Bericht über den ??. TUI-Marathon am 06.05.2012 in Hannover

 

Hannover ist zwar nicht um die Ecke, aber irgendwann muss auch dieser Marathon mal in die Sammlung. Außerdem habe ich die Landeshauptstadt Niedersachsens schon seit vielen Jahren im Visier. Übernachtung hatten wir diesmal privat gebucht: bei einer Bekannten in Lengede. Dahin führte uns am Freitag unser erster Weg, noch bei schönstem Sonnenschein.

Samstags erkundeten wir die beste Anfahrt zum Start. Wir entschieden uns, außerhalb der Stadt zu parken und mit der U-Bahn den Rest zu erledigen. Leider hatte sich das Wetter gedreht: es regnete bereits die ganze Nacht, und jetzt auch immer wieder. Dazu hatte es stark abgekühlt. So fiel die Stadtbesichtigung recht kurz aus.

 

Am Sonntagmorgen war es kalt: 6 Grad, am Start dann 8 Grad, gegen Mittag immerhin 10 Grad, aber es blieb trocken.

 

Ich traf nur wenige bekannte Gesichter. Ich reihte mich hinter den 4-h-Pacern ein, in der Hoffnung ihnen folgen zu können. Dann verabschiedete ich mich von Margit. Ich hatte Handschuhe an, in einer Hand die Digitalkamera. Es boten sich allerdings nur wenig lohnende Motive.

Am Anfang liefen wir Richtung Süden, dort wo auch unser Auto stand. Vorbei am Maschsee ließen wir die Stadt schnell hinter uns. Jetzt wurden die Wege teilweise etwas enger. Durch kleine Foto- und Pipipausen war ich immer wieder gezwungen, den Pacemakern hinterher zu rennen. Irgendwie kam ich heute nicht richtig in Schwung. Nach 10 km war ich zwar noch bei meine Leuten, beabsichtigte aber schon jetzt bei der ersten Gelegenheit die Kamera abzugeben und mich aufs Laufen zu konzentrieren. Auf der langgezogenen Hildesheimer Straße liefen wir zurück Richtung Stadtmitte.

 

Bei km 17 wurde ich dann die Kamera los. Margit verstaute sie. Ich informierte sie über mein Vorhaben unter 4h zu laufen. Nach 4 km um den Hauptbahnhof herum, traf ich sie wieder. Ich begann mein Zeitziel zu korrigieren, da ich jetzt merklich die Vorderseite meiner Oberschenkel spürte. Erinnerungen an Belgrad wurden wach.

 

So begann ich langsam etwas Tempo herauszunehmen und knabberte verzweifelt an einem Gel. Doch der Abstand wuchs nicht so schnell wie ich befürchtete. Noch vor km 25 spürte ich wieder mehr Leben in mir. So korrigierte ich langsam meine gewünschte Zielzeit auf 4:05 h. Meine Geschwindigkeit blieb gleichbleibend bei 5:40 h/min. Dies machte mir wieder mehr Mut, und natürlich die Tatsache, dass meine Oberschenkel wohl auch wieder einen gewissen Drang nach vorne verspürten.

 

Wir tingelten jetzt durch die Außenbezirke im Norden, später im Westen. Stellenweise versuchten einige Zuschauer uns nach vorne zu peitschen. Bei wärmerem Wetter wäre hier mit Sicherheit auch mehr los gewesen. Immerhin hatte ich inzwischen eine Betriebstemperatur, die es mir erlaubte, die Handschuhe auszuziehen. Zwischenzeitlich hatten wir eine kurze Berührung mit den Halbmarathonis, die inzwischen auf der Strecke waren. Sie liefen parallel. Sie liefen alle etwas schneller als ich. Doch schnell trennten sich unsere Wege wieder. Ich erreichte km  30. Mit einer ersten Hochrechnung wollte ich bis km 32 warten. Als ich dann dort war, begann ich zu rechnen: Reicht es eventuell noch für eine Zeit unter 4 h?? – Nein!! Es würde eine 4:01 h werden.

