Bericht über den 3.
Marathon in Santa Cruz de Tenerife am 06.11.2016
Zum 60. Geburtstag
meiner Margit im Mai, fiel mir nichts Besseres ein, als ihr eine Urlaubsreise
zu schenken. Aber es sollte kein „gewöhnliches Ziel“ sein, das man auch mit dem
Auto erreichen könnte, sondern eine Flugreise. Also etwas, was wir uns bisher seit
ihrer Erkrankung noch nicht gewagt hatten.
Auf Teneriffa gibt es in dem Ort Los Cristianos eine Hotelanlage,
die eigens für Behinderte errichtet wurde. Jedes Zimmer bzw. Apartment ist
barrierefrei erreichbar und Behinderten gerecht eingerichtet.
Während unserer
Aufenthalte zur Intensivtherapie in Chemnitz hatten wir davon Kenntnis
erhalten. Nun sollte es in die Tat umgesetzt werden.
Der Termin war auch
schnell festgelegt: Es sollte auf jeden Fall das Wochenende mit integriert
sein, an dem hier der Marathon stattfindet! Un issoir qui mal y pense!!
Natürlich war mir bei
dem Vorhaben nicht ganz wohl. Schließlich betraten wir nun für uns absolutes
Neuland. Aber beim letzten Marathon in Magdeburg hatte sich schon erwiesen,
dass man Margit durchaus einige Stunden alleine lassen kann.
Also auf zum nächsten
Schritt bzw. Abenteuer.
Einen Tag vor Abflug
fuhren wir bereits nach Düsseldorf, von wo es zu den Kanaren gehen sollte. So
konnten wir schon einigen Stress herausnehmen und gewisse Versorgungsprobleme
entschärfen.
Am Flughafen lief
dann alles wie geschmiert. Es zeigte sich, dass ich mir wieder zu viele
Gedanken gemacht hatte. Mit dem Rollstuhl wurden wir bis zum Flugzeug gefahren.
Dazu gibt es an jedem Flughafen einen entsprechenden Service.
Nach 4 ½ Stunden landeten
wir dann in Teneriffa-Süd. Hier wurden wir bereits erwartet, und der Transport
zum Hotel war schnell realisiert.
Während der ersten
Tage machten wir uns mit der Umgebung vertraut und fuhren bei einer
Inselrundfahrt mit.
Ab Freitag, 4.11.,
hatten wir ein Leihauto, einen Scenic. Mit ihm konnte ich Margit genauso
transportieren wie zuhause mit unserem Touran.
Natürlich nutzen wir
ihn nicht nur für mich, um von Los Cristiano nach Santa Cruz zum Marathon zu
gelangen. Wir fuhren zum Teide, dem höchsten Berg Spaniens:
Er ist 3718 m hoch.
Hierbei erlangten wir unvergessliche Eindrücke von der hiesigen
Vulkanlandschaft!
Doch nun zum
Marathon:
Santa Cruz, die
Hauptstadt der größten Kanareninsel, liegt etwa 70 km von Los Cristianos
entfernt. Das sind hier Welten: Los Cristianos im Süden kennt richtigen Regen
nur an wenigen Tagen im Jahr; Santa Cruz im Norden liegt dagegen häufig in
Wolken.
Am Samstag fuhren
Margit und ich dorthin. Margit musste ich allerdings im Auto belassen, da gerade
ein heftiges Gewitter nieder ging. Solch ein Wetter hatte ich mir eigentlich
für den Marathon nicht vorgestellt!
Die Startunterlagen
erhält man auf dem Messegelände, der Start selbst ist am Sonntag um 9 Uhr auf
der Plaza de Espana, ebenso wie das Ziel.
Für Margit hatte ich
für den Lauftag einen Pflegedienst, der direkt nebenan angesiedelt ist,
organisiert; alles Pflegekräfte, die sich mit neurologischen Patienten bestens
auskennen.
Punkt 8 Uhr erreichte
ich Santa Cruz. Ich parkte am Messegelände, von wo es noch gute 15 Gehminuten
zum Start waren. Da die Stadt frühzeitig gesperrt wurde, war dies eine
vernünftige Lösung.
Das Wetter war komplett anders als am Vortag: bereits jetzt
waren es 20 Grad, volle Sonne. Ich hatte mit Sonnenmilch nicht gespart und war
gespannt wie ein Flitzebogen. Leider verzögerte sich der Start um 15 Minuten,
so dass wir ca. 30 Minuten in der prallen Sonne warten mussten. Ich begann
schon jetzt heftig zu schwitzen. Mir war klar, dass es heute nicht leicht
werden würde: Es war viel zu schwül, und das mag ich eigentlich nicht so.
Dann fiel der Startschuss: Marathonis und Halbmarathonis
machten sich gemeinsam auf den Weg. Aufgrund der breiten Straßen fand man trotz
der vielen Starter schnell seinen
Rhythmus.
Die ersten 7 km verliefen durch die Stadt, bergauf und
bergab. Das war jetzt noch erträglich, aber wie würde das in der zweiten Runde
sein?
Ich lief die ersten km in einer Zeit von je 5:30 min/km. An
den Steigungen nahm ich immer etwas Tempo heraus, um nicht schon früh in
Sauerstoffschuld zu geraten.
Bergab ließ ich es dann etwas rollen.
Probleme bereiteten mir in den letzten Wochen immer wieder
mein linkes Fußgelenk und in den letzten Tagen verspürte ich des Öfteren Stiche
im rechten Knie. Deshalb „trainierte“ ich hier nur ein einziges Mal, um das
Ganze nicht unnötig zu reizen.
