Bericht über den 5. Ermstal-Marathon am 08.07.2012 in Metzingen

 

Vor 4 Jahren wollte ich bereits bei der Premiere dieser Veranstaltung dabei sein. Doch just in der Nacht zuvor erwischte mich eine Erkältung, sodass ich damals mein Vorhaben sausen ließ. So führte mich mein Weg eben 4 Jahre später in die Region südlich Stuttgarts. Der, die oder das Erms ist eher ein Bach denn ein Fluss, gab aber dem dazugehörenden Tal seinen Namen.

 

Außer dem Marathon gab es natürlich auch einen Halben, der gleichzeitig mit uns startete. Ebenfalls um 9 Uhr wurden die 10 km-Läufer von Bad Urach aus in entgegen gesetzter Richtung auf die Reise geschickt.

 

Das Wetter schien – zumindest vor dem Start – zu halten. Ich dachte an eine Endzeit so 5-10 min unter 4 h. Nach dem Empfang der Startunterlagen am Kelternplatz begab ich mich noch gemütlich in eine Bäckerei, um dort ein kleines Frühstück zu mir zu nehmen.

Ich beschloss in kurzer Laufbekleidung an den Start zu gehen, egal wie sich das Wetter entwickeln würde.

 

Aber ähnlich wie in Bad Neuenahr vor 2 Wochen war dem Wettergott irgendetwas über die Leber gelaufen. Unmittelbar vor dem Start öffnete er die Schleusen und sorgte somit für die erste Abkühlung. Die Temperaturen lagen bei etwas 16-18 Grad.

So tobten wir Richtung Bad Urach. Es goss so stark, dass ich bereits nach 4 km klitsche-klatsche-nass war. Auch die Strümpfe waren schon durch. Hoffentlich gibt das keine Blasen!

Zu dem Regen gesellte sich auch noch ein heftiger Wind, der dicke Tropfen und Blätter von den Bäumen wehte. Es gab kein Entrinnen!

Es gab aber auch kein Zurück, sondern nur ein „Weiter“!

 

Nun begegneten uns bereits die ersten 10 km-Läufer. Etwa 1500 Läuferbeine kamen uns nun entgegen. Es gab aber keine Kollissionen.

Bald erreichten wir das Stadion von Dettingen. Dort drehten wir eine halbe Runde, und wir verließen das Stadion nach einer weiteren V-Stelle. Nun liefen wir schnurstracks Richtung Bad Urach. Wettermäßig hatte sich nichts geändert: Es hatte sich eingeregnet. Mit ein paar wenigen „Steigungen“ kämpften wir uns durch die Pfützen. Kurz vor Bad Urach erreichten wir dann die 10-km-Marke. Meine Uhr machte einen Zwischenstopp bei 53:48 min. Das war angesichts der Umstände noch ganz anständig. In Bad Urach liefen wir fast eine komplette Runde durch das dortige Stadion um es dann wieder zu verlassen. Bei km 10,5 war die Zeitnahme. Wir liefen nun zurück Richtung Metzingen.

 

Nach 1h und 15min ließ der Regen nach. Weiter vorne erkannte ich sogar blauen Himmel. Und links neben mir tauchte plötzlich ein mir noch unbekannter Marathoni auf. Er heißt Gunther. Wir kamen gleich ins Gespräch, und es stellte sich heraus, dass er sich auf seinem ersten Marathon befand. Dafür war er eigentlich recht flott unterwegs, vor allem wenn man bedenkt, dass er in der Vorbereitung nur 1 Mal 30 km gelaufen ist.

Ich hegte gewisse Zweifel, dass wir gemeinsam die Ziellinie sehen würden, hatte aber keinen Grund ihn einfach so weiterlaufen zu lassen. So geschah es, dass wir gemeinsam als Duo „Gunther und Günter“ nach 21 km wieder an Start und Ziel vorbei kamen.