 

„Auch gut“ dachte ich. Ohne Training ist eben kaum eine größere Steigerung zu erreichen! Aber noch war ich ja nicht im Ziel! Eventuell läuft die Uhr ja doch noch für mich! Aber dazu mussten erst einmal die Beine laufen!

 

Ich begann mich auf die Beine meines Vordermannes zu konzentrieren. Dadurch wurde mein Atem ruhiger, mein Schritt gleichmäßiger, die km-Zeiten schneller. Bei km 36 stießen dann die Halbmarathonis zu uns, jetzt die etwas langsamere Abteilung. Überholen war angesagt. Dies bedeutete mehr Meter. Dann km 38: Ich rechnete wieder hoch: Jetzt lag ich plötzlich knapp unter 4 h, allerdings nur 3 Sekunden.

 

Wir näherten uns der Stadtmitte. Ich blieb konzentriert. Ich hatte jetzt ein festes Ziel, das ich zwischenzeitlich für vollkommen unmöglich gehalten hatte!

Km 40: Jetzt war ich mir sicher: die 4 h werden fallen! Ich blieb locker, die Zuschauer taten ein Übriges. Man darf nicht vergessen: Heute waren ca. 6000 Halbmarathonis und 3000 Marathonis unterwegs. Die Stadt war proppevoll, ja lief fast über. Und das Ganze eine Woche nach dem Hamburg-Marathon!!

 

Ich spürte die Nähe des Zieles. Aber wir mussten erst noch eine kleine Schleife von knapp einem km absolvieren. Die Lautsprecher am Ziel und das Gejohle der Zuschauer  waren aber schon zu hören. Dann war es soweit: Ich konnte den Schriftzug „Ziel“ lesen.

Ein Blick auf meine Uhr bestätigte: „Es reicht!!“ So genoss ich den Zieleinlauf. Wer hätte gedacht, dass ich mich mal so über eine Zeit unter 4 h freuen würde.

Aber die Lungenentzündung hatte mich doch sehr weit zurück geworfen. Ich muss froh sein, dass ich überhaupt schon wieder meinen geliebten Marathon laufen kann!

 

Direkt hinter der Ziellinie entdeckte ich meine Margit. Sie freute sich genauso wie ich, dass es doch noch geklappt hatte. Dann schnappte ich mir ein Getränk, meine Medaille und meinen Kleiderbeutel.

Die Situation bei den Duschen war aber wieder sehr ernüchternd: Duschzelte luden nicht so sehr ein, zumal man lange anstehen musste, das Ganze wenn möglich auch noch nackt bei 10 Grad Celcius. Da ich keine neue Erkältung oder ähnliches riskieren wollte, zog ich es vor, mich lediglich abzutrocknen und trockene, warme Kleidung anzuziehen. Das Duschen fand dann einige Stunden später zuhause statt. Margit chauffierte mich brav 530 km zurück nach Völklingen…

 

Sportlich gesehen ist es zwar sehr erfreulich, dass ich quasi ohne Training wieder unter 4 h laufen kann. Ab jetzt muss aber wieder trainiert werden, sonst droht Stillstand.

 

 

Zusammenfassung:

Strecke: 3 leichte Wellen, nur Asphalt und Teer

Wetter: ca. 8-10 Grad, trocken

Verpflegung: Wasser, Iso, Cola, Obst

Organisation: sehr gut

Duschen: in Zelten, bei diesen Temperaturen unzumutbar

Zuschauer: im Start- und Zielbereich sehr viele, unterwegs einige

Medaille: ja

T-Shirt: Fu-Shirt, gegen Aufpreis 19,50

Startgeld: für Marathon 50 €

 

Zurück zur Startseite                            Zurück zur Marathonübersicht