„Highway to Hell“ oder „Das größte Laufabenteuer meines Lebens“

Ein Bericht von Günter (Günni) Pink vom Transalpine-Run 2008

 

 

Tag 6: von  Sand in Taufers (I) nach AntholzMittertal (I) am 04.09.2008

 

Heute stand eine „Kurzdistanz“ auf dem Programm: lediglich 24, 83 km waren zu bewältigen. Kein langer Anlauf, ein Leckerbissen für Theresia – so schien es zumindest. Aber diese 24 km sollten es in sich haben: der höchste Punkt lag auf 2792 m Höhe, die Rieserfernerhütte. Seitens der Rennleitung zog man bereits vor dem Start in Erwägung auf Grund der labilen Wetterlage, ab der Hütte wieder zurück zu laufen. Bei Schneefall wäre ein Weiterlaufen nach der Hütte auf jeden Fall zu gefährlich.

 

Aber zunächst einmal die Daten:

Vertikaldistanz: 1983 Höhenmeter im Aufstieg, 1612  Höhenmeter im Abstieg

Horizontaldistanz: 24, 83 km

Startzeit: 08.00 Uhr

Zeitlimit: bis zur V2: 5,5 h

 

Als nun bereits zum sechsten Mal „Highway to Hell“ erklang, wusste ich, dass es ab sofort keine „leichte“ Etappe mehr geben würde. Wir waren einerseits alle geprägt von den bisherigen Strapazen, und das Programm, das noch auf uns wartete, war alles andere als ein Spaziergang. Mir war klar, dass wir jetzt jeden Tag an unserem Limit kratzen würden. Aber ich war zu allem bereit! An Aufgeben dachte ich nicht mehr. Ich wollte unbedingt zu den 3 Zinnen, und dann als Held nach Hause…..

 

Nach einer kurzen Anlaufstrecke von 3 km ging es schon bergauf. Da es die ganze Nacht geregnet hatte, galt es vorsichtig zu sein. Der Boden, die Steine und Wurzeln waren glitschig – eine Tatsache, die sich später beim Bergablaufen noch als schwierig zeigen sollte.

So kletterten wir nach oben, entlang eines Wasserfallweges. Der Wasserfall war ein richtiger Reinfall – so lautete sein Name.

An V1 hatten wir ein gutes Zeitpolster: für 8 km hatten wir 4 h Stunden Zeit – wenn wir das nicht schaffen, sind wir selbst Schuld, komme, was da wolle.

Unterwegs wurden wir angehalten ab 2000 m Höhe warme Bekleidung anzuziehen.

An einem Absatz hatten wir diese Höhe erreicht, und es ging für kurze Zeit flach weiter. Hier konnte man einen Blick nach oben wagen: meist versteckten sich die Gipfel in den Wolken, aber dort wo keine Wolken waren, entdeckte ich: Schnee!!!

Hoffentlich liegt an der Rieserfernerhütte kein Schnee, hoffentlich dürfen wir da oben die „normale“ Route weiter laufen. So schoss es mir durch den Kopf. Ein Zurück hätte der Strecke vieles von ihrer Schönheit geraubt.

Kurz bevor es dann wieder steil bergan ging, entschloss ich mich, winterfeste Bekleidung anzuziehen.

Nun begaben wir uns in hochalpines Gelände. Wenn ich nach oben oder unten sah, zeigte sich mir ein Bild, das mich an viele bunte, emsige Ameisen erinnerte.

Es kam kalter Wind auf. Der Anstieg schien nicht enden zu wollen. Die Luft wurde wieder dünner, immer öfter legte ich eine kleine Verschnaufpause ein. Theresia war immer in meiner Reichweite, so dass ich ständig informiert war, wie es ihr ging.

Das größte Problem, das ich heute mit ihr hatte, war nicht ihre Erkältung, sondern – wie schon so oft – ihre Sprache. Wie mit einem Maschinengewehr schoss sie ihre Labersalven in „markgräferländisch“ auf mich ab; selbst bei mehrmaligem Wiederholen war ich oft nicht in der Lage zu entziffern, was sie meinte. Glaubt mir, so was nervt unendlich!!!! Deshalb hielt ich manchmal bewusst Abstand…

 

Dann tauchten wieder die ersten Helfer der Bergrettung auf, immer ein Zeichen, dass das Schlimmste geschafft ist. Ca. 15 min später entdeckte ich sie dann, die Hütte. Der höchste Punkt und V2 auf knapp 2800 m Höhe waren erreicht.

Nach einer kleinen Stärkung machten wir uns an den Abstieg. Dies war ein besonderes Highlight! Senkrecht ging es nach unten, teilweise mit Stufen und Seilen abgesichert. Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit waren hier Grundvoraussetzung!

Diejenigen, die nicht darüber verfügten, mussten hier umkehren. Das Rennen war für sie zu Ende. Schade!

Mir persönlich machte das absolut nichts aus, hatte ich so aber auch nicht ganz erwartet…

Ich erfreute mich an dieser Passage. Es machte mir richtig Spaß ohne irgendwelche Probleme diesen schwierigen Teil zu bewältigen.

Es ging sehr lange sehr steil bergab. Wir verloren aber schnell an Höhe, so dass ich bald meine Winterbekleidung wieder ablegen konnte. Lediglich die lange Hose ließ ich noch an.

Leider wurde ich einige km vor dem Etappenziel noch etwas unvorsichtig, was dazu führte, dass ich nach hinten wegrutschte und unbequem in einem  Bach landete.

Danach trudelten wir mehr oder weniger aus; ein wenig Schonung für den nächsten Tag konnte nicht schaden.

An diesem Tag nahmen wir nicht an der Pasta Party teil. Unser Hotel lag zu weit abseits. Stattdessen nutzen wir das Wellnessangebot unseres Hotels: Sauna und Whirlpool waren angesagt – eine willkommene Abwechslung. Danach spazierten wir zu einem Gasthof, wo wir in aller Ruhe speisten.

So kamen wir auch mal etwas früher zum Schlafen, konnte auch nicht schaden….

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