Bericht über den 2. Dolomiten-Marathon in Brixen-Südtirol am 02.07.2011

 

Dieser Marathon fand erst zum 2. Mal statt, und ist der derzeit einzige in Südtirol. Der Marathon in Neumarkt gehört ja der Geschichte an.

Für mich stellte er eine wirkliche Herausforderung dar: Nachdem ich die bisherigen 9 Marathon-Läufe in 2011 eigentlich ganz ordentlich über die Bühne gebracht hatte, war ich gespannt, was meine Beinchen zu einem ausgewachsenen Bergmarathon sagen würden. Ich bin zwar schon viele Bergmarathons gelaufen, aber sie lagen inzwischen doch schon eine Weile zurück…

Zudem steht ja noch in 5 Wochen das Gondo-Event an: 2 Bergmarathons in 2 Tagen!

Brixen sollte also ein richtiger Test dazu werden. Sollte ich hier schon große Probleme bekommen, wäre ein Start in Gondo wohl ein Risiko…

 

Doch was soll’s: der Berg ruft!!!

 

So fuhren Margit und ich am Freitagmittag Richtung Süden. Wir mussten einen Stau umfahren, später durch Starkregen im Allgäu und auf der Fernpassbundesstraße. Die Startunterlagen gab es im Forum in Brixen bis 20 Uhr bzw. auch noch am nächsten Morgen am Domplatz. Punkt 20 Uhr trudelten wir ein. So konnnte ich meine Startnummer noch in Empfang nehmen – übrigens bei herrlichem Wetter.

 

Danach erkundeten wir noch kurz die Altstadt und besichtigten den Startplatz am Dom, nur einen Steinwurf von unserem Hotel weg. Nach einer unruhigen Nacht frühstückte ich immerhin eine halbe Semmel mit Marmelade. In der Erwartung von 2340 Höhenmetern ging nicht mehr rein.

 

Der Start war auf 07:30 Uhr vorverlegt, da es im letzten Jahr sehr heiß war. Am Domplatz traf man sich dann zum gemeinsamen Start. Der einzige Bekannte war mal wieder Klaus Duwe von www.marathon4you.de.

Unser Ziel war übrigens die Plosehütte, die auf dem Gipfel des gleichnamigen Berges liegt (2450 m hoch). Leider kann man vom Tal nichts davon sehen.

 

Nach einer kleinen Schleife durch Brixen ging es raus aus dem Ort zur Eisack, dem Flüsschen, das durch Brixen läuft. Die (oder der) Rienz, ebenfalls aus Wasser, kommt hier hinzu. Ein kleines Grüppchen aus Regensburg gesellte sich zu uns. So vergingen die ersten km schnell.

 

Doch bereits nach 4 km ging es zum ersten Mal bergauf. Es folgten die ersten Schritte im Gehen. Nun wechselten Gehen und Laufen ständig ab. Ich wollte meine Kräfte etwas einteilen. Stellenweise ging es für uns nun über Stock und Stein, aber auch über Wiesen und etwas Teer. Km 10 hatte ich nach 1:15 h erreicht. Damit war ich sehr zufrieden, denn ich fühlte mich gut. Kurz danach – bei 11,4 km – war die erste Teiletappe der Staffelläufer erreicht. Wir befanden uns nun auf 1067 m Höhe.

 

Danach ging es weiter bergauf bis wir bei km 17 auf 1570 m Höhe angelangt waren. Nun traf ich auf Michael, einen zugereisten Saarländer, mit dem ich jetzt einige km zusammen lief. Das war sehr kurzweilig, weil wir uns etwas aus unserem verpfuschten Leben erzählten. Ich wäre gerne mit ihm zusammen weiter gelaufen, aber unsere Stärken und Schwächen lagen weit auseinander. Während ich auf dem folgenden Asphaltstück schneller war als er, sah ich später von ihm nur noch die Hacken und dann gar nichts mehr, als es alpiner wurde.

 

Nach gelaufenen 3 h und 25 min hatten wir bereits 25 km hinter uns. Michael begann „hochzurechnen“. Er glaubte unter 6 h ankommen zu können, ich hatte schon eher die 6:30 h im Visier. Aber die Rechnung machte sowieso ein anderer.

 

Das nächste größere Ziel sollte die Bergstation der Seilbahn „Kreuztal“ sein. Sie lag bei km 33,5 und auf einer Höhe von 2050 m. Der Weg dahin war jetzt teilweise wieder steiler, man konnte aber auch längere Stücke laufen. Man musste hier aber sehr auf hervorragende Steine und Wurzeln achten. Ganz nebenbei bewunderte ich die Flora der Bergwelt, insbesondere die Alpenveilchen standen jetzt in voller Blüte.

