Bericht über den 21. Zagreb-Marathon am 07.10.2012
Selten hatte ich so
viele gesundheitliche Probleme wie in diesem Jahr: Nach einem guten Start im
Frühjahr und einer 3:33 h beim Marathon in Kandel, warf mich eine
Lungenentzündung stark zurück. Ich kämpfte mich wieder langsam heran und dachte
schon an einen goldenen Herbst. Doch dann begannen diese starken Schmerzen im
linken Oberschenkel, die mich letztendlich zwangen, den Marathon in Saarbrücken
nach 10, 5km abzubrechen.
Die ärztliche
Behandlung schlug nicht an. Eine Kernspintomografie bestätigte den ärztlichen
Verdacht einer Schambeinentzündung nicht. Im Gegenteil: Alle Knochen, Sehnen
und Muskeln vom Hüftbereich abwärts sind okay; nicht einmal eine Arthrose wurde
diagnostiziert.
Mein Sportarzt erinnerte
sich jedoch daran, dass meine Probleme vor 2 Jahren aus dem Rücken kamen. So
begann er mir Spritzen in den Wirbelkanal zu geben. Vieles deutete nun
tatsächlich auf eine Entzündung in diesem Bereich hin...
So reisten Margit und
ich am Freitag vor dem Marathon ab Stuttgart per Flieger in die kroatische
Hauptstadt. Die Temperaturen um 25 Grad taten uns gut, und wir legten einige
neugierige Kilometer zurück: Es gab viel zu sehen. Schließlich wollten wir bis
Mittwoch bleiben. Das war eine gute Entscheidung. So hatten wir wenigstens
etwas Urlaub, auch wenn die Sache mit dem Marathon nicht klappen sollte.
Die Innenstadt von
Zagreb ist sehr schön, das Kulinarische erinnerte mich an die Toskana!
So stand ich zumindest gestärkt am Sonntag um 10 Uhr am
Start. Es gab auch noch einen "Halben", der mit uns gestartet wurde. Die
5-km-Läufer jagten uns kurz darauf hinterher. Eine schlechte Einteilung!
Die Startunterlagen gab es übrigens am Tag zuvor auf dem
"Platz". So wird der "Trg Bana Jelacica" genannt, der
zentrale Platz der Stadt. Man hat den Eindruck, dass hier jeden Tag eine andere
Veranstaltung statt findet. Das Startgeld von 20 € kann man in bar hier
abgeben. Dafür bekommt man ein Funktionsshirt und bei erfolgreicher Mission
eine Medaille.
Die Zeit kann allerdings knapp werden: Man muss nach 5 h im
Ziel sein!
Für mich galt nur eine einzige Devise: Ankommen, ankommen,
ankommen!
So schön es hier auch sein mag, ich wollte den Marathon
unbedingt mit nach Hause nehmen, ihn als neue Hauptstadt in meine Sammlung
integrieren. Wenn ich ehrlich bin, war der Lauf ja auch der eigentliche Anlass
für diese Reise.
Deshalb lief ich ganz langsam los, ließ andere schneller
sein. Da meine Schmerzen bei meinen Marathon-Wanderungen nicht auftraten,
räumte ich mir durch langsames Laufen größere Chancen ein. Ich war deshalb auch
nicht mehr im Studio und bin seit dem Gourmet-Marathon auch nicht mehr
gelaufen. Ich wollte mich unbedingt schonen, den Rücken so wenig wie möglich
reizen und belasten...
Ob das alles half, sollte ich hier und heute sehen!
Selbst die Ballons mit der Aufschrift "4:14 "
entfernten sich langsam von mir. Aber jetzt war sowieso noch vieles
durcheinander. Die 5-km-Läufer rasten an uns vorbei, um bald ihren Wendepunkt
zu erreichen und uns wieder entgegen zu
laufen.
Dann wurde es etwas ruhiger. Einiger 5-km-Läufer verpassten
wohl ihre Kehre und liefen bzw. gingen später wieder in die entgegen gesetzte
Richtung. Aber irgendwie passte das alles zu dieser Organisation...
Ich lief meine km in unterschiedlichen Zeiten: Mal waren es
6 min, mal 6:30 min.
Ich fühlte ständig in mich hinein. Noch schien alles klar.
Die Strecke war allerdings eine Katastrophe: Nach einer
kleinen Schleife nach dem Start ging es jetzt immer geradeaus Richtung Osten.
