Bericht über den 15. Europa-Marathon am 03.06.2018 in Görlitz
Anfang Juni stand für
Margit wieder eine Intensiv-Therapie in Chemnitz an, diesmal für 3 Wochen.
Natürlich schaue ich mich dann immer im Laufkalender um. So entdeckte ich, dass
am Anfahrtswochenende ein Marathon in Görlitz stattfinden soll. Görlitz liegt
aber direkt an der polnischen Grenze, also noch 180 km weiter als Chemnitz.
Nach unserem letztjährigen Horrortrip über 14,5 Stunden nach Linz weiß ich
aber, dass ich Margit so etwas zumuten kann. 750 km von der französischen bis
zur polnischen Grenze sind aber trotzdem kein Pappenstiel. Doch mit zwei Pausen
bewältigten wir diese Distanz ohne Probleme.
Sorgen machte mir
dagegen seit letzter Woche mein rechtes Knie/Bein. Ich vermutete, dass der Knorpel
mal wieder an seine Leistungsgrenze gekommen war. Ich kenne die Schmerzen aus
der Vergangenheit. Geholfen hat mir dann immer ein Hahnenkammprodukt, Hyalart
oder Suplasym. Das Zeug wird unter die Kniescheibe gespritzt, 5 Mal. Mein
Sportarzt und Orthopäde war aber diesmal nicht meiner Meinung und machte den
Muskel, der von der Kniescheibe Richtung Hüfte verläuft verantwortlich. Die erhoffte
Spritze bekam ich demzufolge also nicht. So fuhr ich mit großer Unsicherheit
Richtung Polen. Andererseits habe ich ja die Erfahrung gemacht, dass man ein
gravierendes Problem erst dann erkennen kann, wenn man mal einen Marathon
drüber laufen gelassen hat…
Am Samstag waren wir dann rechtzeitig in
Görlitz. Ich erstand meine Startunterlagen und wir nahmen sogar an der Pasta-Party
teil. Unser Hotel lag nur ein paar Minuten weg. Aber an schlafen war nicht zu
denken. Es gab keine Klimaanlage und deshalb mussten wir die Fenster öffnen.
Aber es kam nicht nur die erhoffte Erfrischung ins Zimmer, sondern auch ein
gehöriger Lärm von feiernden Menschen…
Am nächsten Morgen
versorgte ich Margit und begab mich kurz vor dem Start dorthin. Mit 10 min
Verzögerung ging es dann auf die Strecke:
Es dauerte nicht lange, da bogen wir auch schon nach ca. 1300
m auf die „Johannes-Paul-II“-Brücke. Diese führt über die Neiße und schon war
man in Polen. Zgorzelec heißt dieser Ort und bedeutet nicht anders als
„Görlitz“ auf Polnisch. In der Vergangenheit waren die beiden Orte mal eine
Stadt, aber die Einigung auf die „Oder-Neiße-Linie“ nach dem 2. Weltkrieg erforderte
die Trennung, so wie auch in vielen anderen Orten. Wir Saarländer wissen, wovon
wir reden.
Die Strecke war insgesamt sehr wellig, egal auf welcher
Seite der Grenze. Meine GPS-Uhr kam immerhin auf 360 Hm, aber richtig steil ist
es hier nicht. Recht frühzeitig machte ich Bekanntschaft eines anderen Läufers,
der den Marathon kannte und mich aufklärte, was da so alles auf mich zukäme.
Aber meine Gedanken widmeten sich eher meinem rechten Knie.
Dieses begann schon nach 2 km die ersten Signale zu senden. Ich machte mir
meine Gedanken, aber nicht an Konsequenzen.
Dieser Marathon war ja erst der Auftakt. Nächste und
übernächste Woche sollen ja noch 2 weitere Marathons folgen…
Ja, ich weiß, dass ich verrückt bin. Aber Gottseidank gibt
es keine Heilung!
Spektakuläre Punkte suchte ich auf der polnischen Seite
vergeblich, auf der deutschen übrigens auch.
