Bericht über den 4. Metz-Marathon am 13.10.2013

 

 

Im letzten Jahr versank dieser Marathon im Regen. Auch für dieses Jahr war nasses Wetter angesagt, aber Gottseidank kam es ausnahmsweise mal anders. Dafür war es mit 6 Grad schon recht frisch am Start. Man kann sich das Wetter eben nicht aussuchen.

 

Durch die Erkrankung meiner Margit musste ich aber jemanden organisieren, der sich während meiner Abwesenheit ein wenig um sie kümmert. Man kann sie aber inzwischen auch getrost mal stundenweise alleine lassen.

Mein Bruder Bubu brachte deshalb Margit zu meiner Schwägerin und meinem zweiten Bruder, der eigentlich der erste Bruder ist, weil früher geboren…

  

Die Startunterlagen bekommt man leider nicht mehr am Lauftag; daher musste ich auch am Samstag anreisen. Dann ging es wieder nachhause. Am nächsten Tag befand ich mich bereits um 6:40 h in der Tiefgarage am Place de la République. Sicher ist sicher!

Start und Ziel sind in unmittelbarer Nähe.

 

Mein sportlicher Ehrgeiz hielt sich in Grenzen. Ich hatte zwar schon 7 Lauf- und ca. 15 Wandermarathons – die ich übrigens als Long Jogg gelaufen bin - für dieses Jahr auf dem Buckel, aber mit der Schnelligkeit sah es nicht so gut aus.

Unter der Woche bin ich mal 10 km „flott“ gelaufen, aber mit einem Schnitt von 4:50 min/km war an eine Marathonzeit unter 3:30 h nicht zu denken. Irgendwann würde ich einbrechen: bei den tiefen Temperaturen kein Vergnügen!

 

Da ich jedoch im Besitz eines Startpasses bin, gelte ich hier als „lizenziert“ und darf somit recht weit vorne starten, quasi in einem erlesenen Feld.

 

Unmittelbar vor mir war der Pacemaker für 3:15 h. Ich ignorierte ihn. So zog er unmittelbar nach dem  Startschuss davon. Ich wurde dann auch schnell von anderen – etwas hinter mir gestarteten Läufern – überholt.

Da es anfangs aber leicht abwärts ging, hielt sich das Ganze noch in Grenzen. Wie im letzten Jahr ging es jetzt erst mal einige km durch die Innenstadt von Metz.

Ich lief immerhin km-Zeiten von 5:05 – 5:10 min/km. So dauerte es auch etwas bis die 3:30er-Gruppe auf mich auflief. Dies war erst nach 7 km der Fall. Wir befanden uns immer noch in Metz. Im letzten Jahr verließen wir den Innenstadtbereich nach 5 km, um dann am Schluss die letzten 5 km ebenfalls wieder durch die Stadt zu laufen.

Man hatte angekündigt die Strecke etwas zu verändern und damit flacher zu machen. Ich erinnerte mich, dass es letztes Jahr ein relativ langes Stück in die Vororte Marly und Pouilly bergan ging. Ich hoffte, dass uns dieses Stück diesmal erspart blieb.

Am Centre Pompidou bei km 10 verließen wir dann endgültig den Stadtbereich, und wir machten uns auf den Weg durch die Vororte von Metz. Bei km 10 hatte ich eine Zeit knapp unter 51 min. Vielleicht könnte ich ja heute meine Jahresbestzeit von 3:39 h knacken.

 

Bei km 12 lief ich nun auf die 3:30 h-Gruppe auf. Ich hatte sie schon die ganze Zeit im Visier und hatte festgestellt, dass sich ihr Vorsprung nicht vergrößerte. Meine km-Zeiten lagen nun unter 5 min. Ich machte mir jedoch keine Hoffnung mit dieser Gruppe mithalten zu können.

Dies wurde mir erst recht klar, als ich plötzlich den „Anstieg“ Richtung Marly und Pouilly wieder erkannte. Zunächst ein lang ansteigendes Stück, dann wieder etwas abwärts, um dann relativ steil und lang anzusteigen. Um nicht frühzeitig zu überpacen ließ ich die Fahne mit der Aufschrift „3:30 h“ ziehen. Zwischendrin überquerten wir eine Autobahn.

Zeitweise machte mir auch starker Wind zu schaffen. Die enteilte Gruppe bot mir nun keinen Schutz mehr.

 

Dann steuerten wir auf den kleinen Ort Fleury zu. Einige wenige Zuschauer applaudierten und wünschten uns „Bon courage“. Nach der V-Stelle ging es bergab. Ich versuchte aufzuholen, da die 3:30-er Fahne immer noch in Sichtweite war. Dann war Halbzeit: 1:45:41h zeigte meine Uhr. Da war noch was drin! Ich wollte zumindest bis km 30 die Gruppe im Auge behalten. Den 23. Km erledigte ich in 4:33 min. Dadurch war ich plötzlich wieder Mitglied der 3:30er Gruppe. Hoffentlich geht das gut. Solche Tempi war ich schon lange nicht mehr gewohnt, schon gar nicht innerhalb eines Marathons.

