Bericht über den 1. Bilstein-Marathon in Witzenhausen am 03.04.2011
Diesmal sollte es zu
einer Marathon-Premiere gehen, und zwar nach Witzenhausen-Kleinalmerode. Das
liegt in der Nähe von Kassel, also eine
recht weite Anfahrt, die ich am frühen Morgen um 4:30 Uhr in Angriff nahm. Wie
letzte Woche war ich allein unterwegs; Margit passte zuhause auf die Möbel auf.
Mein
Gesundheitszustand war immer noch nicht ganz okay. Vor allem meine Stimme
verabschiedete sich immer mehr Richtung lautlos. Da ich mich ansonsten aber gut
fühlte, traute ich mir den Marathon zu.
Start und Ziel waren
in einer alten Industriehalle, die schon lange nicht mehr genutzt wurde. Leider
fehlte es hie und da an einem kleinen Hinweisschild, wo sich was befindet, aber
die freundlichen Helfer klärten einen auf. Man traf natürlich wieder einige
bekannte Gesichter, auch Horst Preisler war dabei. Er ist
Guinessbuch-Rekordhalter, was die Anzahl gelaufener Marathons/Ultras angeht.
Sein Zähler dürfte so langsam auf die 2000!!!! zusteuern.
Pünktlich um 10 Uhr schickte uns der Veranstalter Gerno
Semmelroth und sein Team auf die Strecke. Zuvor hatte er uns noch 1100
Höhenmeter und schönes warmes Wetter versprochen.
Es herrschten bereits 15 Grad Außentemperatur und die Sonne
lachte.
Die Richtung war auch sofort klar: Da wir unten starteten,
ging es bergauf. Bereits nach 1 km kam die Streckenteilung mit Verpflegung:
Marathonis rechts, Halbmarathonis geradeaus. Für uns ging es also nach rechts
und damit auch weiter bergauf. Das „Geläuf“ war befestigt, jetzt ohne Asphalt,
vielfach lugten kleine Steine heraus.
Eine Kilometerangabe fand man nur alle 5 km. Aber das Tempo
wurde für unsereins ohnehin vom Steigungsgrad oder Untergrund bestimmt. Ich
musste vorsichtig sein, fürchtete einen plötzlichen Einbruch. Hinter so einem
Stimmverlust könnte ja mehr stecken…
Aber die ersten 5 km lief ich in 30 min, gar nicht so
schlecht, wenn man die Steigungen bedenkt! Aber danach ging es über Stock und
Stein und eine „Treppe“ ziemlich steil nach oben. Der Weg, auf dem wir dann
landeten, kam mir bekannt vor: kein Wunder, den waren wir nach dem 1. VP
praktisch als Hinweg gelaufen. So war der 1. VP auch gleichzeitig der 2. VP
(bei km 9).
Danach ging es erstmal bergab, und ganz langsam näherten wir
uns dem Berg, der dem Marathon den Namen gab: dem Bilstein. Von den engagierten
und freundlichen Helfern erhielten wir jegliche Unterstützung. Ich hatte jedoch
guten Grund nicht zuviel zu reden. Dies fiel mir nämlich immer schwerer. Mein
Mund und Hals waren ständig trocken, teilweise kam kein einziger Ton über meine
Lippen. Ich bemühte mich daher auch nicht weiter. Mein Krächzen hätte
möglicherweise nur unnötig die Aufmerksamkeit von Sanitätern oder gar des Streckenarztes
auf mich gezogen. Wer weiß, wer weiß…
So kämpfte ich mich weiter, meist allein mit mir und der
Natur. Es waren ja auch nur 140 Marathonis gestartet. Dann ging es allerdings
zur Sache: Der Anstieg zum Bilsteinturm stand bevor. Dieser Turm war ganz oben.
