Bericht über den 23. RheinEnergie-Marathon am 13.10.2019 in Köln

 

Ich stand zum 3. Mal bei diesem Marathon am Start. Den bisherigen Umständen war es geschuldet, dass ich trotzdem noch nicht in der Ergebnisliste stand. Beim ersten Mal startete ich für einen anderen Läufer. Die Startnummer hatte ich mir im Internet ersteigert. Ein Ummelden ist auch bis heute noch nicht beim Köln-Marathon erlaubt. Also lief ich damals als Gerd über die Ziellinie. Den zweiten Versuch musste ich wegen einer Muskelverletzung nach 6 km beenden. Also hieß die Devise für heute: unbedingt ankommen, auch wenn ich gesundheitlich noch nicht so auf der Höhe bin!

 

Margit und ich sind dann am Samstag im Dorint-Hotel an der Messe eingetroffen. Von hier war man dann zwar ein gutes Stück von der Altstadt entfernt, aber dafür konnte ich am Sonntag den Start am Ottoplatz innerhalb von 10 min locker erreichen.

Den Samstagabend verbrachten wir dann in der Altstadt. Über die zugige Deutz-Brücke schob ich Margit mit ihrem Rollstuhl zielsicher zum Hardrock-Café in der Gürnitzer Straße, wo wir uns natürlich mit dem obligatorischen T-Shirt ausstatteten.

Hier in der Altstadt ist an Wochenenden immer viel los. So galt es auch nicht wählerisch zu sein bei der Restaurantsuche, sondern sofort zuschlagen. Vor einem thailändischen Gasthaus konnten wir uns dann für den nächsten Tag stärken.

 

Nach einer fast schlaflosen Nacht nahm ich ein leichtes Frühstück zu mir, versorgte Margit mit allem, was sie in meiner Abwesenheit so benötigen würde und machte mich dann gemütlich auf den Weg zum Start.

Die Farbe der Startnummer gab an, in welchem Startblock man starten durfte. Meine Nummer war blau: also eine Zeit unter 4 h. Das würde ich aufgrund meiner gesundheitlichen Probleme zwar nicht schaffen, aber was solls?

 

Wettertechnisch waren uns die Sonne und Temperaturen bis zu 25 Grad angesagt.

Die Sonne war allerdings nicht zu sehen. Kurz nach dem Startschuss bemerkte ich aber sehr schnell, dass es ziemlich schwül war…

 

Die Strecke führte uns ohne große Umschweife direkt zur Deutz-Brücke, die wir dann auch schon nach 1 km hinter uns ließen. Dann bogen wir nach links ab, ein kurzer Zickzack und wir befanden uns am Rheinufer. Entlang der Severinsbrücke, den Kranhäusern und dem Bayenturm bewegten wir uns Richtung Stadtteil  Rodenkirchen. Dann sah man auf der anderen Straßenseite die schnelleren Läufer, die bereits wieder in die andere Richtung liefen. An den V-Stellen war zu dieser frühen Zeit natürlich noch einiges los. Man musste aufpassen, dass man etwas zu trinken abbekam bevor man die V-Stelle passiert hatte. An den ersten V-Stellen gab es ausschließlich Wasser und Iso, erst später kamen dann Obst und noch später Cola hinzu. Was ich aber schon bald vermisste, das waren Wasserbottiche um meinen Schwamm, den ich extra mitgenommen hatte, in kaltes Wasser zu tauchen und mich dann abzukühlen bzw. den Schweiß abzuspülen.

 

Nach einem kurzen Schlenker bei km 7 liefen wir wieder zurück Richtung Bayenthal, wo wir bereits km-Punkt 10 erreichten. Bisher war alles sehr kurzweilig. Zu dieser Zeit war es noch interessant, die LäuferInnen, die hinter mir lagen zu beobachten. Einige waren kostümiert, die allermeisten allerdings nicht. Dafür gibt es aber am 11.11. am Köln-Pescher See den Karnevals-Marathon, bei dem Kostümierung ausdrücklich erwünscht ist. Diesen habe ich vor 2 Jahren absolviert. Er ist allerdings auf 50 Läufer limitiert…

 

Bei km 10,5 befanden wir uns noch auf dem „Rückweg“ am Rhein und kamen zur Südbrücke. Hier kamen schon die Reinigungskräfte der Stadtwerke und räumten den Müll weg. Sie wurden von den Läufern mit Applaus bedacht.

