Bericht über den 7. Himmelswegelauf am 16.06.2018 in Nebra

 

Etwas Rätselhaftes liegt schon in den Bezeichnungen und Orten, die diesen Lauf prägen. Was kann man schon unter den „Himmelwegen“, der „Arche Nebra“ oder der „Himmelsscheibe“ verstehen?

Dem „Geheimnis“ wollte ich vor Ort nicht zuletzt durch die Teilnahme am diesjährigen Marathonlauf auf die Spur kommen.

 

Margit und ich reisten vom 160 km entfernten Chemnitz bereits am Freitag an und quartierten uns in einem Hotel im Ort „Wohlmirstedt“, ca.10 km von der Arche Nebra entfernt, ein.

Auf der Hinfahrt tangierten wir die Arche Nebra. So kam ich auf die Idee sozusagen „en passant“ die Startunterlagen mitzunehmen. Diese galt es in der Arche Nebra abzuholen. Dieser Ort ist in der Form einer Barke, die auch auf der Himmelsscheibe eine Rolle spielt, gebaut worden, was ihr wohl den Namen „Arche“ eingebracht hat. Hier befindet sich ein „Planetarium“, in dem man sich die Geschichte der Himmelsscheibe zu Gemüte führen kann. Dies taten wir dann am Sonntag auf der Rückfahrt in aller Ruhe.

 

Mein organisatorisches Problem bestand darin, dass der Start am Sonnenobservatorium beim Ort Goseck um 9 Uhr geplant war. Es gab zwar eine kostenlose Rückfahrtmöglichkeit von Nebra nach Naumburg nach dem Lauf, allerdings mit der Bahn, und was sollte ich auch in Naumburg?  Das war aber für mich alles zu umständlich. Daher bestellte ich für Samstagmorgen um 8 Uhr ein Taxi zur Arche, das mich dann zum Observatorium brachte. Das kostete zwar einige Euronen, aber es schien mir die sicherste Möglichkeit zu sein, um Margit nicht unnötig lange auf meine Rückkehr warten zu lassen.

 

Das Sonnenobservatorium ist allerdings keine hochmoderne Einrichtung, sondern stammt aus grauer Vorzeit. Etwa 2000 Holzpfähle sind so angeordnet, dass man die Sommer- und Wintersonnwende am Stand der Sonne erkennen kann. Sie diente den damaligen Menschen außerdem dazu, zu sehen, wann geerntet werden muss. Was man heute hier besichtigen kann, ist allerdings eine Rekonstruktion.

 

Weitere historische Orte sind das Grab der Dolmengöttin in Langeneichstädt und das Ringheiligtum Pömmelte, jeweils 7000 bzw. 4000 Jahre alt.

Im archäologischen Museum in Halle befindet sich das Original der Himmelsscheibe, die ca. 3600 Jahre alt ist und erst im Jahre 1999 gefunden wurde. Sie ist ein Beweis dafür, dass man schon zu dieser Zeit in Mitteldeutschland einen Kalender kannte, sogar einen Schaltmonat, der alle 3 Jahre war. Dies ergab sich seinerzeit aus der Tatsache heraus, dass ein Mondjahr nur 354 Tage hatte, das Sonnenjahr allerdings 365.

Mehr darüber erfährt man entweder in der Arche Nebra oder im Internet.

Wenn man jetzt all die genannten Orte „abläuft“, nennt man diese Wege eben die „Himmelswege“.

 

So, das soll zur Erklärung genügen.

 

Mein Taxi stand am vereinbarten Platz bereit und man beförderte mich zum Startort nach Goseck. Dort traf ich meine letzten Startvorbereitungen und gab danach meinen Kleiderbeutel zum Transport zurück zur Arche ab. Ich ging davon aus, dass die Strecke einen gewissen Teil durch ein Waldgebiet führen würde. Am Start belehrte man mich aber eines Besseren: Sobald die Wolken sich auflösen, wird die Sonne gnadenlos auf uns herab brennen. Mein 3. Hitze-Marathon in Folge stand also an!

 

Der Start erfolgte unmittelbar vor dem Observatorium. Kein Geringerer als der Doppelolympiasieger Waldemar Cierpinski gab den Startschuss.

Zunächst liefen wir 2 Runden durch Goseck. Dann ging es auf den „Rückweg“ nach Nebra.

Der erste Ort, den wir durchliefen, hieß Markröhlitz, dann ging es nach Dobischau, ein Teil der Stadt Freyburg/Unstrut. Die Strecke verlief fast ausnahmslos auf Asphalt, was dazu führte, dass es nicht nur von oben her warm war, sondern auch von unten.

Auf dem Weg nach Großjena konnten wir entlang einer Allee laufen, so dass es jetzt doch mal ein wenig Schatten gab, auch wenn dieser immer wieder unterbrochen war. Leider waren die ersten beiden V-Stellen jeweils ca. 6,5 km auseinander. Den Temperaturen war dies egal. Sie stiegen ständig an. Gelegentlich konnte man mal einen Windhauch ergattern, ansonsten war es windstill.

Nach einer guten Stunde liefen wir in Freyburg ein. Leider haben wir von der dortigen Altstadt nicht viel mitbekommen. Dennoch war die V-Stelle willkommen. Von hier hatte man jetzt einen guten Blick auf die Neuenburg. Nur aus der Ferne zu erkennen war der „dicke Heinrich“, wohl ein Dom. Hier hatten wir das erste Drittel hinter uns und wir querten zum ersten, aber nicht letzten Mal die Unstrut.

