Bericht über den Napf-Marathon in Trubschachen (CH) am 11.10.2009

 

Zum letzten Mal für dieses Jahr hieß es: ab in die Schweiz!

Um meine Sammlung langsam zu komplettieren fuhren Margit und ich am Samstag in den hierzulande wenig bekannten Ort Trubschachen im Berner Oberland.

Man befindet sich hier im Emmental, wo der berühmte Käse herkommt. Aber in diesem kleinen Ort findet man so gut wie keinen Käseladen. Trubschachen ist bekannter wegen seiner Töpfereien und – man will es kaum glauben – wegen seiner Industrie. Hier werden Drahtseile gefertigt.

Dennoch zeigen die schönen alten Häuser, wo man sich hier befindet. Sie würden allerdings auch in den Schwarzwald passen.

 

Unser Hotel Bahnhof bietet alles, was zur Marathonorganisation gehört, in einem Haus: Startnummernausgabe, Spaghetti-Party, Unterkunft, WC usw. Der Start zum Napf-Marathon befindet sich selbstverständlich unmittelbar vor der Haustür. J

Auf die Spaghettiparty verzichten wir zugunsten der Spezialität des Hauses: Wild!

Hasenfilet und Rehbraten sollen mich am nächsten Tag auf die Berge tragen…

 

Nach 9 Stunden Schlaf erwarten uns ein etwas spärliches Frühstück und draußen ziemlich kühle Temperaturen, die locker unter 10 Grad Celcius liegen. Ich beschließe daher zum ersten Mal für diesen Herbst in langer Hose zu laufen. Am Start findet man die unterschiedlichsten Bekleidungen, mal länger, mal kürzer.

 

Um Punkt 9 Uhr erfolgt der Start. Ungefähr 150 Läufer und Läuferinnen machen sich auf den Weg. Bereits nach 400 m biegen wir nach links von der Hauptstraße ab, und sofort geht es – noch auf Asphalt – steil nach oben. Serpentinenartig schrauben wir uns nach oben bis die erste Anhöhe erreicht ist. Ich befinde mich im letzten Drittel des Feldes, ich will vorsichtig angehen: man weiß ja nie!

Schließlich erwarten uns 1542 Höhenmeter; höchster Punkt mit 1406 m üM soll der Napf, der dem Marathon seinen Namen gab, nach 20 km sein.

 

Nach 5 km und 36 min Laufzeit liegen die ersten 5 km und über 300 HM hinter uns. Der Veranstalter weiß, dass dieser Marathon kein Zuckerschlecken ist und baut deshalb sage und schreibe 16!! Verpflegungsstellen ein. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Leider sind die Bergabpassagen ebenfalls schwer zu laufen, weil der Untergrund noch nass, teilweise schlammig ist. Die Vorsicht geht zu Lasten des Tempos, aber ich will ja heil ankommen.

Inzwischen ist der Asphalt längst in Bergpfade und Wanderwege übergegangen. Erst nach 1:15 h erreiche ich km 10, und die schlimmsten Steigungen warten noch auf uns.

Aber jetzt bin ich „eingelaufen“ und ich laufe auch die kleineren Steigungen bergauf.

Bei km 15 geht es mir gut, bereite mich aber schon seelisch und moralisch auf den Anstieg zum Gipfel des „Napf“ vor. Die ersten Staffelläufer, die 30 min nach uns gestartet sind, überholen uns.

Längst tauschen eine Handvoll Läufer und ich ständig die Position, je nachdem ob es bergauf oder bergab geht. Bergauf lasse ich immer den anderen den Vortritt. Man weiß ja nie, was einen da oben erwartet… ;-)

Dann sehe ich ihn auch schon, den Gipfel. Mühsam erkämpfe ich im keuchenden Wanderschritt Höhenmeter um Höhenmeter. Am Gipfelkreuz ist eine V-stelle  eingerichtet. Hier ist auch Wechselpunkt für die Zweierstaffel und die 20-km-Marke.

Bis hierher habe ich 2:28 h gebraucht. Eine Endzeit unter 5 h rückt weiter weg…

 

Anschließend geht es ziemlich steil nach unten: Rutschgefahr!

Viele Steine und Wurzeln zieren den Weg. So verliere ich auch bergab Minute um Minute. Plötzlich tut sich vor uns eine imposante Steigung auf. Ein Mitläufer gibt mir zu verstehen, dass dies der steilste Anstieg der gesamten Strecke sei. Ich glaube ihm und verfalle – ohne jegliches Schamgefühl – in den Wanderschritt.

Die Endzeit ist mir mal wieder egal, will aber nächste Woche schon wieder starten: beim Marathon in Reims!

Nach dem Erklimmen des Höchänzi geht es wieder steil nach unten. Glatte Wege erfordern viel Gefühl. Dann wird es etwas flacher. Nach km 25 geht es noch etwas besser, aber kaum glaubt man, etwas flotter unterwegs zu sein, geht es auch schon wieder himmelwärts.

Zum Glück hält das Wetter. Es ist kein Regen in Sicht; im Gegenteil: es wird langsam wärmer und meine Laufbekleidung feuchter…

Aber spätestens nach dem 30. km weiß ich, dass ich auch diesen Lauf ohne großen Schaden überstehen werde. Die Wege sind zwar teilweise recht schmal, aber wenigstens die Spaziergänger machen respektvoll Platz. Nach weiteren  32 min bin ich bei km 35. Danach geht es immer wieder abwechselnd leicht bergauf und bergab, jetzt aber mit größeren Gefällen nach Trubschachen Richtung Ziel. Bereits 4 km vorher hört man den Lautsprecher.

So erreiche ich nach 5:11 h das Ziel, warte aber vergebens auf eine Medaille oder T-Shirt oder sonstigen Schnickschnack. Sie sind in den 65 Franken Startgeld nicht inbegriffen. Aber wo soll ich auch hin mit dem ganzen Kram??

Stattdessen gibt es eine liebevolle Umarmung durch Margit – völlig kostenlos. Na also!!

 

Nach einer abschließenden Dusche im Hotel und einer kleinen Stärkung geht es wieder nach Hause, den nächsten Marathon vor Augen…

 

 

 

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