Bericht über den 3.
Beer Lovers‘-Marathon in Lüttich am 20.05.2018
Zur Abwechslung wollte
ich mir mal etwas Besonderes gönnen, und zwar den Beer Lovers‘-Marathon in
Lüttich.
Nun ist Belgien ja
für seine vielen guten Biere bekannt, die sehr häufig auch etwas mehr Atü haben
als die üblichen 4,8. Durch meine vielen (IVV-) Marathons, die ich bereits in
Belgien absolviert habe, kannte ich mich in dieser Richtung bestens aus.
Die Idee für diese
Art von Marathon stammt natürlich vom Médoc, wo man statt Bier eben Rotwein
während der Veranstaltung konsumiert.
Margit und ich
reisten am Samstag an und quartierten uns in einem komfortablen Hotel ca. 1400
m von Start und Ziel ein. Danach begaben wir uns zum Place Saint Lambert, wo es
die Startunterlagen gab. Am nächsten Tag sollten auch Start und Ziel hier
platziert sein. Im Prinzip war dieser zentrale Platz das Herz der
Veranstaltung.
Ab 19 Uhr fand hier
auch die Pasta-Party statt, für die man übrigens 25 € extra berappen musste. Da
ich ohnehin kein Freund dieser Pasta-Partys bin, konnte ich da locker
verzichten.
Auf dem gleichen
Platz fand auch das Summer-Beer-Festival statt. In der Mitte befanden sind
mehrere Pavillons mit Sitzgelegenheiten. Am Rande der Absperrung waren jede
Menge Brauereien vertreten. Am Eingang konnte man Jetons käuflich erwerben, mit
denen man die hellen und dunklen Köstlichkeiten probieren konnte. Dazu benutzte
man entweder das Glas, das man als Läufer beim Einchecken kostenlos dazu bekam
oder man erstand sich ein solches am Eingang.
Ich platzierte Margit
mit ihrem Rollstuhl unter einem Pavillon und besorgte nach und nach die
verschiedenen Biersorten. Wir benutzten dazu nur das eine Glas, das ich vom
Veranstalter bekam. So war auch (einigermaßen) sicher gestellt, dass ich den
Start am nächsten Morgen nicht verpassen konnte.
Auf diese Art und
Weise konnte sich mein Körper schon mit dem „Feind“ bekannt machen und über
Nacht ein gewisses Immunsystem aufbauen…
Der Gag dieses
Marathons ist die Tatsache, dass es ausdrücklich gewünscht ist – wie im Médoc
auch – verkleidet zu erscheinen. Da ich ja kein Spielverderber sein wollte,
hatte ich mir im Internet ein neues Kostüm besorgt: Eine Latzhose, die von
Trägern an der Schulter gehalten wurde
und in der Mitte einen Schweinskopf hatte. Auf der Rückseite befand sich
natürlich ein Ringelschwänzchen. Im Verlauf des Marathons sollte aus der ganzen
Verkleidung das „Petit cochon“ werden.
Nach einer ruhigen Nacht begab ich mich rechtzeitig zum Startgelände.
Das Wetter meinte es gut mit uns. Viele Kostümierte waren bereits anwesend. Die
Stimmung war prächtig. Für die 42 km hatten wir 6:30 h Zeit. Ich stellte mir
vor, dass ich längstens 6 h unterwegs sein würde. Allerdings gab es für jede
V-Stelle Cut-Offs. Besonders wichtig waren die bei km 21 und 33. Wer diese
nicht erreichte, durfte auch nicht ins Zelt, indem es nach dem Ziel nochmals
eine kostenlose Verköstigung gab.
Zunächst liefen wir eine etwa 3 km lange Schleife durch die
Stadt. Dabei überquerten wir größere Straßen, aber auch schöne kleine Gässchen
mit Kopfsteinpflaster. Man sortierte sich währenddessen tempo-technisch ein und
begutachtete die anderen Teilnehmer: Vom Sheriff über Indianer , Prinz Harry,
einige Strafgefangene und nicht zuletzt ein Schwein waren am Start. Die
Veranstaltung stand übrigens unter dem Motto „Wildwest“. Aber gerade
diejenigen, die sich ein anderes Motiv für ihr Kostüm ausgesucht hatten,
brachten Abwechslung ins Feld.
