„Highway to Hell“ oder „Das größte Laufabenteuer meines Lebens“

Ein Bericht von Günter (Günni) Pink vom Transalpine-Run 2008

 

Tag 7: von  AntholzMittertal (I) nach Niederdorf im Pustertal (I) am 05.09.2008

 

Da wir gestern nicht an der Pasta-Party teilnahmen, bekamen wir erst heute Morgen beim Frühstück die Information, dass die heutige Etappe aufgrund zu erwartender Gewitter gekürzt wurde. Der 2. Berg, der auf den Gipfel des Hochhorns (2623 m) führen sollte, wurde entschärft. Dadurch wurde auch die Strecke um ca. 7 km gekürzt.

 

Die eigentliche Distanz sollte genau 42, 195 m, also die volle Marathonlänge, betragen.

In meiner Statistik wäre dies dann der 198. Marathon gewesen. So aber blieb der Zähler bei 197 stehen. Aber das Ganze hatte auch etwas Gutes: wenn ich meine noch anstehenden Marathonläufe genauer betrachtete, ergab dies folgende Reihenfolge:

Nr. 198 in Berlin, Nr. 199 in Palma de Mallorca und Nr. 200 in Saarbrücken, also in meiner Heimat. Diese Tatsache erfreute natürlich wieder mein Gemüt – da hat irgendjemand besser geplant als ich selbst….

 

Ich glaube so richtig traurig war wohl niemand über die gekürzte Strecke, hätte die volle Distanz doch wieder alles von jedem verlangt. Aber die Strecke hatte es auch so noch in sich.

 

Hier die modifizierten Daten: (in etwa)

Vertikaldistanz: 2000 Höhenmeter im Aufstieg, 2100  Höhenmeter im Abstieg

Horizontaldistanz: 34, 86 km

Startzeit: 07.00 Uhr

Zeitlimit: bis zur V3: 6,5 h ?

 

Nach dem „Highway to Hell“ ging es recht schnell zur Sache: nach 2 km stieg die Strecke schon stark bergan Richtung Grüblscharte in 2394 m, also alles andere als ein Spaziergang! In den steilen Passagen oberhalb der Baumgrenze konnte man die „Läufer“ wieder als bunte Ameisenkolonne erkennen. Inzwischen waren diese Abschnitte nichts Besonderes mehr. Heute musste man allerdings von Anfang an eigenes Wasser oder ähnliches mitnehmen. Auffüllen war erst nach 10 km auf der Ochsenfelder Alm möglich, und die lag unterhalb und nach der Grüblscharte auf 2014 m. Bis dahin ging es natürlich wieder steil bergab. Meine Muskeln hatten sich inzwischen an diese Belastungen gewöhnt, ja der Muskelkater, den ich bis dahin sorgsam gepflegt hatte, schien sogar langsam zu verschwinden…

 

Nach V1 ging es weiter bergab bis auf 1303 m Höhe ins Gsiestal. Dort erreichten wir schnell die 2. Verpflegungsstelle. Bis dahin machte uns die Sollzeit keinerlei Probleme.

Da es aber von jetzt an nicht mehr ganz so steil wurde, mussten die km mehr laufender weise zurückgelegt werden. Dies war wiederum ein Problem für Theresia. Aber ich ließ sie immer wieder vorlaufen, „verordnete“ auch von mir aus die eine oder andere Gehpause.

Die V3 wurde trotz der Streckenänderung nicht verlegt. Sie befand sich auf 1647 m Höhe beim Gasthof Kurterhof.

Unterwegs regnete es ab und zu ein wenig; vorübergehend zog ich auch meine Jacke an.

Ich hatte heute viel Zeit zum Überlegen; ich begann mich auf den letzten Tag zu freuen, weil ich spürte, dass wir heute ohne große Probleme ins Ziel laufen würden, wie immer Hand in Hand. Uns winkte das Finale!! Diese Vorstellung erzeugte in mir unwahrscheinliche Glücksgefühle, die bei dem Gedanken, dass es bald nach Hause gehen würde, noch verstärkt wurden…. „Läwe iss scheen!!“

 

Das „Hotel“, in das wir heute verfrachtet wurden, war allerdings eher ein Loch als ein geruhsames Domizil. Daher hielt ich es auch dort nicht lange aus, und machte mich zu Fuß auf den Weg nach Niederdorf, wo ich den Nachmittag bei einem Weizen in der Sonne ausklingen ließ. Man weiß ja schließlich, was man sich selbst schuldig ist!

Da auch das Essen bei der Pasta-Party nicht unbedingt nach meinem Geschmack war, begab ich mich zum Abendessen in einen Gasthof, wo ich noch mehr Läufer antraf.

Man muss sich nur zu helfen wissen.

Daher gelang es mir auch gut zu schlafen, nicht unwichtig vor der Abschlussetappe, die noch mal eine große Herausforderung für uns darstellen sollte….

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