Danach verließen wir den Rhein und kamen bei km 12 zur Severinstorburg. Auf ungefährer Höhe der Deutzer Brücke machten wir dann einen Knick nach links in die Cäcilienstraße. Nach einem weiteren Linksbogen erreichten wir den Zülpicher- und den Barbarossaplatz.

Ja, die Strecke in Köln besteht aus vielen Zickzackbewegungen und Gegenlaufrichtungen. Dies zieht sich über die gesamte Strecke. Für die Begleiter der Läufer hat dies einen großen Vorteil: Oft genügt es einfach die Straße, an der man gerade steht, zu überqueren, um kurze Zeit später seinen Helden bzw. Heldin (aus Läufersicht dann aber ein paar km später) wieder zu sehen. Unsereiner wusste dies ja im Voraus. Deshalb machte ich mir darüber auch keine großen Gedanken.

Ich lief weiter mein Tempo und überquerte nach 2:04 h die Halbmarathonmarke.

 Das sah gut aus, und ich ging davon aus, dass ich unter 4:30 h das Ziel erreichen würde.

 

Wir liefen nun über die Dürener und Klosterstraße zum kleinen Aachener Weiher. Hier, bei km 23, war eine Spendenmatte. Man konnte diese überqueren oder aber umlaufen. Ich wollte kein Spielverderber sein und lief über die Matte, ohne zu wissen wofür ich jetzt wie viele Euro spenden würde. Man wurde aber später per Email darauf hingewiesen, und man konnte das Ganze auch ignorieren, was ich allerdings nicht tat. Ein Mann – ein Wort!

 

Beim 24. km kamen wir zu einem Punkt, den man schon bereits bei km 15 tangiert hatte und bei km 40 wiedersehen sollte, den Rudolfplatz: Ideal für Zuschauer und Begleiter. An solchen Stellen sah man auch hin und wieder die gleichen Anfeuerungsschilder und die entsprechenden Leute dazu wie vorher.

Einer dieser Anfeuerer war Michel, ein Franzose: er taucht immer wieder bei Marathons auf, verkleidet als Clown und hält immer das gleiche bunte Schild hoch. Er hat sogar eine Startnummer an. Beim Durchforsten der diesjährigen Ergebnisliste stellte ich fest, dass er für diese Startnummer tatsächlich bezahlt hatte. Er wurde aber disqualifiziert, offensichtlich, weil er keine einzige Matte überquert hatte. Er verhielt sich eigentlich genauso wie die anderen, die ihre LäuferInnen anfeuerten; aber er lief nicht. Er war übrigens in der M75 gemeldet: Total verrückt, aber liebenswert!!!

 

Unsereiner lief aber weiter über die Bismarck- und Vogelsanger Straße zur Venloer Straße bis hin zum Hansaring mit dem Mediapark. Bei km 30 war der Ebertplatz erreicht. Ab jetzt wurde es für mich vom km zu km schwerer. Es gab sehr viel Gegenlauf, und ich beneidete diejenigen, die vor mir lagen; und das waren nicht wenige Läufer und nicht wenige km.

An den Zuschauern lag es nicht. Diese waren unentwegt dabei uns anzufeuern, riefen die Namen, die auf der Startnummer standen – einfach Klasse.

Ich bekam einfach nicht soviel Sauerstoff, wie ich benötigte. Es gab nur zwei Möglichkeiten:   langsam laufen und gehen! Aber gerade die Passagen, die wir jetzt absolvierten, bestanden aus vielen Gegenpassagen. Ich schnappte mir jetzt immer häufiger einen Trinkbecher mit Wasser, tauchte meine Schwamm hinein und versuchte damit meinen Kopf zu kühlen. Aber versuch mal mit warmem Wasser irgendwas zu kühlen…

 

Bei km 38 war ich dann wieder am Ebertplatz und kurz darauf am Hansaring: Gegenverkehr!