 

Im flotten Tempo ging es weiter. Bei km 25 spürte ich dann etwas Störendes, Pickendes im rechten Schuh. Es bestand die Gefahr, dass ich mir hier etwas aufreibe. Es gab nur eine Lösung: anhalten, die Gruppe ziehen lassen. Ich zog den Schuh und den Strumpf aus. Da sah ich auch schon den Störenfried: ein kleines Ästchen hatte sich hierher verirrt und machte mir das Laufen schwer. Immerhin hatte ich den Übeltäter erwischt. Schnell wieder alles angezogen und hinterher!!

Dieses Intermezzo kostete mich fast eine ganze Minute. Eine Zeit unter 3:30 h schien jetzt kaum noch möglich… Dieser „Zwischenstopp“ ärgerte mich, da ich so schwer um den Anschluss gekämpft hatte: Wie gewonnen, so zerronnen!

 

Wir verließen den Ort Cuvry und steuerten jetzt wieder auf Marly und Augny zu. Ich wollte wieder zu „meiner“ Gruppe aufschließen und beschloss mir dazu bis km 30 Zeit zu lassen. Alles andere wäre zu riskant. Ich lief die km jetzt in 4:50 min, dann wieder in 5:05 min, vor allem wenn es wieder leicht bergan ging. Diese Strecke ist insgesamt wellig, vielleicht mit der in St. Wendel zu vergleichen. Bei km  30 ist die Gruppe noch ein gutes Stück weg, also gebe ich mir nochmal Zeit bis zu km 32, dann bis km 33.

Es fällt mir verdammt schwer richtig ranzukommen – aber ich kämpfe. Ich schnaufe zeitweise wie eine Dampflok, ich ignoriere das Stechen in der Rückseite des linken Oberschenkels. Für etwaige Schönheiten der Gegend oder so habe ich schon lange kein Auge mehr.

Dafür umso mehr für meine Uhr: die km-Zeiten werden wieder schneller. Dann ist es geschafft: Bei km 35 erreiche ich wieder die 3:30er. Ein hartes Stück Arbeit. Jetzt sollen die mich mal ziehen…

 

Die Gruppe hat sich inzwischen um die Hälfte dezimiert, und ich erkenne bald: sie wird langsamer! Wir benötigen für km 36 und 37 jeweils über 5 min. Das gefährdet meine Endzeit! Außerdem hatte ich am Start einen kleinen Vorsprung, das würde mir bei gleichzeitiger Ankunft in Metz zum Nachteil gereichen! Ich muss handeln! Ich muss rennen! Und zwar alleine!

 

So mache ich mich auf den Weg, tangiere Moulins-les-Metz und durchlaufe Montigny-les-Metz. Die Orte, die Straßen kenne ich noch vom letzten Jahr. Kein Blick zurück! Kilometer für Kilometer rechne ich die Zeiten hoch: Noch 4 km: Bei einem Tempo von 5 min/km müsste es reichen. Ich kämpfe weiter, ringe nach Luft! Dann eine km-Zeit von 4:44 min. Ich bin auf gutem Weg! Km 40 – immer weiter, aber keine Euphorie, nur Kampf! Der letzte km entspricht dem ersten, jetzt aber leicht bergan. Dann die Zielgerade, ich sehe viele Zuschauer, spüre die Stimmung – und zum ersten Mal: Glücksgefühle!! Ich schaffe es tatsächlich! Zum ersten Mal nach 4 ½ Jahren mal wieder eine Marathonzeit unter 3:30 h! Bei 3:29:10 bleibt meine Timex stehen! Ich glaube, es war ein Sieg des Kopfes über den Körper!

 

Dann übermannt mich ein großes Gefühl der Zufriedenheit! Ich kann es noch!

 

Hinter der Ziellinie wird mir die Medaille umgehängt. Die V-Stände sind ordentlich bestückt.

Dann begebe ich mich in die Tiefgarage, trockne mich ab, ziehe mir trockene Klamotten an. Schon bin ich wieder auf der A4 und treffe um 13:40 h zuhause ein. Später hole ich meine Margit ab und berichte ihr von meiner „Heldentat“ – auch wenn sie es vielleicht noch nicht richtig einordnen kann…

 

Den Metzer Marathon kann man lieb gewinnen. Insgesamt waren ca. 1400 Einzelläufer am Start, dazu noch etliche Staffeln und ungezählte 7 km-Läufer. Nächstes Jahr sollen hier die französischen Meisterschaften stattfinden. Die gute Organisation und das ganze Drumherum geben es her.

 

 

Zusammenfassung:

Strecke: etwas wellig, fast nur Asphalt

Wetter: ca. 8 Grad, trocken

Verpflegung: Wasser, Iso, Obst und mehr

Organisation: sehr gut, nur schade, dass es die Startunterlagen am Renntag nicht mehr gibt

Duschen: ca. 600 m entfernt

Zuschauer: außer im Start- und Zielbereich nur wenige

Medaille: ja

T-Shirt: Funktions-Shirt

Startgeld: für Marathon gestaffelt, mittlere Preislage: 35 €

 

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