Bericht über den Marathon in Reims (F) am 18.10.2009
Wenn ich bisher an Reims dachte, dann erinnerte mich dies an
die Champagne mit dem dazu gehörenden
Getränk und an die vermeintliche Kathedrale, die man bei der Fahrt nach Paris
direkt an der Autobahn tangiert. Außerdem wusste ich natürlich, dass es hier
einen Marathon gibt, der ziemlich flach sein soll. Schließlich liegt der
Streckenrekord bei 2:07 h.
Aber die Strecke ist gar nicht so flach, sondern leicht
wellig. Dies bemerkte ich dann allerdings erst am Renntag.
Der 2. Irrtum war, dass die vermeintliche Kathedrale an der
Autobahn gar nicht die Kathedrale
ist, sondern die Basilika Sainte Clotilde. Die eigentliche Kathedrale ist in
der Stadtmitte zu finden und riesengroß, aber trotzdem von der Autobahn nicht
zu sehen.
Nur die Sache mit dem Champagner war korrekt, sogar sehr
korrekt. Überall macht einen dieses Getränk an. So war es auch nicht
verwunderlich, dass bei unserem Stadtrundgang solch eine Flasche den Besitzer
wechselte.
Margit und ich waren am Samstag mit dem Wagen 250 km
angereist. Zunächst holten wir die Startunterlagen am Messegelände ab, dann
ging es ins Hotel. Danach starteten wir sofort zum Sightseeing. Die Stadt ist
sehenswert, aber zurzeit eine große Baustelle. Hier wird eine Art „Saarbahn“
gebaut; Insider wissen, dass dann viele Gleise verlegt werden.
Am nächsten Morgen ist um 10:35 h Start des Marathons, und
zwar in der Stadtmitte. Im Rücken hat man die Kathedrale. Es ist bitterkalt,
nur die Sonnenstrahlen vermögen uns etwas aufzuwärmen. Die anderen Distanzen
werden in der Nähe des Messegeländes gestartet. Unser Ziel ist genau dieses
Gelände.
Ich reihe mich hinter Gruppe mit der Zielzeit 3:45 h ein.
Ich wollte eigentlich hier einmal versuchen die 3:30 h zu unterbieten, hatte
mich aber am Freitag Abend dummerweise an einer Zehe des rechten Fußes
gestoßen, so dass diese bereits am Samstag einen herrlichen Bluterguss aufwies.
Ich wollte trotzdem starten: als Marathoni ist man ja einiges gewohnt… Mit den
3:30 h hatte ich allerdings nichts mehr im Sinn.
Dies sollte sich aber noch ändern: direkt nach dem Start kam
ich dermaßen gut ins Rennen, dass ich den Ballon mit der 3:45 h schon nach
einem knappen Kilometer hinter mir ließ. Der 3:30er - Ballon war auch nicht
mehr weit weg. Ich tastete mich mit km-Zeiten um die 4:45 min an diese große
Gruppe heran, verlor aber an der ersten V-Stelle etwas den Kontakt, da ich
Probleme hatte, überhaupt ein Getränk zu erhaschen.
Dies sollte mir an der nächsten V-Stelle nicht mehr
passieren.
Schnell hatte ich den Rückstand wett gemacht und noch vor km
10 und damit vor der 2. V-Stelle war ich an der Gruppe vorbei gelaufen.
Ich fühlte mich ausgesprochen gut, die lädierte Zehe spürte
ich gar nicht. So setzte ich mich langsam von der 3:30 er Gruppe ab. Eigentlich
hatte ich mir zu diesem Zeitpunkt zugetraut unter 3:30 h zu laufen, aber
manchmal kommt es anders als man denkt: Etwa bei km 26 spürte ich, dass sich
unter dem rechten Fuß eine Blase bildet. Es rieb immer mehr und ich begann zu
überlegen, was zu tun sei.
Da ich meine Füße an manchen Stellen vor jedem Marathon
abklebe, kam ich auf die Idee, das Tape da wegzunehmen und es an die reibende
Stelle umzupflanzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es aber dann nicht mehr
kleben würde, war allerdings groß. Dann würde ich nur Zeit verlieren…
Kurz vor km 30 rieb die Stelle aber dann doch so stark, dass
ich anhielt und das Tape über die Blase klebte. Aber es funktionierte nicht.
Ich schob ein Papiertaschentuch in den Schuh, in der Hoffnung, dass dies etwas
Linderung bringt.
Währenddessen wurde ich vielfach überholt, auch die Lady mit
der 3:30 h-Fahne lief an mir vorbei. Diese Gruppe hatte nun ca. 1 ½ min
Vorsprung, und ich versuchte den Rückstand aufzuholen. In der Gruppe könnte ich
dann vielleicht besser laufen.
Es gelang mir zwar den Rückstand auf ca. 40 sec zu minimieren, aber ich kam
nicht mehr ganz an die Gruppe heran. Dann wurde es wieder welliger und der
Rückstand wurde wieder größer. Irgendwann verlor ich die Gruppe dann ganz aus
den Augen. Ich musste einsehen, dass ich heute nicht in der Lage war, das Ziel
von 3:30 h zu erreichen.
Der letzte km zog mir dann ganz den Zahn. Es ging stetig
leicht bergan, und ich wurde noch langsamer. So kam ich mit 3:34 h ins Ziel,
und war trotzdem zufrieden. Eigentlich stand ich ja mit ganz anderen
Erwartungen an der Startlinie.
Nach dem Zieleinlauf kämpfte ich mich durch die Hallen. Es
erwartete mich eine gute, reichhaltige Verpflegung. Zum guten Schluss wurde mir
eine Tasche gereicht. In ihr fand ich die Medaille und…, natürlich: eine Flasche
Champagner.
Der Marathon ist gut
organisiert, auch wenn man wohl kaum in der Lage ist, die Strecke
nachzuvollziehen. Dafür gab es zu viele Ecken und Kanten. Die
Startnummernausgabe könnte ebenfalls besser beschildert sein. Dafür bietet das
Zielgelände jede Menge Platz.
Der Lauf wurde seinem
Namen mehr als gerecht: „Reims à toutes jambes“ bedeutet soviel wie „In Reims
ist alles auf den Beinen“. Es gab 1600 Marathonis, ca. 3000 Halbmarathonis,
über 4000 10-km-Läufer und noch einige mehr, so dass hier über 12000 Männlein
und Weiblein, ob groß oder klein unterwegs waren.
Aber wie in Oslo gab
es außer den angestammten Gastronomiebetrieben in sehr kleiner Anzahl keinerlei
zusätzliche Labe-Oasen.
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