„Highway to Hell“ oder „Das größte Laufabenteuer meines Lebens“

Ein Bericht von Günter (Günni) Pink vom Transalpine-Run 2008

 

Tag 2: von  St. Ulrich am Pillersee (A) nach Mittersill (A)

 

Heute stand die sogenannte Königsetappe auf dem Plan: die längste und angeblich schwierigste Etappe der gesamten Tour. Und auch heute war es sehr warm….

 

Hier die Daten, die für heute von Interesse waren:

Vertikaldistanz: 2794 Höhenmeter im Aufstieg, 2856 Höhenmeter im Abstieg

Horizontaldistanz: 48, 56 km

Startzeit: 07.00 Uhr

Zeitlimit: bis zur V4: 8,5 h

 

Anfangs führte die Strecke leicht wellig bis zum km 11. Man sollte diese Möglichkeit nutzen, um Zeit gutzumachen, die man dann eventuell am Berg wieder verliert. Aber es wurde schnell warm, und der Schweiß floss in Strömen.

Nach V 1, die wir mit einem guten Zeitpolster erreichten, ging es richtig zur Sache: steil ging es bergauf bis auf gute 1800 m. Danach setzten wir unsere Route wieder steil bergab fort, um anschließend wieder auf über 1863 m anzusteigen.

Bereits hier bemerkte ich, dass dies nicht mein Tag werden sollte.

Ich musste mich bergauf sehr quälen, hatte vor allem Probleme mit der Atmung. Theresia dagegen ging es gut. Sie war ständig vor mir, und winkte mir fröhlich zu. Nach dem Henlabjoch ging es abwärts bis auf 1254 m zur Lindling Alm. Aber auch diese Passagen forderten bei mir sehr viel Kraftaufwendung. V 3 passierten wir aber hier noch gut im Soll.

 

Der weitere Weg führte uns über die Murnauer Scharte (1967 m) und Bürgl Hütte (1785 m), wo sich V4 befand, zur Rosswegscharte (2062 m).

Immer wieder ging es bergauf und bergab. Ich spürte, wie mich meine Kräfte immer mehr verließen. Es zermürbte mich, dieses ständige Auf und Ab! Ich wollte nicht mehr!

Mein Akku war leer. Dabei stand uns noch der steile Abstieg nach Mittersill bevor….

 

Meine Oberschenkel schmerzten dabei wie Feuer, ich musste vorsichtig sein. Mit den Kräften verließ mich nämlich auch die Konzentration, von der Motivation ganz zu schweigen. Ein Sturz wäre fatal gewesen, ja möglicherweise das Ende. Aber dies stand sowieso bevor. Ich war mir sicher, dass ich hier der falsche Mann am falschen Platz war.

Ich erwog ernsthaft – nein, ich war mir sicher – das Abenteuer nach der Etappe abzubrechen. Ich überlegte mir nur noch, wie ich es Theresia beibringen sollte….

 

Unterwegs gab es Stellen, an denen ich mir vorkam wie in einer Sauna. Hier herrschten bestimmt Temperaturen von 50 Grad Celcius; kein Sauerstoff, kein Ende absehbar.

Ich dachte an zuhause: da wollte ich jetzt hin – dorthin, wo sich jemand Gedanken um mich machte und ich versprochen hatte nichts zu riskieren, schon gar nicht meine Gesundheit….

 

Dann waren wir nach 9:15 h endlich in Mittersill – innerhalb der Sollzeit. Ich war so gut wie tot, der Akku total leer; etwas was ich normalerweise immer vermeide – heute ist es mir nicht gelungen!! Wie soll das morgen weiter gehen??? Ich sage Theresia noch nichts…

 

Es gibt nur einen ganz kleinen Funken Hoffnung: „ich habe die Königsetappe geschafft!!“

Aber sie auch mich!! Ich bin schlapp, kraft- und lustlos. Der Muskelkater in meinen Oberschenkeln ist unbeschreiblich.

Aber ich erinnere mich an folgende Worte meines Laufkumpels Sascha: „Wer kämpft, kann verlieren – wer nicht kämpft, hat bereits verloren!“

Also: warten wir mal den 3. Tag ab – ich habe auf jeden Fall die Berechtigung zu starten – 20 andere Teams nicht: sie hatten die Sollzeit überschritten; für sie ist das Rennen auf jeden Fall zu Ende!

 

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