Bericht über den 25. Turin-Marathon am 13.11.2011

 

Eigentlich fühlte ich mich gar nicht fit um einen Marathon zu laufen: Seit meinem Jubiläumslauf in Saarbrücken bin ich diese Distanz vor allem aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr angegangen. Geplante Veranstaltungen musste ich absagen.

Dank meines Langzeitgedächtnisses wusste ich aber, dass ungefähr 42 km auf mich warten würden…

 

Immer noch plagten mich Schmerzen im rechten Bein. Allerdings gab es inzwischen einen (neuen) Hoffnungsschimmer: Ein bekannter Physiotherapeut in Ludweiler versprach mir, mich von den Problemen zu befreien.

 

So fuhren Margit und ich am Samstagmorgen via San Bernardino-Tunnel nach Turin, eine kleine, verträumte Stadt hinter den Alpen mit knapp 2 Millionen Einwohnern.

Dort angekommen ging es schon bald zur Piazza Castello, wo es die Startunterlagen gab, aber auch allerlei Köstlichkeiten der Region.

 

Zum Abendessen sollte man rechtzeitig ein Ristorante aufsuchen, da man ansonsten keinen Platz mehr findet.

 

Nach einer ruhigen Nacht und einem gewohnt spärlichen Frühstück begaben wir uns rechtzeitig zum Start. Hier herrschte schon ein reges Treiben.

Es war mit 5 Grad noch recht frisch. Ich startete in langer Hose, dazu langes Unterhemd und ein T-Shirt, auf dem meine Startnummer befestigt war. Um nicht doch zu frieren, zog ich noch eine Jacke drüber.

 

Aufgrund des Streckenplanes wusste ich, dass ich Margit während des Laufes nicht sehen würde. Es schien so, dass es in Form eines Quadrates um die Stadt herum ginge.

 

So stand ich voller Erwartung und einem leicht mulmigen Gefühl in respektvollem Abstand hinter der Startlinie. Aber was soll’ s: wer nichts wagt, bekommt auch keinen Muskelkater!

 

Mit ungefähr 3000 anderen Läufern begab ich mich dann um 09:30 Uhr auf die Strecke. In meiner Reichweite sah ich die weißen Ballons der 4:15 h-Läufer. Nachdem das Kopfsteinpflaster der Innenstadt überwunden war, beruhigten sich meine anfänglichen Beschwerden in der rechten Leistengegend, und ich ließ die weißen Ballons hinter mir. Falls sie mich später wieder einholen sollten, könnte ich mich ihnen  ja vielleicht anschließen.

 

Schon sehr bald waren wir an dem Fluß, der die Stadt durchquert: dem Po.

Dann schlugen wir einen Haken nach rechts und bevölkerten alsbald eine große breite Straße, auf der wir am Vortag auch per Auto ankamen.

Ich hatte die Digitalkamera dabei, was ich aber schnell bereute: außer direkt in der Innenstadt gab es kaum lohnende Motive.

 

Die Verpflegungsstände waren alle 5 km aufgebaut, und immer schön dazwischen Schwammstationen.

Bereits an der ersten V-Stelle fühlte ich mich frei von Schmerz und lief ein Tempo um die 5:40 min/km. Ich wäre gerne schneller gelaufen, war aber vorsichtig, da ich bei einem Testlauf der letzten Woche trotz langsamer Geschwindigkeit nach ca. 15 km die bekannten Schmerzen spürte.

 

So zügelte ich meinen Drang nach vorne. Leider gab es nicht viel zu sehen, da es oft auf breiten Straßen ohne Abwechslung schnurgeradeaus ging. Nur 2-mal liefen wir durch kleinere Vororte bzw. Stadtteile von Turin. Gelegentlich ging es mal etwas rauf und runter.

