Bericht über den Marathon in Riga (Lettland) am 18.05.2008

 

Zu diesem Marathon hatte ich mich schon rechtzeitig im Jahr 2007 angemeldet, Hotel und Flug gebucht. Infos darüber und andere Einzelheiten sind ab 22.05.08  hier zu lesen.

 

Der Lauf:

 

Der Start für Marathon und Halbmarathon fand um 09:30 Uhr Ortszeit (MEZ - 1 h) vor der RIGA-Arena und dem olympischen Sport-Center statt.

Ich hatte zwar zeittechnisch nichts vor, stellte mich aber relativ weit vorne hin. 3:30 h sollten es dann doch sein!

Kurz vor dem Startschuss standen 2 m rechts vor mir die beiden „Pacemaker“, heute wieder ganz in Schwarz, dann die anderen VIP’s, dann ich.

 

Dann aus heiterem Himmel, der gar nicht so heiter war, sondern bewölkt: der Startschuss.

Auf der breiten Straße kommen wir gut ins Rollen - und: die „Pacemaker“ laufen mir schon wieder weg!

Nachdem es in der Nacht und am frühen Morgen geregnet hatte, ist es jetzt trocken. Ich laufe in kurzer Hose und halblangem Funktionsshirt. Die Temperaturen liegen bei ca. 10 Grad, später bei 15 Grad.

Der Marathon-Gott hatte ein wachsames Auge auf uns und ließ es erst wieder regnen, als alle Teilnehmer längst wieder im Ziel waren - eigentlich ideale Wetterbedingungen.

 

Doch was war das? Den ersten km  in 4:12 min - viel zu schnell! “Ist denn schon September, bin ich in Berlin? Dort will ich die 3h knacken, nicht hier und heute - 2 Wochen nach Mainz!“

Nach 2,5 km aber die Bremse: Kopfsteinpflaster! Jetzt muss man links oder rechts auf dem Bürgersteig laufen; danach geht es rechts ab Richtung Brücke über die Daugava;

Diese ist hier sehr breit und somit auch die Brücke. Man muss auch ein paar Höhenmeter überwinden.

Nach der Brücke geht es wieder nach rechts, entlang des Flusses, den wir gerade über quert haben: ganz ekliges Kopfsteinpflaster; wieder links auf den Bordstein, Bäume umlaufen; hier ist es eng.

 

Inzwischen habe ich mich mit einem Läufer aus Potsdam angefreundet. Wir unterhalten uns, trotzdem: 45 min für die ersten 10 km sind eigentlich zu schnell; ich weiß aber: langsamer werde ich von alleine.

Der Potsdamer klärt mich auf, dass die Marathonis 3 x 14 km zu laufen haben; er als Halbmarathoni 1 x 14 km und eine abgekürzte Runde mit Wendepunkt.

 

Die Streckenführung ist eigentlich absolut uninteressant; nix Sehenswertes; lässt sich aber bis auf die angesprochenen Kopfsteinpflaster und Brücken ziemlich gut laufen.

Apropos Brücken: bevor man nach einer Schleife wieder über die Daugava zurückläuft, darf man noch einen Schlenker nach rechts machen und nimmt noch eine flachere Brücke mit.

 

Nachdem sich der Potsdamer an seinem Wendepunkt verabschiedet hat, laufe ich den Rest der Strecke allein. Nach 2 Runden und gelaufenen 28 km bin ich 2:11 h unterwegs. Das sollte für eine Zeit um 3:20 h reichen, auch wenn ich noch Probleme bekommen würde.

 

Ich stürze mich in die letzte Runde, unterstützt von den Zuschauern und frage mich: „Wieso rennst Du eigentlich so?“ Die Antwort gebe ich mir selbst: „Weil ich es kann - und weil es einfach tierischen Spaß macht!“ Deshalb also dieser 42-km-Tempodauerlauf!

 

Da die km seit km5 nur noch alle 5 km angezeigt werden, habe ich über mein aktuelles Tempo nie den richtigen Überblick.

Während ich auf der 2. Hälfte der 2. Runde viele Halbmarathonis überholt habe, ist es jetzt wieder ruhiger.

Doch auf der großen Brücke überhole ich andere, die jetzt langsamer werden.

Danach hüpfe ich wieder auf den Bordstein und nach der Schleife sehe ich km  35.

Inzwischen weiß ich, dass ich das Tempo halten kann.

 

Und da sind sich auch wieder: die Endorphine; was täte ich nur ohne sie?

Ich lächele, überhole und überhole.

Auf dem Rückweg über die Brücke werde ich wieder ruhiger. Der kalte und starke Wind kostet Körner!

Dann geht es aber bergab; ich werde wieder schneller, wieder mit diesem Glücksgefühl: der kleine Günni in der großen, weiten Welt!

Meinen Beinen scheint das gar nichts auszumachen; sie tun das, was sie sollen: sie laufen, ohne Schmerzen, ohne Müdigkeit…

Km 40: nichts kann mich bremsen, nur der starke Gegenwind ein wenig. Km 41 sehe ich nicht, ist wohl umgeweht worden.

Aber ich höre den Ziellautsprecher - ich gebe noch mal Gas - die Kraft nimmt kein Ende!

Dann stürze ich durch die Zuschauerreihen mit Applaus bedacht ins Ziel: 3:16 h !!! - einfach günnial!! Berlin - ich komme;  2:59 h - ich kämpfe!!

 

Das herrliche Büffet, das am Morgen hier für uns aufgebaut wurde, ist komplett geplündert, von den 1000 Halbmarathonis und den 3000 Minimarathonis. Aber vor dem Lauf kann man sich ja schlecht den Bauch voll schlagen.

Aber: ich habe ja 2 Lats bei mir; für 1,50 ls gibt es jetzt einen halben Liter Bier - hat er sich verdient!

Mit dem Becher in der Hand schlendere ich Richtung Hotel, das ich 12 min später erreiche - die Medaille um den Hals.

Duschen und zurück zum Start- und Zielgelände. Die Ergebnisliste hängt aus: Platz 47 gesamt und Platz 5 in der AK 50 (10-Jahreswertung) können sich sehen lassen!

 

Jetzt ist auch das Bier alle!

 

So mache ich mich auf den Weg in die Altstadt - zum Kaffeetrinken. Der Abend klingt dann in einem russischen Restaurant aus, zusammen mit einer Hamburger Läufergruppe, die ich bei der Startnummernausgabe kennen gelernt habe.

 

Nastrovje!!! (oder so ähnlich)

 

 

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