Nach 2 km war Frühstückszeit: Es gab Croissants. Da ich aber
reichhaltig im Hotel gefrühstückt hatte, lief ich gleich weiter. Nach 3 km war
dann diese Schleife zu Ende und wir liefen von der anderen Seite durch Start
und Ziel.
Weiter ging es durch die City zur ersten V-Stelle mit Bier
bei km 5: Wir befanden uns nun am „Montagne de Buren“. Eine Treppe mit 374
Stufen und einem Höhenunterschied von 194 Metern! Für mich das Highlight
überhaupt! Ein atemberaubendes Bild, sowohl wenn man von unten nach oben blickt
als auch umgekehrt. Ich stärke mich mit einem Schluck Bier und krabbele nach
oben. Ich mache mir nicht die Mühe die Stufen zu zählen, das haben ja andere
vor mir schon getan.
Ich genieße dieses Schauspiel! Es wird gelacht und gestaunt,
gesungen und gefeiert.
Life is life!!!!
Oben angekommen ging es weiter bergauf zur Zitadelle. Hier
gab es allerdings nur Wasser zu trinken. Im Prinzip ging es auch bis zur
nächsten V-Stelle weiter bergauf, das Ganze zum Teil auf schmalen Wegen, die
kaum breiter waren als 1 m.
Bei „Haut des Tawes“ hatte man dann den höchsten Punkt der
Strecke und die meisten Steigungen hinter sich. Hier gab es dann wieder Musik
und Bier und vieles andere. Es soll erwähnt werden, dass es an fast allen
V-Stellen außer Bier, Wasser und Cola auch genug zu essen gab, und das Ganze auch
sehr abwechslungsreich.
Jede V-Stelle war schon aus einiger Entfernung auszumachen,
da überall (Live-) Musik gespielt wurde.
Die nun folgenden Bergab Passagen über „Golf Berlaymont“ bis
hin zum „Gare Herstal“ waren gut zu laufen. Die Stimmung wurde durch die
Ansammlung von Bier immer besser. Es wurde getanzt und gefeiert. Und die Sonne
strahlte dazu!
Apropos Sonne: Inzwischen war es bestimmt schon an die 20
Grad warm und ich war schon eifrig am Schwitzen. Viele meiner 1500 „Kollegen“
gossen sich das Bier in den Hals und das Wasser über den Kopf. Und alle freuten
sich! Diese Lebensfreude war ansteckend. Jeder strahlte den anderen an und man
prostete sich zu.
Mein „Cochon“ kam übrigens sehr gut an. Viele wollten mit
ihm fotografiert werden. Hin und wieder bekam es auch etwas von dem leckeren
Bier ab.
Doch dann hieß es wieder weiter laufen. Irgendwie waren wir
plötzlich am großen Wasser, der Maas – hier, weil französisch: la Meuse.
Hin und wieder teilt sich die Maas und bildet demzufolge
Inseln, so wie die „Ile Monsin“. Auf diese steuern wir nun zu. Hier ist die
erste Hälfte rum und es wird eine Matte überlaufen, die unsere Zeit nimmt.
Danach die V-Stelle. Ich genehmige mir eine kleine braune Köstlichkeit und
verlasse in einem Bogen die Insel. Dann haben wir ein paar hundert Meter
Gegenlauf. Man kennt sich schon und winkt sich freundlich zu.
Übrigens: So etwas wie Konkurrenzdenken kommt hier erst gar
nicht auf. Alle laufen miteinander, nicht gegeneinander.
Trotzdem sei mal ein kleiner Blick auf die Uhr gestattet:
2:20 h bei Halbmarathon bedeuten: keine Gefahr!
Bei km 23 überqueren wir die „Pont Atlas“. Auf der anderen
Seite der Maas laufen wir nun in entgegengesetzte Richtung. Irgendetwas kommt
mir aber bekannt vor: Kein Wunder! Bei km 24 laufen wir an „unserem“ Hotel
vorbei, nur auf der gegenüberliegenden Seite. Ich erkenne unser Auto. Geile
Sache!