Genauso verhielt es sich mit den Temperaturen. Nachdem es mir anfangs wärmlich war, wurde es später wieder nebliger und damit kühler. Dies sollte sich aber ab der Halbmarathondistanz ändern:

Inzwischen hatten wir einen weiteren scharfen Bogen nach rechts gemacht. Links sah ich jetzt die Alpen, ein Zeichen, dass uns die wärmende Sonne wohl erhalten bleiben würde.

 

Bilanz bei Halbmarathon:

Zeit: 2:03:30 h,

Schmerzen: leichte Beschwerden in der rechten Leisten- und Adduktorengegend.

Stimmung: gut bis angriffslustig, zuversichtlich.

 

Jetzt machte mir meine Bekleidung Probleme: Ich schwitzte wie ein Barsch. So dauerte es nicht mehr lange und ich blieb stehen. Dann entledigte ich meines Unterhemdes und meiner Jacke. Das T-Shirt zog ich wieder über. Obwohl ich ja nur Funktionsbekleidung trug, war alles klitschnass.

Nach mehreren 100 m störten mich meine überflüssigen Klamotten derart, dass ich sie in einem Mülleimer entsorgte. Manchmal muss man auch Opfer bringen!

 

Inzwischen waren wir bei km 25 angelangt. Mir ging es gut, anderen weniger. Viele verfielen in den Gehschritt. Ich beneidete sie nicht, insbesondere nachdem es wieder scharf rechts ging. Auf einer mindestens 8 km langen Gerade ging es jetzt wieder zurück: links die Autos, rechts die Läufer, vor uns hoch über der Straße ganz viele Ampeln.

Leicht wellig ging es immer geradeaus. Ich wurde mutiger! Mit jedem km wurde ich meiner Sache sicherer: die Medaille gehört mir!!

 

Nach meiner „Anzugserleichterung“ fühlte ich mich sauwohl; ich wurde immer „unvorsichtiger“ und damit schneller. So konnte ich immer mehr Mitstreiter überholen, insbesondere wenn es „bergab“ ging, lief ich km-Zeiten zwischen 5:10 und 5:15 min/km.

An die weißen Ballons verschwendete ich keinen Gedanken mehr, eher an die 4-h-Läufer. Aber dies wollte ich nun doch nicht riskieren.

Den Stimmungsmachern mit ihren Trommeln war inzwischen auch die Puste ausgegangen, aber das tat meiner persönlichen Stimmung keinen Abbruch. Die kam von ganz innen!! Die km flogen nur so vorbei, dann ließ ich auch schon das 40 km-Schild hinter mir. Bei km 41 ging es dann langsam wieder Richtung Innenstadt und auf die lange Zielgerade. Meine Schritte wurden immer länger und schneller. Ich vergaß alle Schmerzen der letzten 2 ½ Jahre und beendete meinen 251. Marathon mit einem Sprung auf die Zielmatte.

 

Kurz nach dem Empfang meiner Medaille stand auch schon Margit neben mir. Sie strahlte – wie immer - mit der Sonne um die Wette.

Zufrieden schlenderten wir ins Hotel zum Duschen, anschließend schauten wir uns noch einmal die City an. Später aßen wir gemütlich beim Chinesen.

Am nächsten Morgen fuhren wir bei herrlichstem Wetter wieder zurück nach  Völklingen. Der schöne Herbst will wohl gar kein Ende nehmen. Mir soll’s recht sein…

 

 

Zusammenfassung:

Strecke: flach bis leicht wellig, vorwiegend Asphalt, etwas Kopfsteinpflaster

Wetter: ca. 5 – 17 Grad, trocken

Verpflegung: Wasser, Iso, zusätzliche Verpflegung im Ziel

Organisation: gut, viele Helfer

Duschen: im Hotel

Zuschauer: im Start- und Zielbereich einige, unterwegs weniger

Medaille: ja, zusätzlich Rucksack mit Nudeln

T-Shirt: Fu-Shirt gegen Aufpreis

Startgeld: 40 €

 

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