Links und rechts waren die Schienen der S-Bahn. Irgendwo dazwischen lief
unsereiner, nicht selten auch zwischen den Schienen. Ein schrilles Läuten der
S-Bahn scheuchte uns wieder weg!
Es ging immer geradeaus. Soweit das Auge reichte: Läufer,
S-Bahn, hohe Häuser und die Sonne! Es war zwar noch früh, was den Verlauf des
Rennens anging, aber eins war jetzt schon klar: Hier war mentale Stärke
gefordert.
Dann wurde ich durstig! Nach
Jetzt ging es wieder zurück Richtung Stadtmitte, gleiches
Szenario! Schienen, S-Bahn, Sonne! Bei km 10 war ich etwas über 1 h unterwegs -
na ja! Schmerzen? - Außer einem leichten Zwicken alles okay. In Saarbrücken war
jetzt sicher, dass ich aussteige. Immerhin: eine wichtige Klippe - vor allem
mental - war überwunden...
Manchmal versuchte ich die Ballons mit der 4:15 zu
erwischen, aber irgendwie kam ich nicht näher. Später wusste ich, warum.
Aber jetzt war erst einmal wichtig, wieder an Start und Ziel
vorbeizukommen. Das war bei km 16 der Fall. Margit erkundigte sich nach meinem
Befinden, ich wollte ihr aber erst nach der Hälfte eine sicherere Auskunft
geben. Wir liefen nun am "Platz" vorbei weiter Richtung Westen, dem
nächsten Wendepunkt entgegen. Dort angekommen hatte ich das Gefühl ziemlich
weit hinten zu liegen - kein Wunder bei dem Tempo!!
Doch bei Halbmarathon, wo sich die Halben verabschiedeten,
konnte ich Margit immerhin mitteilen, dass ich mich auf die 2. Hälfte wagen
würde. Ich hatte irgendwie ein gutes Gefühl.
Dann wurde mir klar, dass ich die Chance vertan hatte, die
Medaille für
So nahm ich die 2. Hälfte in Angriff. Mein Tempo blieb immer
gleich, ich wurde weder schneller, noch merklich langsamer, auch nicht, als die
Temperaturen die 20 Grad-Marke überschritten.
Aber ich hatte das Gefühl, dass die Kilometer zu langsam rum
gingen, aber die Zeit war objektiv und korrekt, nur das Gefühl täuschte...
Ich lief wieder Richtung Stadtteil Maksimar, hinter dem der
Wendepunkt lag. Ich lief vorbei am Stadion, wo Dinamo Zagreb zuhause ist. Kurz
hinter dem Wendepunkt war km 30 erreicht.
Mir wurde klar, dass es immer noch nicht reichen würde, den
Rest zu gehen, um in der Sollzeit anzukommen: also weiter hoffen und laufen!!
Immerhin spürte ich seit Halbmarathon kein Zwicken oder
ähnliches mehr. Aber ich konnte auch nicht beschleunigen. Irgendwann wurde es
mir dann auch klar: Wenn man die
Aber obwohl ich nicht schneller wurde, konnte ich plötzlich
andere noch überholen, einige davon gingen. Es war jetzt warm und es ging immer
geradeaus- weit, weit vor uns lag das Ziel, das ich dann nach
Trotz aller Probleme im Vorfeld waren die letzten
Eines war trotzdem überraschend: Ich spürte keinerlei
Euphorie, kein Runners-High oder so was ähnliches. Einfach nur:
"geschafft!!!"
Aber wer weiß: vielleicht war es auch der Anfang des Endes
meiner Schmerzen...
Wir werden sehen: Schon eine Woche später wartet der
Marathon in Metz, also Heimatnähe! Da bin ich zum 3. Mal gemeldet und noch nie
gestartet, geschweige denn angekommen...
Die Organisation in
Zagreb entspricht nicht ganz unserem Standard, man kann aber damit leben. Die
Verpflegung ist insgesamt okay, Cola gibt es allerdings nicht. Duschen kann man
auch nicht. Nach 5 h ist hier wirklich Schluss, man wird nicht mehr in der
Ergebnisliste aufgeführt.
Zusammenfassung:
Strecke: flach, nur Teer
(und Schienen)
Wetter: ca. 18 bis 24
Grad, sonnig
Verpflegung: Wasser, Iso,
Obst,
Organisation: okay
Duschen: im Hotel
Zuschauer: im Start- und
Zielbereich einige, unterwegs keine
Medaille: ja
T-Shirt: Funktionsshirt
Startgeld: für Marathon 20
€
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