Bericht über den 2. Marathon Eurodistrict Strasbourg-Ortenau am 27.10.2013 in  Strasbourg (F)

 

Nach Metz  vor zwei Wochen zog es mich zum zweiten Mal ins benachbarte Frankreich. Ich hatte in den letzten beiden Wochen wenig trainiert. Irgendwie fühlte ich mich auch nicht so richtig fit. Aber ich fühlte mich auch nicht direkt krank, eher hundemüde. Doch dies ist für mich kein Grund einen Marathon sausen zu lassen, zumal dieser hier in Strasbourg der erste neue Marathon für mich im laufenden Jahr wäre. Bei der Premiere im letzten Jahr konnte ich verletzungsbedingt ja nicht teilnehmen.

 

Das Wetter war unsicher. Starker Wind war garantiert, Sonne und Regen sollten sich abwechseln.

 

So steuerte ich dann um 5:45 Uhr in Richtung Elsass. Ich fand in unmittelbarer Nähe des Start- und Zielgeländes einen kostenpflichtigen Parkplatz in der Tiefgarage Place Kléber. Ich hatte genügend Zeit meine Startunterlagen abzuholen und mich mit Kaffee und Croissants zu versorgen.

Ich beschloss in halblanger Laufkleidung zu starten. Die Temperaturen waren gut über 10 Grad und Regen schloss ich einfach mal aus.

 

Um 9 Uhr erfolgte der Startschuss. Es war ein wenig Gedränge, das sich aber bald ändern sollte. Die Straßen wurden etwas breiter und das Feld zog sich auseinander.

Leider stand auf den Fahnen der Pacemaker keine Zielzeit, aber als ich bei km 2 sah, dass ich dafür 10:10 min benötigt hatte, war mit klar, dass die Fahne ca. 50 m vor mir von den 3:30er-Pacern getragen wurde.

Direkt kam mir in den Sinn mich da dran zu hängen, aber dann siegte doch die Vernunft: Ich wollte es gemütlicher angehen lassen. Mein diesjähriges Ziel hatte ich mit einer 3:29 h in Metz erreicht!

 

Dann stieß Michael zu mir. Er kam aus Siegen, war 30 Jahre alt und wollte hier und heute seinen ersten Marathon laufen. Wir kamen schnell ins Gespräch, und ich bot ihm an mit mir zu laufen. Eine mögliche Zielzeit von 3:45h fand er als erstrebenswert.

 

Den Stadtbereich von Strasbourg hatten wir schon nach etwa 2 km verlassen. Jetzt liefen wir auf eine von zwei erwähnenswerten Steigungen zu: die „Passerelle des Deux-Rives“, eine ziemlich große Brücke über den Rhein. Damit verließen wir auch Frankreich und landeten in der deutschen Stadt Kehl. Einige Zuschauer applaudierten, und schon hatten wir 10 km hinter uns. Michael schien noch fit. Wir hatten jetzt km-Zeiten von 5:10 bis 5:15 – eigentlich etwas zu schnell, da uns der Wind, der regelmäßig von vorne kam, einiges abverlangte.

Über die Orte Sundheim, Marlen und Goldscheuer setzten wir unseren Marathon fort; zwischendrin immer wieder kleinere Musikgruppen, die uns aufspielten. Mir fiel auf, dass Michael fast ständig Durst hatte. Bei km 20 wirkte er schon ziemlich müde. Dann waren wohl 2 oder 3 Bekannte von ihm kurz vor der HM-Marke. Sie feuerten ihn an, er aber wollte von „gutem Aussehen“ nichts wissen. Zum ersten Mal legte er eine Gehpause ein, kurz darauf eine zweite.

 

Jetzt steuerten wir auf die zweite Rheinbrücke namens  „Pont Pierre-Pflimlin“ zu.

Es ging also leicht bergan. Michael gab mir nun zu verstehen, dass ich alleine weiterlaufen solle. Das tat ich dann auch. Ich denke, das war für uns beide besser. Er sah sich möglicherweise unter Druck, da er mein Tempo mitgehen wollte, aber nicht mehr konnte.

 

Auf der anderen Seite – jetzt wieder in „France“ - versuchte ich verlorenes Terrain wieder gut zu machen, um gegebenenfalls noch unter 3:45 h zu bleiben. Doch jetzt liefen wir durch einen kleinen Wald auf Schotter, wobei wir den Golfplatz von Strasbourg tangierten. Ich lief die km jetzt in 5:25 min. Mir war inzwischen klar, dass ich die 3:45 h nicht mehr unterbieten werde. Dafür fühlte ich mich plötzlich zu schwach. Ab km 30 in Illkirch-Graffenstaden hatten wir wieder Asphalt unter den Füßen. Dies machte mich aber auch nicht mehr schneller. Eigentlich müssten mich jetzt mal die 3:45-Läufer überholen, aber diese Gruppe hatte sich zum größten Teil aufgelöst, und war als solche nicht mehr zu erkennen.

 

Während uns bisher lediglich der Wind zu schaffen machte, drohte jetzt zusätzliches Ungemach: Der Himmel verdunkelte sich zusehends, der Wind wurde noch böiger!

Trotzdem begann ich mehr und mehr zu schwitzen! Ich war eben doch nicht ganz fit. Irgendetwas zehrte an meinem Körper, nicht nur die km. Aber genau die fielen mir jetzt immer schwerer. Die Musikanten und Zuschauer, die versuchten uns aufzumuntern, waren mir ziemlich egal. So zählte ich km und min bis zur nächsten Zeitmatte bei km 35. Diese Matten lagen tatsächlich alle 5 km da. Abkürzen ist hier also nicht möglich.

 

Selbst das drohende Unwetter beschleunigte mich nicht, im Gegenteil: Für jeden km benötigte ich jetzt 5:45 min. Ich musste kämpfen! Nach 40 km kamen wir langsam wieder in die Stadt. Irgendwie liefen wir durch eine Ausstellung von Skulpturen, dann Zickzack, dann Richtung Ziellinie. Kurz davor wurde es richtig gefährlich: Ein Sturm kam auf und riss die Absperrungen zu Boden, eine Gefahr für Fußgänger und Läufer!

 

Nach 3h:49min hatte ich meinen 275. Marathon in der Tasche! So sehr hatte ich schon lange nicht mehr das Ende eines Laufes herbei gesehnt!

 

Ich trocknete mich in der Tiefgarage ab, zog mir – wie in Metz – trockene Klamotten an und fuhr sofort zurück nach Völklingen.

 

 

Zusammenfassung:

Strecke: überwiegend flach, bis auf die 2 Brücken

Wetter: ca. 15-20 Grad, trocken, stürmisch

Verpflegung: Wasser, Iso, keine Cola, Obst, Honigkuchen etc.

Organisation: gut, keine Probleme

Duschen: zu Fuß etwas zu gehen

Zuschauer: im Start- und Zielbereich genügend, unterwegs weniger

Medaille: ja

T-Shirt: kein Shirt, sondern eine Finisherjacke (statt Größe M sollte man L wählen)

Startgeld: je nach Anmeldezeitpunkt 30 – 40  

 

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