 

Die Wolkendecke war inzwischen recht dünn geworden, unsere Schatten wurden kräftiger, die Muskeln schwächer. Ich musste heute schon recht früh die Wasserbottiche und Schwämme nutzen um mich abzukühlen.

Dann erreichten wir Laucha, ein etwas größerer Ort. Hier war für uns Halbzeit und für Halbmarathonis war hier um 10 Uhr Start. Ich hatte für die erste Hälfte 2:03 h benötigt. Mir war aber klar, dass die km auf der 2. Hälfte deutlich länger werden würden.

 

Wir kamen nun aus Laucha heraus, liefen auf eine mir unbekannte Burg zu und wandten uns dann wieder dem Flusslauf der Unstrut zu. Rechts von uns befanden sich nun schöne Gesteinsformationen. Immer wieder begegneten uns aber auch schöne Pflänzchen, wie z.B. die Kornrade und Klatschmohn.

 

Es muss natürlich erwähnt werden, dass wir uns hier, ohne es eigentlich richtig zu bemerken, in dem Weinbaugebiet Unstrut-Saale befinden. Es werden vornehmlich Weißweine wie Riesling, Gutedel, Grauburgunder und Silvaner angebaut. Als Vertreter der Rotweine ist der Spätburgunder zu nennen. Margit und ich hielten uns während unseres Aufenthaltes aber vornehmlich an das schwarze Bier aus Bad Köstritz.

 

Nicht zu übersehen sind dagegen die vielen Kornfelder, die erntereif sind.

Dann liefen wir vornehmlich leicht bergab auf den Ort Karsdorf zu. Dabei war eine sehr lange Brücke zu sehen, die sich offensichtlich noch im Bau befand. Es handelte sich aber keinesfalls um eine Autobahn, wie ich vermutete. Der Taxifahrer von heute früh erklärte mir, dass es sich um eine ICE-Strecke handele.

 

Hier befand sich endlich km 30. Für mich ein Signal, dass es ab jetzt auch mal im Gehschritt weiter gehen durfte. Ich entschied mich zur „Salami-Taktik“: Ich erlaubte mir abwechseln zu gehen und zu laufen, wobei der Anteil des Laufens doch mindestens 2/3 ausmachen sollte. Die Hitze hatte jetzt bei etwa 28 Grad wohl ihren Höhepunkt erreicht. Schatten war und blieb leider Wunschdenken. Einige LäuferInnen, die sich bisher in meiner Nähe aufhielten, verabschiedeten sich nach vorne, andere wurden aber auch von mir „eingesammelt“. Anderen ging es also noch schlechter als mir. Bei mir war das große Problem aber nicht die Muskulatur, sondern die Atmung. Daran muss ich Zukunft arbeiten, auch wenn ich noch nicht weiß, wie.

 

Durch meine gewählte Taktik machte mir die Hitze aber nicht mehr gerade so viel aus, da ich ja immer wieder Verschnaufpausen hatte. Manchmal ließ ich eine geplante Gehpause auch ausfallen.

Im Wesentlichen liefen wir nun in der Nähe der Unstrut auf einem Radweg. Immer wieder bekam ich zu hören, dass es jetzt nicht mehr weit sei, aber glaubt mir: Das wusste ich auch selbst. Vor Nebra kürzten wir dann den Lauf der Unstrut ab. Zunächst etwas bergan, dann bergab in den Ort Nebra hinein. Unser Ziel, die Arche befand sich aber noch etwa 2-3 km weiter weg. So ging es wieder an die Unstrut bis wir zu der Brücke kamen, die zum Ortsteil Wangen führte.

 

Links ließ ich den Sportplatz liegen, auf dem mein Auto geparkt war. Noch 2 Abbiegungen, dann stand der Zielanstieg bevor: Die letzten 400 m ging es ziemlich steil bergan. Ein anderer Läufer, der wohl mit einem Krampf in einem seiner zwei Beine zu kämpfen hatte, gesellte sich zu mir. Den Vorschlag, die letzten Meter doch noch zu laufen, nahm er zwar an, konnte ihn aber nicht in die Tat umsetzen…

 

Nach 4:42 h war ich zurück und die schöne Medaille, auf der natürlich die Himmelsscheibe nachgebildet ist, wurde mir umgehängt.

Nun hatte ich also an 3 Wochenenden im Osten der Republik 3 Marathons in 3 verschiedenen Bundesländern absolviert: Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Ich glaube, ein bisschen stolz sollte ich schon sein, auch wenn es heute mal nicht zum Altersklassensieg gereicht hat: Im Gegensatz zu Görlitz und Altenburg, wo ich jeweils Erster war, reichte es heute „nur“ zum dritten Platz.

 

Jetzt heißt es erst einmal zurück zu meiner Margit ins Hotel, morgen die Arche besichtigen und am nächsten Abend den Kickers aus Deutschland die Daumen drücken, nicht dass die noch gegen Mexiko verlieren…

 

 

Zusammenfassung:

 

Strecke: Marathon etwa 300 Höhenmeter, 95 % Asphalt

Wetter: ca. 20-28 Grad, wolkig bis heiter 

Verpflegung: gut, aber keine Cola

Organisation:  gut, viel Wasser zum Kühlen war auch dabei

Duschen: ja

Zuschauer: wenige, eigentlich nur an den V-Stellen

Medaille: ja - Himmelsscheibe

T-Shirt: ja, Funktionsshirt gegen Aufpreis von 16 €

Startgeld: für Marathon 50 €

 

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