Bericht über den Marathon auf Malta am 27.02.2011

 

Nun stand er also vor der Tür: der erste Marathon im Jahr 2011.

Durch den harten Winter und die Schmerzen im rechten Oberschenkel konnte ich erst seit Januar wieder einigermaßen trainieren.

Immerhin kamen jetzt ungefähr 60 km pro Woche zusammen.

Mein Sportarzt befreite mich bisher von meinen Adduktorproblemen. Auch die Schmerzen zwischen Leiste und Bauchmuskel waren inzwischen verschwunden. Probleme bereiteten mit lediglich noch die rechte Leiste und manchmal auch der Muskel im rechten Po-Bereich.

Inwieweit das Ganze aber Bestand hatte, sollte und konnte nur die Teilnahme an einem Marathon klären…

 

Seit langem war der Malta-Marathon geplant. Bereits am 23. Februar starteten Margit und ich im Rahmen einer Gruppenreise zur Insel. Margit meldete sich noch zum 21-km-Walk nach, damit auch sie einen Start in die neue Saison verbuchen konnte.

 

Die Tage vor dem Marathon am Sonntag verbrachten wir damit die Insel zu erkunden. Es gibt viel Historisches und Interessantes zu sehen. Ich absolvierte lediglich einen 8-km-langen Akklimatisierungslauf. Ich wollte erholt an den Start gehen.

 

Das Wetter war stets wechselhaft:mal ein Schauer, mal Sonnenschein. Wenn die Sonne schien, war es direkt war, eben frühlingshaft. Viele Pflanzen blühten hier bereits, auch die Mandelbäume. Man durfte auf das Marathonwetter gespannt sein. Schließlich musste man ja die richtige Kleidung bereithalten.

 

In der Nacht von Samstag auf Sonntag glaubte ich draußen stürmischen Wind zu vernehmen. Als wir um 5 Uhr aufstanden, wurden die schlimmsten Befürchtungen wahr: Der Wind war so stark, dass sich die Palmen bogen. Aber im Gegensatz zum Vortag regnete es nicht mehr.

 

Nach dem Frühstück begaben wir uns zum Bus, der uns nach Mdina, der alten Hauptstadt, brachte. Hier mussten wir jetzt noch eine Stunde warten. Gottseidank legte sich der Sturm, so dass einem Start nichts mehr im Wege stand.

Der Marathonstart war für 8 Uhr geplant, die Walker mit Margit legten um 9 Uhr los; die Halbmarathonläufer um 10 Uhr.

 

Die Strecke verlief laut Streckenprofil eigentlich nur bergab. Aber da solche Profile meist von Menschenhand erstellt werden, haben sie gelegentlich die Eigenschaft zu lügnen. Um es vorweg zu nehmen: so war es auch hier!! Dies im Vorfeld zu durchschauen, war aufgrund unserer Exkursionen nicht so schwer…

 

Doch anfangs ging es im Wesentlichen tatsächlich mehr oder weniger bergab. Ich hatte mir nur vorgenommen mit möglichst wenig Schmerzen anzukommen. Als Endzeit schwebte mir irgendwas zwischen 4 h und 4:15 h vor.

 

Dennoch lief ich die ersten km in durchschnittlich 5:10 min/km. So „flott“ war ich schon lange nicht mehr bei einem Wettkampf unterwegs. Schnell hatten wir Mdina und Rabat verlassen und liefen jetzt in einem Bogen um die Ortschaften herum. An einer Stelle mussten wir zum 1. Mal einer großen Pfütze ausweichen um uns keine nassen Füße zu holen.

Nach ca. 6 km verließen wir die Halbmarathonstrecke, um relativ einsame 21 km abseits zu absolvieren. Es ging jetzt durch kleine Ortschaften in verschiedenen Bögen und Kurven. Ständig sah man Mdina bzw. das Central-Stadion, manchmal beides gleichzeitig.

 

Tja, und dann war er plötzlich wieder da, der Frühling. Der Wind ließ immer mehr nach, die Sonne wärmte uns, die ersten dicken Schweißtropfen begannen zu fließen – ganz so, wie ich mir das vorher vorgestellt hatte. Eigentlich war ich jetzt zu warm bekleidet. Manchmal sorgte aber der aufbrausende Wind wieder für Gänsehaut. So beließ ich es zunächst mal bei meiner Kleiderordnung in Form einer halblangen Hose, eines T-Shirts mit langem Arm und dem Vereinstrikot.

