Bericht über den 1. Bretzel-Marathon
in Colmar (F) am 13.09.2015
Ich habe mich riesig
auf die Premiere dieses Marathons gefreut. Ein Problem verfolgt einen aber
immer, wenn man sich für Läufe in Frankreich anmelden will: das ärztliche
Attest. Dieses darf höchstens ein Jahr alt sein. Französische, evtl. auch deutsche
Läufer dürfen mit Ihrer Lizenz – in Deutschland dem Startpass – aufwarten.
Leider gibt es keine
einheitliche Regelung. Bisher hat mein Startpass immer gereicht,
sicherheitshalber bin ich aber auch stets im Besitz des medizinischen Attests.
Für Colmar hatte ich
es leider versäumt den Startpass im richtigen Format (jpg
statt pdf) hochzuladen.
Am Veranstaltungstag
musste ich trotzdem keine weiteren Dokumente vorweisen.
Für den Start in
Strasbourg am 25.10. benötige ich allerdings mein Attest, der Startpass wird
nicht akzeptiert.
Um sicher zu gehen,
rate ich deshalb für einen Start in Frankreich immer ein ärztliches Attest,
hochzuladen. Meistens genügt es auch, dieses am Lauftag
mitzubringen.
Doch nun zum 1.
Bretzel-Marathon: Die Bretzel spielt in der Region wohl eine besondere Rolle.
Sie wird sogar unterwegs angeboten.
Natürlich spielt auch
der Storch hier eine besondere Rolle. Leider sah ich während des Laufes nur
einen einzigen. Das trübe, teilweise regnerische Wetter sorgte bei ihnen wohl
nicht für Ausflugsstimmung.
Meine Voraussetzungen
waren gar nicht so schlecht. Im Training konnte ich die ein oder andere flotte
Einheit hinlegen, was zu einer Verbesserung meiner Grundschnelligkeit geführt
hatte.
Leider machte sich
bei mir dann am Samstag vor dem Lauf eine kleine Darmverstimmung breit, was
auch eine nahezu schlaflosen Nacht zur Folge hatte.
Aber all das konnte mich nicht aufhalten. Das Wetter schon gar nicht.
Ich kannte die
Strecke zwar nicht, aber ich wollte zunächst versuchen einen Schnitt von 5
min/km anzugehen…
Der Start erfolgte um
9:30 h. Ich stand ziemlich weit vorne im kurzen Dress bei ca. 16 Grad. Die
Staffelläufer waren ebenfalls im Starterfeld. Die Halbmarathonis waren bereits
um 9 Uhr gestartet.
Das Streckenprofil war
mir nicht bekannt; da musste ich eventuell umstellen...
Direkt nach dem Start nahm ich Fahrt auf. Erst drehten wir
eine kleine Runde durch Colmar, dann führte uns unser Weg Richtung Süden.
Nach etwa 6 km erreichten wir den ersten Ort namens Wettolsheim.
Bemerkenswert war für mich die Teilnahme der Bevölkerung. Überall, wo möglich, befanden sich
applaudierende Zuschauer, und das bei einer Premiere. Von Wettolsheim
ging es nach Eguisheim, einem sehr schönen Weinort, allerdings
mit viel Kopfsteinpflaster und schmalen Straßen. Zum Laufen nicht so ideal,
aber für „Touris“ herrlich.
Insgesamt war die Strecke aber gut zu belaufen, innerhalb
der Orte gab es hier und da Kopfsteinpflaster, außerhalb war die Strecke
größtenteils asphaltiert, nur wenige Abschnitte wiesen Schotter auf.
Nach Verlassen des Weinortes wurde es etwas ruhiger,
vorrübergehend kein Ort mehr, dafür eine schöne Landschaft; dann liefen wir an
dem Flüsschen „La Thur“ wieder Richtung Colmar. Diese
Phase nutzte ich um in mich hineinzuhören. Meine Adduktoren, die mich in den
letzten Wochen etwas beschäftigten, spürte ich zwar leicht, stellten aber
zurzeit kein Problem dar.
Die 3:30 h-Pacer waren noch hinter mir; dies verlieh mir
eine gewisse Sicherheit. Trotzdem blieb ich vorsichtig: manchmal fiel mir das
Atmen doch etwas schwer, obwohl ich ja gar nicht soooo
schnell lief.
Wir waren inzwischen auf das Ende des Halbmarathonfeldes
aufgelaufen; das Überholen war teilweise etwas schwierig, da die langsameren
Läufer auch meistens diejenigen sind, die dann auch noch nebeneinander laufen.
Das störte meinen Rhythmus, aber dann erreichten wir schon
den Stadtrand von Colmar, die Straßen wurden breiter. Bei km 20 wurden
Marathonis und Halbmarathonis getrennt. Es wurde übersichtlicher.
