Bericht über den Leie-Marathon in Wevelgem (Belgien) am
20.09.2009
Während sich viele LaufkollegInnen an diesem Woche
traditionsgemäß in Berlin oder Karlsruhe beim Marathon tummelten, zog ich es
vor, einen Abstecher nach Belgien zu machen.
Der Joggingclub von Wevelgem, welches in der Provinz
West-Vlaanderen liegt, richtete hier seinen 2. Leie-Marathon aus. Start war in
Deinze – in der Nähe von Gent.
Margit, die inzwischen meine Ehefrau ist, und ich fuhren
bereits am Samstag nach Kortrijk und besichtigten vorher den Zielort Wevelgem.
Das Wetter war herrlich. So genossen wir einen schönen
Sommertag auf einem Kulturfest, nicht ohne auch mal das ein oder andere Glas Rotwein oder Bier zu
genießen. Übrigens: Essen und Trinken waren hier umsonst…
Da der Start am nächsten Tag erst um 12 Uhr mittags war,
konnten wir also auch noch ausschlafen.
Gegen 10 Uhr fuhren wir aber dann doch nach Deinze, um die
Startnummer in Empfang zu nehmen. Allerdings begann ich mir so langsam meine
Gedanken um die äußeren Bedingungen zu machen. Das Wetter war zwar angenehm,
aber die höchsten Tagestemperaturen sollten wir dann wohl während des Marathons
erleben.
Da die Sonne bereits durch die Wolken schaute, cremte ich
mich noch ein, um ihr nicht ungeschützt ausgesetzt zu sein.
Nach dem Startschuss drehten wir noch ein 5 km-Runde durch
den Ort, bevor es zum ersten Mal ans Ufer der Leie ging. Der Fluß Leie
„verbindet“ die Orte Deinze und Wevelgem.
Auf der anderen Flußseite entdeckte ich Margit und winkte
ihr – noch fröhlich – zu. Ihr Part war es, das Auto zum Zielort zu bringen.
Mein Anfangstempo betrug ca. 4:50 min/km. Das war recht
ordentlich, und ich konnte dann auch bis zur Hälfte der Strecke einen 5
min-Schnitt vorweisen.
Es wurde aber immer sonniger, wärmer und schwüler.
Das Feld riss sehr schnell auseinander; es war ohnehin auf
max. 500 Teilnehmer begrenzt.
Verpflegung gab es nur alle 5 km. Daran änderten auch die
steigenden Temperaturen nichts.
Die Strecke verlief ca. 30 km immer an der Leie entlang,
stur geradeaus. Gelegentlich liefen wir mal kurz nach rechts in die Umgegend,
um etwas später wieder zum Fluß zurückzukehren.
Nur selten lief ich auf einen anderen Läufer auf. Einer von
ihnen lief dann auch mal 2 km mit mir, bevor er in den Gehschritt verlief…
Mit jedem km stieg die Ausfallquote. Viele Radfahrer,
Spaziergänger und Teilnehmer einer Volkswanderung machten einem das Laufen
nicht einfacher.
Zudem meldete sich auch mal wieder mein rechter
Oberschenkel, dessen Gesamtzustand jedoch durch konzequentes Dehnen und
Massieren besser geworden ist.
Bei diesem Lauf ist Fahrradbegleitung erlaubt. Den
Begleitern verpasst man sogar eine Startnummer. Wohl dem, der bei diesem Lauf
einen solchen bei sich hat!
So fiel mir das Laufen auch von km zu km immer schwerer.
Mein Hauptproblem war der fehlende Sauerstoff. Leider gab es dagegen nur wenige
Mittel. Das eine war: Wasser. Dieses gab es aber nur sehr begrenzt. Ich machte
aber jetzt von den Schwämmen Gebrauch.
Das andere war: langsamer laufen. Auch dies tat ich. Die
Zeit war jetzt mal wieder Nebensache. Ursprünglich hatte ich eine Zeit um die
3:35 h angepeilt. Jetzt wäre ich mit 3:39 h sehr zufrieden gewesen.
Während all dieser Plagen entdeckte ich links am anderen
Ufer den Turm von Kortrijk – dort wo wir den letzten Abend verbracht hatten.
Jetzt konnte es nicht mehr weit sein, noch etwa 6 km.
Nun wurden die km auch wieder einzeln angezeigt, vorher nur
alle 5 km. Ich weiß nicht, wieviele Brücken ich an diesem Tag gesehen habe…
Hinter der letzten, die ich an diesem Tag unterqueren sollte,
ging es nach rechts in den Ort. Schon von weitem konnte ich das Transparent mit
der Aufschrift „FINISH“ sehen.
Ein Blick auf die Uhr spornte mich noch zu einem richtigen
Endspurt an. Eine Zeit knapp unter 3:40 h war noch möglich. So stürmte ich über
die Ziellinie, mit dem Ergebnis, dass ich jetzt vollkommen platt war. Bin ich
ein Depp!!
Welche Zeit ich letzten Endes gelaufen bin, weiß ich jetzt
immer noch nicht. Die Auswertung dauerte dann doch recht lange, obwohl wir mit
Chip gelaufen sind.
Aus dem Lautsprecher hörte ich meinen Namen und man
erklärte, dass ich ein Läufer aus „Duitsland“ sei. Das bescherte mir noch einen
Sonderapplaus – wenigstens etwas.
Die Verpflegung im Zielbereich war Läufer gerecht, die
Duschen waren ganz in der Nähe und warm, und vor allem gab es „Leffe“, mein
liebstes belgisches Bier.
Anschließend musste noch ein kleiner Spaziergang über die
Festmeile des Ortes her.
Dabei mussten wir erkennen, dass fast der gesamte Ort
abgesperrt war, und überall wurde gefeiert.
Leider mussten wir nach Hause – und das waren immerhin noch
400 km.
So machten wir uns mit einer schönen Medaille um meinen Hals
auf den Heimweg, den ich aber nur vom Beifahrersitz erlebte… J
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