 

Nach 10 km zeigte meine Uhr eine Zeit von 51 min an: nicht schlecht, Herr Specht! Schmerzen? Fehlanzeige!

 

Als wir zum 1. Mal direkt ans Stadion kamen, mussten wir statt der Straße eine Mauer als Laufstrecke benutzen. Die Straße war hier vollkommen überflutet. Nasse Füsse wollte ich bei der noch vor mir liegenden Strecke nicht riskieren.

 

Inzwischen waren die Walker gestartet, und ich dachte an Margit, die sich jetzt auf den Weg machte. Sie würde mich wohl „überholen“, während ich noch meine 21 km  lange Schleife durchlief.

 

Es wurde nun immer wärmer, und einige Läufer bekamen die ersten Schwierigkeiten. Mir selbst ging es immer noch gut. Bei Halbmarathon zeigte meine Uhr eine Zeit von 1:50 h an. Ich begann hochzurechnen: das Ganze mit 2 multipliziert, und ich habe einen kleinen Puffer auf 3:45 h Endzeit. Das wäre genau die Qualizeit für Boston, das ich im nächsten Jahr jetzt endgültig in Angriff nehmen will. Schaumermal…

 

Schmerztechnisch bemerkte ich nun aber doch erste kleinere Beschwerden in der Leiste und im rechten Oberschenkel, weiter hinten.

 

Dann begaben wir uns nach ca. 27 km wieder auf die Hauptstrecke, wo sich jetzt auch die Walker und die schnelleren Halbmarathonis tummelten.

Gemeinsam bewältigten wir dann den Stausee am Stadion: manche liefen durch, die meisten balancierten aber auf der Mauer. Dies kostete diesmal Zeit, weil einige eben doch größere Probleme mit der Balance hatten.

Ich machte mich jetzt auf die Aufholjagd Richtung Margit. Ich rechnete damit sie zwischen km 32 und 33 einzuholen.

 

Die Strecke mussten wir uns inzwischen mit immer mehr Autos teilen, ein großer Nachteil dieser Veranstaltung. Aber da hilft kein Lamentieren: das ist nun mal so hier. Also: akzeptieren und mittendurch!

 

Ich überhole immer mehr WalkerInnen, werde aber auch selbst von Halbmarathonis überholt. Bei km 30 die nächste Hochrechnung: Ich habe noch 3 min Vorsprung vor der geplanten Endzeit von 3:45 h. Dies wird nun immer mehr mein echtes Ziel. Aber es wird immer wärmer und hügeliger. Meine km-Zeiten werden deutlich länger, nur bergab kann ich gelegentlich noch eine 5:00 – 5:10 hinlegen. Aber dies hilft, obwohl der „Vorsprung“ immer mehr schmilzt.

 

Ich werde aber abgelenkt: Schließlich tobt da vorne ja irgendwo  meine Margit herum.

Bei km 30 und 32 ist noch nichts von ihr zu sehen. Die Schar der Walker wächst. Anscheinend ist Margit recht flott unterwegs. Bei km 35 erblicke ich sie immer noch nicht. Die wird doch nicht etwa gelaufen sein, sowie das viele andere tun??

 

Doch dann beim 37. km entdecke ich sie. Wir unterhalten uns kurz. Aber ich muss weiter: Die nächste Steigung wartet auf uns, die Zeit wird knapp! Dann erreichen wir endlich Meeresniveau und die Küste von Sliema, dem Zielort.

Ein Blick auf die Uhr verheißt nichts Gutes: Ich muss kämfen. Leider sehe ich wegen einer langgezogen Kurve den Zieleinlauf nicht – dann nochmal 2 große Pfützen, die ich jetzt vehement durchlaufe – dann die Ziellinie. Meine Uhr bleibt bei 3:44:40 h stehen.

Klasse!

Alles in allem: ein Superlauf!

Und die Schmerzen?

Ja, die habe ich tatsächlich vergessen. Das war heute ein Riesenschritt Richtung vollständige Genesung! Ich bin überglücklich, ohne jedoch euphorisch zu werden.

Außerdem: nach dem Marathon ist vor dem Marathon.

 

Nach insgesamt 3h und 3 min kommt auch Margit ins Ziel. Ein flottes Tempo, wie ich finde. Schließlich hatte sie seit Monaten die Hufe nicht mehr geschwungen.

 

 

 

Zurück zur Startseite                            Zurück zur Marathonübersicht