Quasi nur bergan für einige Kilometer. Die Temperaturen, die inzwischen wohl
bei etwa 20 Grad lagen, taten ihr Übriges. Daran war man noch nicht gewöhnt.An
mehreren Stellen fiel ich in den Gehschritt. Normalerweise wäre ich auch hier
gelaufen, aber ich bekam einfach nicht genügend Luft. Es wurde immer schwerer
für mich, das Tempo wurde dafür umso langsamer. Der ein oder andere überholte
mich, aber auch ich selbst konnte mich an anderen vorbeimogeln.
Schätzungsweise bei km 25 war der Gipfel erreicht. Eine
schöne Gaststätte lud zum Verweilen bei herrlicher Fernsicht ein, dafür durften
wir Läufer aber keinen langen Blick haben.
Auf der anderen Seite ging es für uns jetzt – teilweise
steil – bergab. Noch eine Verpflegungsstelle, dann mit angenehmem Gefälle nach
unten.
Nach ca. 8 weiteren km waren wir im Tal, dort war auch der
nächste VP. Kurz darauf ging es auf Teer in grobe Richtung Witzenhausen. Doch
ans Ziel wollte ich noch gar nicht denken. Der Himmel hatte sich inzwischen
stark verdunkelt, und bereits während der Bergabpassage einige dicke Tropfen
auf uns herab gelassen. Das machte die Sache nicht einfacher – zumindest
zunächst nicht. Eine leichte Gänsehaut ließ mich zweifeln, ob ich mit kurzer
Hose und Vereinstrikot richtig angezogen war.
Bald verließen wir wieder die Straße. Der Weg führte in den
Wald, und es ging wieder aufwärts. Zunächst ging ich am Berg, bemerkte aber
kurz nachdem mich Laufkumpel Jürgen überholt hatte, dass ich nun besser atmen
konnte. Durch den Regen, der jetzt immer stärker wurde, wurden meine
Schleimhäute wohl feuchter, und ermöglichte mir besser durchzuschnaufen.
Also besann ich mich und fing wieder an zu laufen. Da es
ganz gut ging, erreichte ich bald den höchsten Punkt der Steigung. Hier traf
ich auf die letzte Verpflegungsstelle. Jetzt waren es nur noch 2 km bis zur
Halle, und dies bergab. Man musste aber aufpassen: der Regen, der jetzt
hernieder prasselte, machte die Strecke teilweise rutschig.
Nun war mir klar, dass ich diesen Lauf auch beenden würde,
so wie es geplant war. Zwischendruch hatte ich einmal eine Phase, in der ich
dies in Frage stellte.
Nun aber konnte ich nicht schnell genug das Ziel erreichen:
ein heftiger Gewitterregen machte mir Beine!!
So lief ich nach 4:53 h in die Halle ein. So ein Marathon
kann doch ganz schön lang sein!
Die Urkunde erhielt
man noch in der Halle, ebenso die Medaille;ein T-Shirt, wenn man es vorbestellt
hatte.
Insgesamt hat der 1.
Bilstein-Marathon seine Feuertaufe gut bestanden. Wenn man mal von den
fehlenden Hinweisschildern absieht, war alles gut organisiert. Für die
Hungrigen war auch genügend Verpflegung da, nicht nur in der Halle. Unterwegs
wurde auch Cola gereicht. Man hat gemerkt, dass dies ein Lauf von Läufern für
Läufer war. Dem Veranstalter Gerno kann ich nur zu einem guten Team
gratulieren. Hoffen wir, dass alle Helfer bei der Stange bleiben. Dann war ich
möglicherweise nicht zum letzten Mal in Witzenhausen. Zu gerne würde ich diesen
Marathon nochmal im Vollbesitz meiner Kräfte laufen. Landschaftlich war er sehr
schön.
Nach 420
Autokilometern war ich gegen 19:30 h wieder im Saarland, wo meine Margit schon
mit einem kräftigen Abendessen auf mich wartete. Danach ließen wir den Abend
gemütlich bei einem dunklen belgischen Bier, namens Leffe, ausklingen.
Nächste Woche möchte
ich in Bonn starten, andere zieht es nach Paris. Viel Spaß, viel Sonne, viel
Erfolg!!!
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