Bericht über den 13.  Metropol-Marathon am 02.06.2019

 

Margit und ich haben die erste Therapiewoche in Chemnitz hinter uns. Es geht ihr gut, und auch die ersten Fortschritte sind erkennbar. Eigentlich gab es bisher immer Erfolge zu vermelden, auch wenn sie noch so klein waren: Es hilft ihr alles um das große Ziel zu erreichen.

Am Samstag fuhren wir dann nach Fürth, etwa 250 km von Chemnitz entfernt. Hier sollte der 13. Metropolmarathon stattfinden. Wir kamen im Hotel Mercure unter. Dort ist alles sehr geräumig, was ja aufgrund des Rollstuhles nicht unwichtig ist.

Unmittelbar nach dem Einchecken machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt, wo die Startnummernausgabe war. Nach einer kleinen Stadtbesichtigung ging es wieder zurück Richtung Hotel. Hier konnten wir am Abend das Champions-League-Finale am Fernsehen verfolgen. Dann hieß es, schnell schlafen, denn der Start für den Marathon, ¾-Marathon und Halbmarathon erfolgte bereits um 08:45 Uhr.

 

Diese Zeit erschien mir sehr gut, waren doch Temperaturen über 30 Grad vorausgesagt. Als der Startschuss fiel, waren es bereits 22 Grad.

Die Strecke führte zunächst über einige Kurven durch die Stadt. Bereits nach knapp 2 km gab es zum ersten Mal etwas zu trinken.

Ich machte sofort Gebrauch davon.

Ich hatte mir keine großen Gedanken über eine geplante Endzeit gemacht. Mir war klar, dass ich heute mit Schwierigkeiten zu rechnen hatte. Seit letztem Jahr habe ich bei sogenannten Hitzeläufen immer Probleme gehabt.

Nach der ersten Wasserstelle ging es kurze Zeit später nach einer 90-Grad-Rechtskurve unter einer Eisenbahnlinie durch. Bei km 6 sollten wir diese Stelle ein weiteres Mal passieren, jedoch aus der anderen Richtung kommend. Bei km 2,5 gab es die erste V-Stelle mit Cola, Iso, Wasser, Melonen und anderem Obst. Wir passierten die Musikschule, wo natürlich uns zu Ehren auch musiziert wurde.

Im leichten Zickzack mit anschließenden längeren Geraden gelangten wir bei km 7 an die Pegnitz. Hier gab es den ersten nennenswerten Schatten.

Entlang der Pegnitz und damit im Stadtwald Fürth erreichten wir km 8. Hier war auch die Trennung mit den 10 km-Läufern. Diese starteten jedoch erst später. Ich selbst hatte keinerlei Kontakt mit ihnen.

So liefen wir alle gemeinsam über die Rednitz, die sich kurz darauf in die Pegnitz ergießt.

Hier hatten wir auch den „tiefsten“ Punkt der Strecke erreicht. Auf den nächsten 9 km sollte es aber hügeliger werden, und auch wieder sonniger…

Die Marathonstrecke bestand aus einer Halbmarathonrunde und zwei 10 km-Runden. Wo der fehlende km herkommen sollte, klärte sich dann bei km 15 – am höchsten Punkt. Hier bogen die Halb- und Dreiviertelmarathonis links ab, während unsereiner noch 500 m geradeaus weiterlief, um dann zu wenden und den anderen wiederum zu folgen. Jetzt hatte man plötzlich viele andere Läufer um sich herum.

In den Orten wie Ober- und Unterfürbach bzw. Unterfarnbach wurde man von den Zuschauern kräftig unterstützt, natürlich auch an V-Stellen.

An der Pegnitz entlang liefen wir jetzt wieder im Schatten. Dafür war ich sehr dankbar, denn die Temperaturen waren deutlich gestiegen. An den kleinen Steigungen musste ich hie und da schon etwas mit der Luft kämpfen. Es schien sich das gleiche Problem anzubahnen wie schon im letzten Jahr bei den Hitzeläufen…

Nun befanden wir uns auch schon wieder im Stadtgebiet und damit in der Sonne. Die beiden letzten km bis zur Vollendung der ersten und einzigen großen Runde durch die Stadt bzw. Fußgängerzone sind touristisch gesehen bestimmt interessant, doch ich war bereits am Kämpfen gegen die Hitze.

Übrigens: in dieser Stadt gibt es viele interessante Skulpturen und andere künstlerische Denkmäler. Man nennt Fürth auch die „Denkmalstadt“.