Jetzt geht es lange entlang der Maas. Wir erreichen die
V-Stelle bei „Outre Meuse“. Auch hier beginnt die Maas wieder eine Insel zu
bilden. Wir teilen uns nun die Strecke über einige km mit Spaziergängern und Radfahrern. Nicht ganz
einfach! Ich denke da nicht zuletzt an meine Mitstreiter, die schon öfters ins
Glas geguckt haben als ich, und deren Reaktion dann auch nicht mehr so doll
ist.
Die V-Stellen häufen sich nun: Alle 2 km kann man sich jetzt
stärken. Mitten in einem Stadtgebiet in einer schmalen Gasse dann wieder viel
Tamtam. Kaum zu glauben, was hier los ist. Und das soll ein Marathonlauf sein.
Das glaubt einem doch keiner! Auch hier wird wieder getanzt und gesungen bzw.
gegrölt!
Ich mache mich auf den Weg zum „Canal de l‘ Ourthe“. Die
Ourthe ist ein Fluss, der irgendwo in die Meuse fließt. Jetzt ist km 31
erreicht. Der korrekte Weg biegt nun links ab zum „Checkpoint Ravel“. Wer hier
nicht aufpasst und nach rechts abbiegt, verpasst diesen Kontrollpunkt. Von hier
bis zum Checkpoint herrscht Gegenverkehr.
Hier wird es ziemlich ruhig. Wir laufen zwar auf Asphalt,
aber es finden sich auch mal ein paar Bäume, die Schatten spenden. Sehr
angenehm! Am Checkpoint bei km 33 bekommt man neben einem Bier auch ein rotes
Bändchen ums Handgelenk. Dieses berechtigt zum Eintritt in den Marathon-Saloon
im Ziel nach dem Lauf.
Irgendwie wurden mir nun doch die Beine etwas schwerer.
Woran das wohl lag?
Bis zur nächsten V-Stelle waren es diesmal 4 km.
Zwischendrin gab es aber nochmal Wasser.
Am „Port de Plaisance“ war diese dann erreicht. Neben der
Stärkung gab es dann auch nochmal viel Hallo für mein „Petit Cochon“. Scheinbar
hatte ich mit ihm eine gute Wahl getroffen.
Insgesamt hatte ich aber den Eindruck, dass es immer ruhiger
wurde. Aufgrund meiner Laufzeit war es eigentlich nicht verwunderlich. Über den
„Gare des Guillemins“, „Jardin botanique“ gelangte ich zur letzten V-Stelle am
„Carre/Casquette“. Hier nochmal ein letzter Schluck und hinein ins Ziel.
Aber ich sah kaum Läufer. Irgendwie war das eine verkehrte
Welt: Die Masse war wohl noch unterwegs. Die Ergebnisliste bestätigte meine
Vermutung: Von den 1245 Finishern war ich als 188ster insgesamt im Ziel, also waren noch gut 1000
LäuferInnen hinter mir, und das mit einer Zeit von 4:57 h! Aber ganz wichtig:
Im Ziel wurde ich als „Premier Cochon“ gefeiert. Ja, wenn das nix ist…
Im Ziel lernte ich
dann noch Jens aus Bielefeld kennen. Er hatte sich offensichtlich länger als
ich an den Tankstellen aufgehalten. Das rote Bändchen hatte er auch nicht. In
meiner Begleitung durfte er trotzdem in den Saloon, wo wir noch zusammen ein
Bierchen genossen und uns mit Chili con carne stärkten.
Danach spazierte ich
zurück ins Hotel, wo sich Margit freute, dass ich schon da war.
Später begaben wir uns
dann nochmal Richtung Saloon und Bier-Festival, wo einiges los war. Leider kam
später Sturm auf, der uns zwang ins Hotel zurückzukehren…
Trotzdem: eine geile
Zeit!!!
Zusammenfassung:
Strecke: flach und
asphaltiert, höchster Punkt bei km 9
Wetter: ca. 15-25 Grad, heiter
bis wolkig,
Verpflegung: gudd bis
saugudd
Organisation: sehr gut
Duschen: Duschkabine
Zuschauer: überflüssig zu
erwähnen, geilste Stimmung
Medaille: ja
T-Shirt: ja, Funktionsshirt
im Startgeld
Startgeld: 65 € für die
ersten 500 Anmelder, dann 75 €
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