 

Längst konnten wir auch die bizarren Formen der Dolomiten bewundern. Sie erinnerten mich immer wieder an den Transalpine-Lauf vor 3 Jahren, der ja in Sexten endete und man die Drei-Zinnen-Hütte berührte. Ich schoss zahlreiche Fotos, und ich gebe zu, dass diese „Fotopausen“ gut taten. Ich gewann so die ein oder andere kleine Pause.

 

Kurz nach Mittag passierte ich die Bergstation. Margit war mit der Seilbahn hierauf gefahren, musste aber die letzten 400 Höhenmeter zur Plosehütte zu Fuß zurücklegen. Sie hatte die Bergstation aber bereits erreicht und war jetzt auf dem Weg zur Hütte.

 

Wir Läufer durften uns noch etwas die Gegend angucken. Schließlich fehlten ja an dem Marathon noch knapp 9 km. So machte ich mich auf die letzten Höhenmeter gefasst. Diese ließen aber auf sich warten. Immer noch konnte ich laufen. Dennoch beunruhigte es mich etwas, dass es nicht so richtig bergauf ging. Mir war klar, je kürzer die Distanz zum Ziel wird, umso steiler muss es noch himmelwärts gehen.

 

So passierte ich beim 39. km die Ochsenalm. Mein Blick ging schon ständig nach oben. Bei km 39,5  war es dann soweit: Es ging aufwärts – und wie!!!

Über mir sah ich jetzt einige andere „Wanderer“. Die vertikale Distanz war dabei größer als die horizontale. Fast senkrecht ging es nach oben. Ganz oben erkannte ich ein Kreuz, das ich für das Gipfelkreuz hielt. Vermutlich ging es danach direkt ins Ziel.

Ich begann nun diesen vermeintlich letzten Anstieg in Angriff zu nehmen. Aber ich musste immer wieder kleinere Pausen einlegen, weil mir schlichtweg die Luft weg blieb.

Die Beine hatten zwar noch genug Kraft, aber der Lunge fehlte der Sauerstoff.

Nun erreichte mich auch wieder die Regensburger Gruppe. Schnell waren sie an mir vorbei. Die lange Abstinenz von der Bergwelt war meiner Form doch sehr abträglich.

 

Aber auch für mich kam das Kreuz langsam näher. Als ich es erreichte, konnte ich das eigentliche Ziel aber immer noch nicht erkennen. Die Kollegen der Bergwacht, die mich mit Wasser versorgten, erklärten mir, dass es jetzt über einen Grat nochmals etwas abwärts und dann wieder ein gutes Stück aufwärts gehe. Ich wollte es nicht glauben!!

Als Beweis für diese Schikane schoss ich noch ein paar Fotos. Dann machte ich mich auf den Weg.

Erinnerungen an den Transalpine wurden wieder wach. Aber den hatte ich schließlich auch geschafft! Also – nochmal durchgeschnauft – und Attacke!!

Am Ende der nun wirklich letzten Steigung begrüßte mich eine „Zwei-Mann-Kapelle“ mit Gitarre und Akkordeon.

Nun fehlten nur noch ein paar hundert Meter, die ich laufend zurücklegte. Kurz vor dem Ziel entdeckte ich meine Margit, die in  der Sonne lag, aber trotzdem durchgefroren war: der Wind war doch kalt in dieser Höhe. Als Läufer hatte man dies unterwegs ebenfalls bemerken können.

So konnte ich nach 6:41 h durchs Ziel laufen. Viele Läufer waren nicht mehr hinter mir.

Doch einige nutzten die 8-h-Sollzeit fast aus. Klaus Duwe kam nach 7:24 h ins Ziel. Dieser Schelm hatte mir von dem letzten Anstieg nie etwas erzählt!!

 

Nach einem Weizen wurden wir mit einem Kleinbus zur Bergstation gefahren, und dann mit der Seilbahn zur Talstation. Margit hatte unser Auto hier geparkt. Schließlich waren es jetzt noch knapp 13 km zurück nach Brixen zum Hotel. Ein Bus fährt nur jede Stunde einmal.

Nach einem herrlichen Bad in der Whirlpool-Wanne unseres Hotelzimmers, besichtigten wir noch den Dom von innen und schlenderten durch Brixen. Abends weckte ich dann die restlichen Lebensgeister mit einem leckeren Steak.

Am nächsten Tag ging es dann schon wieder zurück ins Saarland. Gerne wären wir noch geblieben…

 

Bleibt noch zu erwähnen, dass die  Veranstaltung hervorragend organisiert ist. Für relativ wenig Startgeld erhält man eine Medaille, ein Funktionsshirt und jede Menge freundliche Helfer.

 

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