Bericht über den Gourmet-Marathon in Saarbrücken am 18.09.2011

 

Jubiläumslauf zum 250. Marathon oder „Schmerz lass nach!“

 

 

So langsam finde sogar ich die Zahl 250 im Zusammenahng mit gelaufenen Marathons imponierend. Ganz bewusst habe ich es so geplant, dass ich ihn in der Heimat laufen konnte. Und es wurde mir mehr Aufmerksamkeit zuteil, als ich mir hatte träumen lassen.

 

Am Samstag, dem 17. September begaben meine Frau Margit und ich uns kurz nach Mittag nach Saarbrücken zur Startnummernausgabe vor das Staatstheater. Der Veranstalter war von mir rechtzeitig über mein Vorhaben informiert worden mit der Bitte mir auch die Startnummer 250 zu reservieren. Leider wurde ich enttäuscht: die Startnummer 780 wurde mir ausgehändigt. Nun denn, man kann nicht alles haben! Ein kurzer Bummel über den Gourmet-Markt, dann nach Hause und ab nach Kaiserslautern zum Betzenberg, 3 Punkte einheimsen. Dies klappte dann auch.

 

So schlummerte ich dann meinem Jubiläums-Marathon entgegen. Ich hatte seit dem Basel-Marathon letzten Sonntag, der ein Hitzelauf war, nicht mehr trainiert.

Ich fühlte mich ausgeruht und fit.

 

Da anfangs der Woche ein Bericht über mich in der Saarbrücker Zeitung war, wurden auch die anderen Medien auf mich aufmerksam. Plötzlich hatte ich Kontakt zum Saarländischen Rundfunk. Freitags konnte man schon ein erstes Interview im Internet nachverfolgen.

Für den Marathon hatten sich Fernsehen und Rundfunk angekündigt. So wurden meine Aufwärmrunden und Dehnübungen bereits im Bild festgehalten, ebenso der Start.

 

Dieser erfolgte direkt auf der Straße Am Stadtgraben neben dem Staatstheater um 10 Uhr.

Ich wollte die erste Runde mit dem 4-h-Zugläufer absolvieren, danach das Tempo ein wenig erhöhen. Am Anfang lief der Hörfunkreporter, Herr Hoffmann, mit mir.

So erfuhr er schon einiges über meine Marathon-Karriere. Nach 1,5 km ließ er mich alleine. Von „allein“ konnte eigentlich keine Rede sein. Die Zahl der Marathonis hielt sich zwar mit etwa 120 Läufern arg in Grenzen, die Halbmarathonis hatten dafür aber eine stattliche Zahl von 900-1000 Teilnehmern. Außerdem waren ja noch die Staffelläufer unterwegs.

 

Ich versuchte nun den 4-h-Pacemaker zu erwischen. Ich nehme es vorweg: es gelang mir nicht. Hie und da sah ich zwar mal einen Luftballon mit der Zahl 4:00, aber der dazugehörige Läufer hatte sich wohl aufgelöst…

 

Der Marathon bestand aus 4 gleichen Runden mit vielen Ecken und Kanten, mal durch die Innenstadt, mal entlang der Saar, mal durch Straßenzüge. Nach der ersten Schleife entlang der Saar ging es wieder zurück zur Franz-Josef-Röder-Straße, vorbei am Landtag. Hier standen die Herren mit der Kamera. Danach mussten diese zur Messe "Welt der Familie". Damit sie mich später auch wiederfinden konnten, hatte ich mein Handy dabei. Wir liefen unterhalb des Schlosses weiter zur Ludwigskirche, dann Richtung Luisenbrücke. Von dort ging es rechts in die Bahnhofstraße, am St. Johanner Markt entlang, dann zum Staden, vorbei am ADAC.

Nun verlief die Strecke immer geradeaus bis wir etwa auf Höhe des Heizkraftwerkes einen Wendepunkt hatten. Danach ging wieder an die Saar und von dort zum Staatstheater. Die ersten 10,55 km waren absolviert. Bisher war es recht abwechslungsreich; hin und wieder ein Small-Talk mit anderen Läufern – schließlich war ich ja nicht ganz unbekannt!

Als wir uns wieder an die Saar begaben, fielen die ersten Regentropfen, zunächst war es nur Niesel, dann schüttete es richtig. Aber dies sollte das kleinere Übel sein! Dort wo es möglich war, lief ich unter Bäumen.

 

Ich fühlte mich trotzdem gut und hatte auch das Tempo schon leicht erhöht. Doch was war das??? Ein Stechen in der linken Wade! Hört das wieder auf?? – Wohl eher nicht!! Ich befand mich wieder auf der Höhe des Landtages und lief auf meine Margit zu. Sie konnte mich an mehreren Stellen pro Runde sehen. Ich erzählte ihr von meinen Schmerzen und dass die Lage ernst sei.