Die Strecke ist hier vollkommen asphaltiert, gelegentlich
unterbrochen von etwas Kopfsteinpflaster.
Trotz der Verspätung des Startes für uns, schien man die
8-km-Läufer pünktlich losgelassen zu haben: Plötzlich werden wir links und
rechts von den schnellen Hasen und Häsinnen überholt. Diese müssen sich aber durch
uns hindurch kämpfen, kein leichtes Unterfangen.
Bei km 7 trennen sich dann unsere Wege wieder. Die Halben
und wir biegen nach links, sprich Nordosten ab, die 8er streben bereits dem
Ziel zu.
Jetzt wird die Strecke relativ langweilig. Stur geradeaus
geht es auf einer Hauptstraße: links das Vulkangebiet, teilweise steil
ansteigend und durchaus imposant – rechts das Meer mit Hafen und Industrie,
sogar eine „AIDA“ parkt hier.
Leicht wellig geht es nun in der prallen Sonne ca. 7 km
entlang der Küste. Dann erreichen wir einen Wendepunkt und auf der anderen
Seite geht es zurück. Ich verspüre etwas Gegenwind und bin dankbar dafür.
Verpflegungsstellen gibt es genug. Außer Obst gibt es
allerdings nur Wasser in 0,33 l Flaschen und ein Isogetränk im Becher. Schwämme
oder Cola sucht man vergebens.
Ab und zu gelingt es mir, mich an einen andern Läufer oder
Läuferin dran zu hängen, manchmal werde auch ich selbst verfolgt.
Dann geht wieder flach zur Plaza de Espana. Die
Halbmarathonis haben es hier geschafft! Die Marathonis laufen auch über die
Zielmatte, aber dann doch mutig weiter.
Schlagartig wird es übersichtlicher. Ca. 300 m vor mir waren
die nächsten Marathonis, an die ich mich heranpirschen wollte.
Doch dann kamen die Steigungen. Vorsichtig und langsam ging
ich daher die zweite Runde an. Und ich muss gestehen: Ich legte auch mal eine
kleine Gehpause ein. Mir war jetzt eines ganz klar: Diese zweite Runde wird es
in sich haben!
Ich war froh, als ich wieder auf die Küstenstraße abbiegen
durfte. Jetzt waren es noch 14 km; 7 km hin und 7 km zurück!
Die Fußgänger feuerten uns immer wieder an, aber die Wirkung
blieb jetzt bescheiden.
Leicht bergauf trabte ich nun wieder Richtung Wendepunkt.
Dabei zählte ich die Läufer, die mir jetzt bereits entgegen kamen. Ich wendete
dann schließlich an Stelle 120 (geschätzt). Noch 7 km !
Ich benötigte inzwischen 6:30 min für den km. Damit war ich
eigentlich zufrieden. Mir war vor dem Start klar, dass ich eine Zeit um 4:15 h
laufen würden, möglicherweise sogar etwas länger! Jetzt war es soweit. Die
Kräfte schwanden. Der Inhalt der Flaschen trifft jetzt immer mehr meinen Kopf
und Oberkörper als meine Kehle.
Die langsam fahrenden Autos, die die beiden anderen, für sie
freigelassenen Spuren nutzen, machen das Ganze nicht einfacher! Inzwischen ist
es unerträglich schwül. Schnell bilden sich dicke Wolken, dann fallen die
ersten Tropfen. Leider sind es zu wenige, so dass sie nicht kühlen. Stattdessen
wird es noch schwüler. Ich lege jetzt bewusst kurze Gehpausen ein.
Ich erinnere mich daran, dass mir bei km 28 kurz übel wurde.
Mir fehlte der Sauerstoff; aber eine Gehpause rettete mich.
Ich wollte das eigentliche Ziel, nämlich hier zu finishen,
nicht gefährden.
So sah ich dann auch das km-Schild mit der 40. Die Bäume,
die jetzt hier die Promenade schmückten, spendeten wichtigen Schatten.
Kurz vor dem Ziel sah ich ca. 200 m vor mir einen Läufer mit
Krämpfen. Immer wieder bleibt er stehen und versucht dann wieder zu laufen.
Dabei dreht er sich immer wieder um. Offensichtlich will er so kurz vor dem Ziel
nicht noch überholt werden. Aber aus eigener Erfahrung weiß ich: das ist
falscher Ehrgeiz!
So muss er mit ansehen, wie ich ihn dann doch kurz vor der
Ziellinie passiere. Meine Kräfte haben besser gehalten als seine.
Im Ziel trinke ich kurz etwas, schnappe meinen Sportbeutel
und schon bin ich auf dem Weg zum Parkplatz. Dort benötige ich ein paar
Minuten, bis ich das Auto wieder finde.
Dann heißt es: ab ins Hotel! Wie wird es wohl meiner Margit
gehen??
Aber da hatte ich mir zu
viele Gedanken gemacht: Sie war putzmunter, keinerlei Probleme! Ich bin
erleichtert!
Ach so, meine Zeit: 4:16:18 h! Okay!!
Zusammenfassung:
Strecke: Marathon etwa 150
Höhenmeter, nur Asphalt, wenig Kopfsteinpflaster.
Wetter: ca. 20-25 Grad, heiter
bis wolkig, hohe Luftfeuchtigkeit
Verpflegung: Wasser, Obst,
Iso
Organisation: befriedigend
Duschen: im Hotel
Zuschauer: beim Start
viele, in der Stadt auch einige, sonst ausgedünnt,
Medaille: ja
T-Shirt: ja, Funktionsshirt
Startgeld: für Marathon 42
€, bei früherer Anmeldung 35 €
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