch den Marathon, absolvieren.
Es nehmen auch ausländische Soldaten teil.
Der Start erfolgt auf dem großen Marktplatz; das Ziel und
alles andere an Organisatorischem findet man in der Kaserne, die ohne Probleme
für jeden zugänglich ist.
Am Samstag vor dem Lauf fahren Margit und ich bei schönem
Wetter durch den Schwarzwald nach Winterthur, wo wir übernachten.
Am Sonntag geht es dann rechtzeitig weiter nach Frauenfeld.
Dort erwischen wir auf dem Parkplatz vor
dem Bahnhof einen Parkplatz. Man braucht nur noch die Straße zu überqueren und
ist direkt in der Kaserne. Für 7 Schweizer Franken kann man am Bahnhof den
ganzen Sonntag parken.
Nach der Anmeldung (Nachmelder zahlen 47 statt 40 Franken)
trifft man natürlich noch den ein oder anderen Sammler und Vielstarter; dann
bereite ich mich auf den Start vor.
Um 9:30 Uhr treten die Soldaten an und marschieren
anschließend unter Begleitung der Militärkapelle zum Marktplatz. Da ich auch
schon startklar bin, trotte ich mit den anderen hinterher. Pünktlich um 10 Uhr
fällt dann der Startschuss für die Militärs mittels einer Kanone, die wohl auch
den letzten Einwohner aus den Federn holt.
Es ist noch neblig und kühl, und meine Hoffnung, dass es
noch klar wird, schwindet immer mehr. So werden auch wir Zivilisten um 10:30 h
auf die Reise geschickt.
Für mich ist dies der Startschuss für die nächsten 200
Marathons, die ersten 200 sind ja seit 3 Wochen abgehakt….
Doch mein 201.
Marathon soll wohl nicht gerade einfach werden. Direkt nach dem Start geht es
steil aus der Stadt heraus. Schnell werden Erinnerungen an Biel wach. Aber
schließlich sind ja 520 Höhenmeter angekündigt. Also hinein ins Vergnügen!
Nach den ersten 5
Kilometern im 5-er Schnitt holen wir die ersten Soldaten ein, die die Strecke
marschierend in Angriff genommen haben. Ich wundere mich, dass doch immer
wieder Zuschauer anzutreffen sind. Aber diese Waffenläufe sind wohl sehr
bekannt und beliebt in der Schweiz.
Ich wechsele
unterwegs ein paar Worte mit der Ultraläuferin Carmen Hildebrandt. Aber sie
will – wie immer – ihre Ruhe, die ich ihr dann auch lasse. Erst bei km 37 werde
ich sie wieder sehen.
Unsere Strecke führt
uns immer wieder bergan von Ort zu Ort Richtung Eschlikon. Kurz vor Eschlikon
werden die Passagen flacher. Nach der Siedlung geht es langsam Richtung Wil.
Hier ist die Hälfte geschafft – und der Start des Halbmarathons.
Im Ort wird es
ziemlich steil. Während ich mich nach oben kämpfe, stürzen sich auf der anderen
Seite die Halbmarathonis ins Getümmel, allerdings nur die Frauen. Die Männer
starten eine halbe Stunde später.
Nach den letzten
ruhigen Kilometern fühlt man sich plötzlich wie bei einem City-Marathon:
Stimmung ohne Ende und viel Applaus! Nachdem wir Wil wieder verlassen haben, holen wir die ersten (respektive die letzten) Halbmarathoniquen ein. Sie finden uns super und machen auch
artig Platz, damit wir Marathonis vorbei können. Warum schreibe ich eigentlich
„wir“ ? Schon seit längerem kämpfe ich mich alleine
weiter, und die nasskalte Witterung wird jetzt durch den aufkommenden Wind
unangenehm.
Aber die vielen
Teilnehmerinnen des Halbmarathons lassen den Lauf kurzweilig werden.
Abwechslung ist angesagt! So vergehen
die letzten Kilometer ohne dass ich das Gefühl hätte, der Marathon wolle kein
Ende mehr nehmen. Bei km 37 stürmt Carmen an mir vorbei. Sie wird noch Dritte
ihre Altersklasse.
Vor Frauenfeld wird
es wieder steiler, und ich bin froh noch ein paar Körner im Petto zu haben. Der
letzte km führt dann nur noch nach unten Richtung Ziel. Hier stehen die
Zuschauer Spalier und begrüßen uns frenetisch.
Ich entdecke auch
meine Margit, drücke ihr noch einen Kuss, um dann nach 3:33 h über die
Ziellinie zu laufen.
Bei der Medaillenausgabe kann man
wählen: zwischen einer Medaille, einem Naturalpreis (1 Pfund Honig) oder einem
Geldpreis (10 Schweizer Franken). Das hatte ich bisher auch noch nicht. Ich
entscheide mich für die Medaille, da sie für mich der sportlichste Preis für
die Anstrengung ist. (Der Honig wäre aber auch okay gewesen.)
Danach geht es zum Duschen, wo das
Wasser gerade noch warm ist. Dem großen Ansturm der eintreffenden
Halbmarathonis ist die Anlage dann aber nicht mehr gewachsen: das Wasser kommt
nur noch kalt bei den Läufern an.
Zur Stärkung wird in der
Kasernenkantine Gulasch mit Reis und Gemüse angeboten.
Das Ganze für 9,50 Franken: wahrlich
ein ziviler Preis für Schweizer Verhältnisse, und dies beim Militär – paradox!
Insgesamt kann ich der Veranstaltung
nur gute Noten geben: eine perfekte Organisation mit viel Freundlichkeit
garniert: Danke!!