 

Schon seit geraumer Zeit begann mich folgendes zu nerven: die Staffelläufer!

Diese waren genau diejenigen, die mich am häufigsten überholten. Viele von ihnen nahmen keinerlei Rücksicht auf unsereinen. Beim Überholen oder an den V-Stellen packten sie ihre Ellbogen aus und schoben andere zur Seite. Man darf nicht vergessen: Bei dieser Veranstaltung waren 1100 Staffeln beteiligt! Ich finde: Eine irrsinnige Anzahl, aber insbesondere die jüngeren sollten noch lernen, was Fairplay heißt!!!

 

Ich kämpfte mich brav weiter. Aber mein Ziel unter 4:30 h das Ziel zu erreichen, geriet immer mehr in Gefahr. Aber ich verfolgte schon seit längerem, dass dies nicht das primäre Ziel sein musste: Immer mehr Läufer lagen mit Krämpfen auf dem Boden oder verdrehten die Augen: Die Schwüle forderte ihren Tribut! Ich war also gewarnt! Ich spürte, dass auch ich an eine gewisse Grenze geriet: Ich war nicht mehr der gute Hitzeläufer vergangener Jahre. Aber ich hatte Erfahrung! Und die riet mir: Sei vorsichtig! Du musst zurück ins Hotel! Dort wartet jemand, der Dich braucht!

 

Ich überbrückte also noch ein paar Meter im Gehschritt.  Dann war ich am Neumarkt. Kurze Zeit später bog ich in die Hohe Straße, Fußgängerzone, ein. Diese führt direkt zum Dom. Trotzdem ging ich auch hier noch ein paar Meter, um dann in der Komödienstraße zu finishen.

Die Uhr blieb für mich nach 4:32 h stehen. Okay, damit muss ich zufrieden sein. Bleibt noch zu klären, warum ich auf der zweiten Hälfte so viel Zeit habe liegen lassen, vielleicht ist doch ein „Belastungsasthma“ dafür verantwortlich…?

 

Bis man dann das Zielgelände verlassen kann, dauert es eine ganze Weile. Man hat hier eine Verpflegungsmeile aufgebaut, wie ich sie so nur vom Bonn-Marathon kenne. Warme Würstchen im Brötchen, Brezeln, Obst, alk-freies Bier, Cola und vieles mehr. Außerdem erhält man natürlich seine Medaille, diesmal aus leichtem Holz gefertigt, auf dem die Marathonstrecke abgebildet ist. Geschmackssache!

 

Als ich am Ausgang nach dem Weg zur Deutzer Brücke frage, erhalte ich eine Gegenfrage: Willst Du den Marathon nochmal laufen?

Ich war etwas verwirrt, aber durch die weiträumigen Absperrungen war ich gezwungen zunächst zum Heumarkt und dann wieder parallel zurück zum Neumarkt zu gehen. Dann konnte ich auf die Deutzer Brücke wechseln. So benötigte ich ca. 45 min bis ich wieder im Hotel war. Margit ging es gut, und ich konnte in Ruhe duschen. Den Abend verbrachten wir dann im Hotel, wo es im Übrigen ein gutes Restaurant gab.

 

Fazit: Eine gut organisierte Veranstaltung. Das, was ich vermisst habe, wurde bereits erwähnt; das, was mich gestört hat, ebenfalls.

Übrigens: Die Startunterlagen erhält man seit diesem Jahr in der Motorworld, einige km vom Start bzw. Ziel entfernt. In der Nähe befinden sich jedoch große Kaufhäuser, deren Parkplätze man nutzen kann.

 

 

 

Zusammenfassung:

Strecke: flach, keine nennenswerte Steigungen, zu 100 % asphaltiert

Wetter: ca. 10-26 Grad, trocken, schwül

Verpflegung: viel Wasser und Iso, später auch Obst und Cola

Organisation: gut

Duschen: im Hotel

Zuschauer: fast überall

T-Shirt: Fu-Shirt gegen Aufpreis

Startgeld: gestaffelt nach Anmeldezeit, bei mir 92 €

 

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