Nach 4,5 km war ein Wendepunkt. Interessant war die Kleidung der
polnischen Helfer. Sie erinnerten irgendwie an Militär, möglicherweise auch an
Polizei, wer weiß…
Nach ca. 13 km waren wir wieder in Deutschland – über die
genannte Papst-Brücke. Danach liefen wir Richtung Klinikum. Mein Begleiter
hatte mich kurz nach Überquerung der Grenze verlassen: Er wollte jetzt sein
eigenes Tempo laufen, aber an den V-Stellen verlor er immer wieder Zeit. Ich
ließ ihn gewähren und sparte dadurch Luft, die ich zum Laufen benötigte. Aber
ich sah ihn immer wieder vor mir und hatte das Gefühl, dass ich mir meine
Kräfte besser einteile. Die Strecke verlief dann in den Vorort Königshufen.
Irgendwo war wieder ein Wendepunkt eingerichtet und die Halbmarathondistanz
erreicht. Meine Uhr zeigt 2:04 h an. Das war angesichts meiner Verfassung mehr
als in Ordnung.
Dann liefen wir in Höhe des Flugplatzes Görlitz entlang der
B6 und anschließend an der B126 eine relativ langweilige Passage auf einem
Radweg. Aber wir hatten schon ca. 27 km auf den Beinen. Über Schlauroth und
Pfaffendorf gelangten wir schließlich nach Kunnerwitz. Vorher hatte ich
allerdings meinen vorherigen Begleiter überholt.
Bei km 28 wurde mir von interessierten Anwohnern eine
Flasche Bier gereicht, von der ich auch einen Schluck nahm. Schließlich kam ich
ja vom Beer Lovers Marathon…
Trotz allem wurden mir langsam die Beine etwas schwer, aber
ich war weit davon entfernt nur noch gehen zu wollen. Ich war schon
siegesbewusst ob meines rechten Knies. In Gedanken war ich sogar schon beim
nächsten Marathon in Altenburg.
Bei km 34 waren wir dann in diesem Kunnerwitz. Jetzt ging es
entlang der Hauptstraßen immer weiter Richtung Görlitz. Auf die polnische Seite
kamen wir nicht mehr. Ein Teil der Straße war für uns Läufer abgesperrt bzw.
markiert. Ich lief sicherheitshalber aber lieber auf den Geh- und Radwegen,
auch wenn diese welliger waren.
Die Sonne war inzwischen rausgekommen, wodurch die Schwüle
nochmals zunahm. Ab und zu ging ich jetzt, um aber kurz darauf wieder den
Laufschritt aufzunehmen. Gottseidank kamen die V-Stellen gefühlt alle 2 km, so
dass man genug trinken konnte.
Dann lief ich zu einem jüngeren Läufer auf. Es waren nur
noch wenige km, und ich versuchte an ihm dran zu bleiben. Als es dann wieder
bergab ging, war es umgekehrt: Ich führte und er hing sich an mich.
An der letzten Steigung vor dem Ziel musste ich ihn
allerdings ziehen lassen. War ja auch egal: Schließlich hatte ich wegen meines
rechten Knies ordentlich Bammel und musste sogar einen eventuellen Abbruch ins
Kalkül ziehen. Nun aber war ich auf der Zielgeraden und war überglücklich. Ich
war mir sicher, dass ich auch nächste Woche in Altenburg an den Start gehen
werde. So ist das eben: Nach dem Marathon ist vor dem Marathon!
Im Ziel genoss ich
noch ein Bier. Dazu hatte ich ein paar Euro eingesteckt. Danach ging es
schnurstracks zurück zu Margit. Ich verlud unser Gepäck ins Auto und gegen 15
Uhr starteten wir Richtung Chemnitz. Es wäre zu wünschen, dass der Aufenthalt
dort ebenso erfolgreich wird wie der in Görlitz…
Zusammenfassung:
Strecke: Marathon etwa 300
Höhenmeter, nur Asphalt
Wetter: ca. 15-25 Grad, wolkig
bis heiter
Verpflegung: gut
Organisation: gut , Wasserbottiche zum Tauchen wären
wünschenswert gewesen
Duschen: in der Schule
Zuschauer: in den Orten,
ansonsten nur hie und da, bzw. gar keine
Medaille: ja
T-Shirt: ja, T-Shirt und Funktionsshirt
gegen Aufpreis
Startgeld: für Marathon 30
€
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