Bei 21 km war ich 1:44 h unterwegs. Eine Zeit knapp unter
3:30 h war rein rechnerisch noch drin. Aber irgendetwas ließ mich zweifeln.
Kurz danach fegten die 3:30 h-Pacer an mir vorbei. Sie nutzten eine kleine „Bergabpassage“ um Zeit gut zu machen. Kurz darauf wusste
ich auch, warum: Es ging jetzt in die Weinberge, das hieß: bergauf!
Die Strecke führte uns jetzt nach Norden, so dass die
Strecke insgesamt eine „8“ aufwies, oder einer „Bretzel“ glich. Es galt den Ort
Ingersheim zu erreichen. Hier hatten wir km 25 und
ein tolles Publikum. Nach dem Ortsausgang verlief die Strecke etwas bergab, um
anschließend wieder zum Weinort „Katzenthal“
anzusteigen. Hier tobte dann der Bär: der Verlauf der Strecke war mit Katzen
bemalt. Die meisten der weiblichen Zuschauer waren als Katzen verkleidet oder
zumindest mit einem „moustache“ bemalt. Eine tolle Stimmung und viel Applaus für unsereinen.
Langsam dämmerte mir, woher die Begeisterung kommt: die Franzosen haben die
Tour de France! Die wissen einfach wie es geht. Und genau wie bei der Tour: an
den „steilsten“ Stellen waren auch die meisten Zuschauer!
Dann ging es wieder abwärts Richtung Ammerschwihr,
ein Ort, den ich von einem früheren IVV-Wanderung-Marathon kenne. Ich weiß
nicht mehr, wieviel Kirschen ich dabei immer verzehrt habe!
Jetzt hatten wir hier den 30sten Kilometer erreicht, Zeit
für eine kleine Zwischenbilanz:
Durch die Bergauf-Passagen war mein 5er-Schnitt flöten, die
Beine wurden schwerer. Erst relativ spät wurde mir bewusst, wie sehr mich die
hohe Luftfeuchtigkeit anstrengte. Ich war klatschnass geschwitzt, an den
aufgestellten Pötten nahm ich daher das ein oder
andere „Bad“. Ich benötigte jetzt auch in den flachen Abschnitten ca. 5:30 min/km.
Wir liefen jetzt noch durch die kleinen Örtchen „Kientzheim“ und „Sigolsheim“ bis
wir km 35 erreichten. Die Strecke verlief danach wieder etwas ländlich und
flach. Jetzt waren wir Läufer mehr oder weniger unter uns.
Dann erreichten wir die ersten Häuser von Colmar und damit
km 40.
Überall standen jetzt schon die Zuschauer und feuerten uns
an. Wie bei einem „großen“ Marathon wurden die Reihen immer dichter. Das
Publikum applaudierte heftig: „Bravo, bravo“ war überall zu hören. Dies setzte
noch einmal ein paar Kräfte frei. Ich freute mich mit den Zuschauern, was mit
noch mehr Applaus belohnt wurde.
Nach 3h40 min lief ich über die Ziellinie, was mir den 2.
Platz in der AK V3 einbrachte.
Den roten Sack mit trockenen Sachen erhält man im Gymnase Montagne Verte zurück.
Leider hatte ich mein Auto an einem anderen Parkplatz
abgestellt. So lief ich erst mal zu dem genannten Gymnasium (mit ausreichendem
Parkplatz), von dort zurück zum Place Rapp (Start und Ziel).
Nach einer kurzen Verpflegung ging ich zum Auto und fuhr
nach Hause.
Insgesamt eine sehr
gelungene Veranstaltung! Wo die 1035 Marathon-Finisher
herkamen, ist für einen Saarländer nicht zu erklären. Bei uns registrieren wir
wenige hundert Teilnehmer, wenn überhaupt. Vielleicht liegt es auch an der
fehlenden Sportbegeisterung in der Bevölkerung. Im Saarland scheint sich diese
nur auf den Raum St. Wendel zu konzentrieren. Die Marathons in Saarbrücken und
Merzig sind ja Geschichte!
Zusammenfassung:
Strecke: Marathon etwa 150
Höhenmeter, vorwiegend Asphalt
Wetter: ca. 16-21 Grad, etwas
Regen
Verpflegung: Wasser, Iso, Obst,
Kuchen, Bretzel
Organisation: gut
Duschen: am Gymnase Montagne verte ( ca. 800
m Fussweg)
Zuschauer: überraschend
viele
Medaille: ja
T-Shirt: ja
Startgeld: für Marathon 45
€
Zurück zur Startseite Zurück zur
Marathonübersicht