Aufgrund der immer noch feuchten Klamotten musste ich ständig Richtung Sträucher. Dadurch war ich jedesmal gezwungen ca. 20 sec gegenüber Gunther aufzuholen. Ich ließ mir aber dabei Zeit. Schließlich war Gunther immer noch mit einem 5:15-er Schnitt unterwegs. Er schien mit seinem 27 Jahren nicht müde werden zu wollen. Auch als er später mal etwas erzählte, seine Beine würden schwerer, hatte er immer noch einen kräftigen Abdruck.

Er war im Übrigen ganz ohne technischen Schnickschnack unterwegs. Weder ein GPS-Gerät, noch Herzfrequenzmesser oder Stöpsel mit Musik im Ohr zierten ihn – ja, er hatte nicht einmal eine Stoppuhr am Armgelenk. Richtig erfrischend!! So konnte man wenigstens ungestört miteinander plaudern, zumindest solange das noch ging…

 

Teilweise begleitete uns noch ein Kollege von Gunther auf dem Fahrrad. Er war später für das Zielfoto zuständig.

 

Inzwischen hatte sich das Wetter endgültig zum Besseren gewandt. Zeitweise schien die Sonne und die Temperaturen stiegen auf etwa 22-25 Grad.

Nach der zweiten Wende in Bad Urach liefen wir aber permanent gegen den Wind, den wir aber jetzt als angenehm empfanden.

Gunthers schwere Beine trugen ihn immer noch im gleichen Tempo Richtung Ziel. Ich gab ihm jetzt die km-Zeiten durch. Kurz hinter km 37 ging es nochmal „hoch“ zu einem Wendepunkt. Die leichte Steigung merkte man jetzt natürlich. Gunther zog nach wie vor gleichmäßig an. Ich hatte etwas Mühe dranzubleiben. Aber dafür musste er Tribut zahlen. Er atmete jetzt heftig. Deshalb lief ich vor ihn in der Absicht etwas Tempo rauszunehmen. Doch das Gegenteil war der Fall!!!

Den 39. km absolvierten wir in genau 5 min. Gunther schnaufte, ich solle nicht mehr schneller werden. Ich nahm also etwas Tempo raus, um  kurz darauf wieder in die alte Geschwindigkeit zurückzufallen.

Es gab jetzt aus meiner Sicht keinen Zweifel mehr daran, dass wir das Ziel zusammen sehen würden. Gunther hatte zu diesem Zeitpunkt wohl andere Gedanken. Am liebsten wäre er ausgestiegen; das sagte er mir allerdings erst hinterher…

 

So aber verfolgte er mich auf Schritt und Tritt, ließ nicht abreißen.

Jetzt könnte man vielleicht sagen, dass Gunther von mir profitiert hatte. Das stimmt zwar, ist aber nur die halbe Wahrheit. Durch sein flottes Tempo auf vielen km dieses Marathons lief auch ich um einiges schneller, als wenn ich alleine unterwegs gewesen wäre.

 

So liefen wir flotten Schrittes ins Ziel. Der Lohn für unsere gemeinsame Arbeit, war das Ergebnis, ausgedrückt in 3:44 h und der jeweils 3. Platz in der Altersklasse. Das war vielmehr als ich zu hoffen gewagt hätte.

 

Mein neuer Lauffreund Gunther konnte dieses ganze Erlebnis wohl noch nicht so richtig einordnen. Er wird wohl noch etwas brauchen um zu verstehen, was an diesem Sonntag abgegangen ist. Für mich steht aber einiges fest: Der Marathon im Ermstal war ein Klasse Ereignis. Man kann ihn auf jeden Fall weiter empfehlen.

Und in Richtung Gunther: Du bist ein Riesentalent mit einem riesigen Kämpferherz!

Mach weiter so!

 

 

Zusammenfassung:

Strecke: flach, wenige kleine Erhebungen, vorwiegend Asphalt

Wetter: ca. 16-25 Grad, Starkregen und Sonnenschein

Verpflegung: Wasser, Iso, Cola, Obst,

Organisation: gut, viele Helfer

Duschen: im Hallenbad

Zuschauer: im Start- und Zielbereich einige, unterwegs kaum

Medaille: ja

T-Shirt: Funktions-Shirt

Startgeld: für Marathon 35 €

 

Zurück zur Startseite                            Zurück zur Marathonübersicht