 

Dann lief ich weiter in der Hoffnung, dass die Schmerzen nachlassen würden. Um dies zu erreichen nahm ich Tempo raus. Dies half vorübergehend etwas. Doch bei jeder noch so kleinen Steigung nahmen die Schmerzen wieder zu. Dennoch lief ich auch die 2. Runde zu Ende. Die schlechte Nachricht verbreitete sich schnell. Ich dachte ans Aufhören! Doch bei diesem Gedanken wurde mir übel! Warum ausgerechnet heute solche Probleme? Wie aus heiterem Himmel! Ich dachte an letztes Jahr in Köln: da zwangen mich Schmerzen im linken Oberschenkel bereits nach 5 km zum Aufgeben! Aber heute ging es um mehr, um viel mehr! Hörfunk, Fernsehen, meine Freunde und Vereinskollegen, meine Margit: alle wollten mich finishen sehen. Ich konnte nicht aufhören, und ich wollte es nicht! Also auf die Zähne beißen und unter ständigem „Inmichhineinhören“ lief ich weiter. Während der 3. Runde kam dann der Anruf der Fernsehleute. Ich informierte sie über die Lage. Einige Minuten später traf ich sie etwa bei km 28/29 kurz vorm Ende der Runde. Sie nahmen von der Situation Kenntnis, erkannten aber auch, dass ich gewillt war, den Lauf korrekt zu beenden. Wer weiß, was sie in dieser Situation von mir gedacht haben…

 

Wie üblich, wurden die ohnehin nicht zahlreichen Zuschauer noch weniger. Die Halbmarathonis waren wohl schon alle im Ziel. Als ich Margit traf, fragte sie mich, ob sie den mitgebrachten Crémant bereitstellen sollte. Ich sagte:“Auf jeden Fall!“ Ich strahlte dabei wohl soviel Optimismus aus, dass eine Last von ihr zu fallen schien. Ich aber wusste aufgrund meiner Erfahrungen, dass es jeden Moment vorbei sein konnte. Ein tiefer Schmerz hätte alles zunicht machen können. Bald darauf lief ich aber zum dritten Mal durch die Bahnhofstrasse, die inzwischen auch schon verwaist war. So schlich ich mich in die letzte Runde. Ich konnte sogar mein jetziges Tempo beibehalten, sodass sich der Zeitverlust in Grenzen hielt.

 

Fast jeder der noch verbliebenen Läufer lief jetzt mit sich alleine. Mir war das recht so, schließlich musste ich mein Tempo sowieso den Schmerzen anpassen. Inzwischen hatte sich das Wetter auch wieder gebessert. Es regnete nicht mehr, dafür blies der Wind etwas heftiger. Da er von Westen kam spürte man dies aber am Anfang der Runde nicht. Erst als man wieder auf der F.-J.-Röder-Straße war, hatte man Gegenwind. Aber

eigentlich konnte mir dies jetzt egal sein.

Mir wurde plötzlich etwas ganz Wichtiges bewusst: Ich hatte nur noch knapp 6 km vor mir. Das sollte doch – auch mit Schmerzen – zu schaffen sein! Freude stieg in mir auf. Dann ein letztes Mal an der Ludwigskirche vorbei, über die Luisenbrücke und Bahnhofstraße. Am Staden wurde es nochmal ganz ruhig um mich. Ich genoss diese Ruhe; ich war mir nun sicher, dass ich meinen Jubiläumsmarathon doch noch zu Ende bringen würde. Ich kämpfte jetzt mit etwas anderem: mit den Tränen…, und verlor!

 

Dann steuerte ich bereits auf das Parkhaus am Staatstheater zu, nur noch wenige hundert Meter! Dort warteten meine Trainingskameraden, die hier zwei Runden gelaufen sind. Sie begleiteten mich jetzt auf dem Rest der Strecke. Kurz vorm Ziel dann noch eine Überraschung: Andere Vereinskollegen warteten mit einem Jubiläums-T-Shirt auf mich. Ich tauschte es gegen das Wettkampfshirt. 5 m vor dem Ziel wartete auch meine jubelnde Margit auf mich: noch ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Marathon 250“.

 

Dann überquerte ich die Ziellinie. Alle bekamen mit, dass ich gerade meinen 250. Marathon gelaufen bin – eigentlich sagenhaft: Glückwünsche, Interviews, Crémant, Blumen, überall heitere Gesichter! Ich konnte das Ganze gar nicht so schnell verarbeiten! Solch einen Trubel hatte es um meine Person noch nicht gegeben!

Und trotz aller Schmerzen war ich nun überglücklich; ja, und auch ein kleines bißchen Stolz erfüllte mich!

 

Erst später bemerkte ich, dass ich noch gar keine Medaille hatte, konnte aber dann doch noch eine ergattern.

Auf dem Weg zum Auto waren die Schmerzen dann noch stärker als während des Laufes! Daher wurde zuhause geduscht. Den Weg zur Dusche im Fitness-Center und zurück wollte ich mir sparen.

Anschließend ging es  zu einem anderen gesellschaftlichen Fest: die Taufe unseres Enkels stand an. Ja, so ist das: das Leben besteht (lange) nicht nur aus Laufen!

 

Jetzt steht noch der Besuch beim Sportarzt an.

Die Frage, ob es vernünftig war mit diesen Schmerzen weiterzulaufen, muss man eigentlich verneinen. Die Vernunft hätte mir andererseits leider nichts gebracht. So gesehen war es sogar sinnvoll weiterzulaufen. Allerdings: wäre es nicht ein besonderes Ereignis gewesen, hätte ich wahrscheinlich die 2. Runde nicht mehr zu´Ende gemacht.

 

 

 

Zusammenfassung:

Strecke: flach, vorwiegend Asphalt, etwas Kopfsteinpflaster

Wetter: ca. 15 Grad, zeitweise Regen

Verpflegung:Wasser, Iso, Cola, Obst, Leckereien im Ziel

Organisation:gut, viele Helfer

Duschen: im Fitness-Center, unweit des Zieleinlaufes

Zuschauer: im Start- und Zielbereich einige, unterwegs kaum

Medaille: ja, Motiv: HOCHWALD-Gourmet-Marathon (Sponsor)

T-Shirt: Fu-Shirt gegen Aufpreis

Startgeld: für Marathon 35 € bis 45 €

 

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