 

An der Matte, an der für uns die Zwischenzeit und für die Halbmarathonis die Endzeit genommen wurde, reihte ich mich rechts ein, um anzukündigen, dass ich die erste von zwei 10 km-Runden in Angriff nehmen wollte. Irgendwie schoss mir kurz vorher die Möglichkeit durch den Kopf mich links einzureihen und zur Abwechslung mal einen Halbmarathon zu finishen. Aber ich verwarf diesen Gedanken schnell, obwohl ich wusste, dass jetzt harte 20 km auf mich zukommen würden! Außerdem hätte ich ja schon 22 und keine 21 km gehabt…

 

Unter dem Applaus der vielen Zuschauer begab ich mich also auf die 10 km-Runde. Wie schon in der ersten, großen Schleife ging es zunächst lange durch die Sonne und die Stadt. Mein Kopf glühte.

Ich versuchte ihn mit Wasser abzukühlen. Aber wie soll das gehen, wenn dieses Wasser zwischen 25 und 30 Grad hat. Und zum Durstlöschen ist es auch kaum geeignet. Ab und zu nahm ich auch etwas Cola zu mir, aber das schmeckte noch scheußlicher!!

Selbst an den kleinsten Steigungen begann ich jetzt 100 m-weise zu gehen, dann lief ich wieder. Ich war froh, als ich endlich wieder an der Pegnitz war und damit im Schatten. Die ¾-Marathonis waren ja auch noch unterwegs. Somit war es auch nicht ganz so einsam wie ich es erwartet hatte. Bei km 8 folgte ich dann der 10 km-Markierung. Dann kam wieder der Weg durch die Innenstadt. Die Leute feuerten mich an – mit einem Glas Bier in der Hand – und meinten, es wäre gleich geschafft. Aber das traf für mich ja nicht zu. Ich musste da ja nochmal durch!

 

Als ich zum zweiten Mal die Ziellinie überquerte, dachte ich an überhaupt nichts mehr. Ich registrierte nur, dass ich jetzt auf den finalen 10 km war. Der Weg durch die brütende Hitze wurde jetzt für mich zur Qual. Das Trinkwasser wurde noch wärmer, die Lust auf mehr km deutlich geringer. Immer öfter ging ich. Gottseidank funktionierte mein Hirn noch: Ich begann mir einen Plan zurecht zu legen: 200 m laufen, 100 m gehen. Doch ich hielt mich nicht dran. Wenn es ging, lief ich auch schon mal ein oder zwei Hundert Meter weiter als geplant.

 

Irgendwann machte ich dann mal von den Gels Gebrauch, die man uns an den V-Stellen anbot. Ich ahnte, dass dies eventuell ein Fehler sein könnte, insbesondere in meiner Situation. Mit Wasser beförderte ich das Gel in meinen Magen. Der bedankte sich prompt mit einem kurzen Krampf. Dann wurde mir übel. Ich hätte mir selbst irgendwo hin beißen können. Schließlich hatte ich geahnt, dass dies in meiner Situation keine gute Idee sein kann. Ich begann sofort zu gehen und war bemüht an soviel Sauerstoff wie möglich zu kommen.

 

Nach ca. 500 m ging es mir wieder besser und ich begann wieder zu laufen.

Dann kam auch „schon“ wieder die Innenstadt. Auch hier ging ich noch einige Meter um dann wenigstens die Ziellinie laufend zu überqueren. Die Uhr blieb nach 4:53:25 h stehen. Damit war ich 4. meiner AK. Man könnte auch sagen: Letzter!!! Aber das spielt für mich keine entscheidende Rolle. Heute zählte für mich, dass ich unter schweren äußeren und wohl auch gesundheitlichen Bedingungen das Ziel erreicht habe. Für mich steht aber eines fest: Nächste Woche, wenn ich wieder zuhause bin, geht es zum Arzt. Ich sollte nicht länger ignorieren, dass mein Bruder und meine Tochter unter Asthma leiden. Möglicherweise hat es jetzt auch mich erwischt…

 

Im Ziel schnappte ich mir ein alk-freies Bier und ging dann die 2 km zurück ins Hotel. Dort gab es dann auch ein scharfes Bier zusammen mit Margit, der es gut ging. Da wir ein Late-Check-out gebucht hatten, konnten wir uns bis 18 Uhr Zeit lassen. Wir fuhren aber bereits gegen 16:30 Uhr zurück nach Chemnitz, wo am nächsten Tag die zweite Woche der Intensivtherapie begann.

Ich denke, wir werden mit weiteren Erfolgen und Ideen nach Hause zurückkehren, alles nach dem Motto: Aufgeben gilt nicht!

 

 

 

Zusammenfassung:

Strecke: überwiegend flach, nur wenige Hm, Asphalt und befestigte Wege

Wetter: ca. 22-32 Grad, trocken 

Verpflegung: gut, auch Cola, Iso, Obst

Organisation: gut

Duschen: in einer nahen gelegenen Schule.

Zuschauer: überraschend viele, besonders im Stadtgebiet

T-Shirt: ja, gegen Aufpreis

Startgeld: bei mir 49 €

 

Zurück zur Startseite                         Zurück zur Marathonübersicht